"Es [das Jugoslawentum] verstand sich als multinationale und multikulturelle Gemeinschaft und wurde jahrelang nicht nur durch Titos populären Slogan »Hütet die Brüderlichkeit und Einigkeit wie euren Augapfel« gestärkt, sondern auch durch die Praxis des Zusammenlebens (heute erklären diese selben Völker einmütig, daß sie in einem Völkergefängnis gelebt haben und daß die Schuld für den heutigen brutalen Krieg eben bei dieser Idee des Jugoslawentums zu suchen ist, nicht etwa bei ihnen selbst).
Die Völker des nun schon ehemaligen Jugoslawien haben vor reichlich zehn Jahren beim Begräbnis ihrer greisen Mumie Tito aufrichtig getrauert. Heute behaupten diese Völker unisono, unter dem "repressiven Regime eines kommunistischen Diktators" gestöhnt zu haben. Die fanatischeren zerschießen Titos Gipsbüsten wie Tontauben. So exektutieren sie nachträglich (nach über 10 Jahren!) das Fantom ihres Kommunismus. ...
Heute sagen in derselben nationalen, kollektiven Sprache all jene ihre Wahrheit, die fünfzig Jahre geschwiegen haben, das heißt jene, die in derselben kollektiven Sprache fünfzig Jahre lang eine multinationale Gemeinschaft als Wahrheit gelebt haben." (
Dubravka Ugrešić, August 1993)

Artikel zum Thema Jugoslawien der Zeitschrift GegenStandpunkt (1992 - 2003)
(noch nicht vollständig verlinkt)

YU

Film: 
"Bruderkrieg" - eine ausgezeichnete Dokumentation von Paul Mitchell,
deutsche Version bearbeitet von Helmut Schwarzbach,
in 6 Teilen: 1. Der Sprengsatz, 2. Die Lunte brennt, 3. Die Explosion, 4. Flächenbrand, 5. Sicherheitszonen, 6. Der kalte Krieg
(wurde 2006 im TV-Sender Phönix gezeigt, Mitschnitt auf 3 DVDs über KoKa Augsburg ausleihbar)

Die imperialistische Neuordnung Jugoslawiens (06.08.2007, Artikel von KoKa Augsburg)
Ново империјалистичко уређење Југославије (Übersetzung ins Serbokroatische, erschienen in der Ревија Мостови, Oktober 2007)

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