Die USA prolongieren die Existenz von
zwei der Sache nach faschistischen Staatswesen: Israel und Nord-Korea
Schiffchen-Versenken auf der weltpolitischen Bühne, Staatspiraterie: Versenken eines süd-koreanischen Marineschiffs namens Cheonan im Gelben Meer*, Angriff auf
ein Versorgungsschiff für Gaza im östlichen Mittelmeer - die ganze Welt
fragt: Ticken die noch richtig? Doch wie ticken sie denn?
Die Staatsprojekte jener beiden Staatsakteure sind nicht so vollkommen
und umfassend, wie sie es
gerne hätten, ein wirkliches Mittel für sie haben sie nicht -
Atomsprengköpfe hin oder her (die können sie ja ohnehin
schlecht auf die Gebiete werfen, derer sie dauerhaft habhaft werden
wollen). Nichtsdestotrotz und gerade deshalb
betrachten sie die staatliche Gewalt als das einzige wirkliche Mittel,
diesem Ziel eines für alle ihrer als auserwählte Volkszugehörigen**
definierten, umfassenden Staates näher zu kommen und bringen sie
daher auch entsprechend rücksichtslos zum Einsatz gegen alle und
alles, was sie als Anschlag auf ihre Ambitionen ins Auge fassen auch
nur können. Es versteht sich deshalb auch fast von selber,
daß sie der sonst in der Staatenwelt
üblichen politischen Diplomatie argwöhnisch gegenüberstehen, sie als
ebensolchen Anschlag auf ihre Ambitionen glauben ansehen zu müssen.
Ihr so an den Tag gelegter Gewaltfanatismus läßt mit Fug und
Recht daran zweifeln, ob sie ihren wirklichen politischen
Abhängigkeiten dermaßen bewußt sind bzw. sein wollen, daß sie
sich diesen Abhängigkeiten weiterhin zu fügen und unterzuordnen
gedenken.
Im Falle Israels ist es die Abhängigkeit von den USA (und deren
westeuropäischen NATO-Verbündeten), als
deren Vorposten es im Nahen Osten eingeplant ist und als Stachel im
Fleisch
der arabischen Nationen (plus dem Iran) denen gehörig Schmerzen
bereiten soll, so sie sich auf eine dem freien Westen nicht opportune
Schiene begeben sollten oder wollten. Im Falle Nord-Koreas ist es
die Volksrepublik China, als deren Pufferstaat Nord-Korea gegen die
us-amerikanische Einflußzone mit ihrem süd-koreanischen
Ziehkind und Bundesgenossen am Leben gehalten wird***. Das macht in
beiden Fällen
den Umgang mit den höchst eigenwillig operierenden Regimes in Tel
Aviv und Pjöngjang so schwierig, für die USA hier und
für China dort.
Der Grund dafür, daß sich in beiden Fällen nichts auf eine
Lösung der Konflikte hin bewegt, ist in beiden Situationen
allerdings derselbe. Es sind die USA, die keine ihrer Positionen
aufgeben wollen:
In Süd-Korea stehen ihre Truppen einer gesamtkoreanischen
Verhandlungslösung im Wege. China stünde einem
wiedervereinigten weitgehend entmilitarisierten, durchaus
kapitalistischen Korea ohne US-Truppen offenkundig aufgeschlossen
gegenüber und hat auch keinerlei Interesse, es selber zu
besetzen, würde es sich dadurch ja nur Unannehmlichkeiten
einhandeln. Die USA
hingegen deuten solche Planspiele jedoch sofort als
Kräfteverschiebung zu ihren Ungunsten und schieben China den
schwarzen Peter zu: Soll China tatsächlich in N-Korea
einmarschieren - wie die Sowjetunion 1979 in ihren Pufferstaat
Afghanistan - und dort nach US-Vorgabe für die gewünschten
Verhältnisse und eine Verhandlungsgrundlage sorgen, für eine
Lösung, die dann aber doch an den USA scheitert? Es ist also
höchst verlogen, wenn der Westen unisono jetzt nach einer
wiederholten Zuspitzung der Lage den Ball im Felde Beijings sieht.
Im Falle Israel ist sowieso klar, daß eine Auflösung dieses
Staates in seiner bestehenden Verfassung, die allein für eine friedliche
Perspektive sorgen könnte, den USA und der übrigen imperialistischen Welt nicht in
die Tüte kommt. Nicht, weil die deutschen Faschisten damals unter vielen anderen auch
Juden umgebracht hatten. Einzig und allein deshalb, weil man hier ein
staatliches Objekt hat, dem gegenüber der Respekt einer ganzen
Weltgegend gefordert wird und das nicht zu knapp: Alles hat man
hinzunehmen, was dieser Staat auch tut und läßt: Abweichende
Meinungen werden sofort als unerwünscht einer antiwestlichen
Grundhaltung zugeschrieben, die nur eines notwendig macht, nämlich
weiterhin so zu verfahren wie bisher. Verhandlungslösungen werden
auch in diesem Falle von vorneherein als der falschen Seite in die
Hände spielend beargwöhnt und da hat der Staat Israel sogar
die privilegierte Freiheit, den USA und der EU die Meßlatte vorzugeben.
Kurzum: Eine Lösung der beiden brisanten Fälle in Ost- und
Westasien kann nicht zustande kommen, solange die USA ihre Position
nicht grundlegend revidieren. Und das wollen sie nicht; wer will die
Welt schon ins Unken geraten lassen, wer sie regiert, wenn er mal
"einknickt"?
___________
* Die Rechtfertigung N-Koreas, es werde
laufend provoziert, erinnert stark an den deutschen Überfall auf
Polen und die Rechtfertigung durch Hitler. Auch das Dementieren von
offenkundigen Tatsachen läßt auf einen Wirklichkeitsverlust
schließen, dem allein die pure nationale Rechthaberei den
Marschbefehl angibt.
** Die Definiton der Volkszugehörigkeit nicht über eine
"Mutter"-Sprache - die müssen jüdische
Religionsangehörige zumindest als Einwanderer in aller Regel erst
verspätet nachlernen -, sondern über die Religion,
läßt auf einen intransigenten Fundamentalismus
schließen, wie ihn der Absolutheitsanspruch einer Glaubenslehre
einimpft. [Was nicht heißen soll, daß der "normale"
Nationalismus irgendwie harmlos und zu billigen wäre.]
*** Mehr als am Leben gehalten aber auch schon lange nicht mehr, die
Unterstützung wurde auf ein Minimum heruntergefahren, was sogar
die Reislieferunen an die notleidende Bevölkerung
einschließt, was Nord-Korea zum Bittsteller auf der
Weltbühne herabgewürdigt hat. Nord-Korea gänzlich fallen
zu lassen, hieße allerdings, es noch unberechenbarer zu machen
als es ohnehin schon ist, es hieße, es in einen letzten
Verzweiflungskrieg zu treiben, an dessen Ende die völlige
Zerstörung der koreanischen Halbinsel stünde, über ihr
die US-Flagge wehend. Das sollte man sich auch einmal vor Augen
führen, wenn man behauptet, China sei am Zuge. Mit einer
"Entspannung" der Lage auf der Halbinsel hat diese Sicht der Dinge
ohnehin nichts zu tun. "Entspannung" - ist eh nur ein Begriff
dafür, die politischen Dinge im Interesse des Westens
voranzubringen. Der einzige Staat, dem Entspannung ein echtes, nicht
verlogenes Anliegen ist, weil im ureigenen Interesse liegend, ist
übrigens China, davon zeugt z.B. sein Interesse an der
Fortführung der Sechs-Parteien-Gespräche.
An dem vielbeschworenen "Friedensprozeß" im Nahen Osten hat schon
gleich keine maßgebliche Macht wirkliches Interesse, seitdem sich
die Sowjetunion aus ihrer Verantwortung für die arabische Welt
ausgemischt hat und solange Rußland an dieser Ausmischung
festhält und solange China einen Teufel tut, sich da als Widerpart
der USA einzumischen.
(02.06.10)
