Der Wirtschaftsstandort: Eine neue Website der Stadt Augsburg macht deutlich, worum es der Stadtpolitik wirklich geht, jenseits aller schönfärberisch-harmlos erscheinenden Zitate wie dem des schottischen Stadtplaner-Idols Patrick Geddes »Global denken - lokal handeln« oder der offenkundigen Lüge »Wege entstehen dadurch, daß man sie geht« (Franz Kafka). Die Verwechselung von Kapitalismus mit Pfadfinderidealen, Puppenspielchen und Trampelpfaden ist natürlich beabsichtigt, schließlich soll er, wie brutal er auch immer mit Arbeiter & Natur verfährt, so naturgegeben wie irgend möglich erscheinen.
Auf diesem Portal wird auch sehr schön die Ein- und Unterordnung aller anderen »Faktoren« deutlich, als harte bzw. weiche Standortfaktoren. Zu letzteren gehören dann so unwichtige Dinge wie Wohnen, Umwelt, Kultur und auch anderes wie eine »Work-Life-Balance«, Sport und Shopping (mit italienischem Flair!). Zu den harten Faktoren gehören dann Wertschöpfung & Wirtschaftswachstum sowie der Arbeitsmarkt, aber auch die Unternehmersteuern, die am Standort ja bekanntlich gar nicht günstig genug sein können. Neben den harten und weichen Faktoren gibt es dann die Flagship-Projekte wie Technologiezentrum, Luft- und Raumfahrt etc.; Technologie gibt es dann in einem extra Feld: Faserverbund, Mechatronik & Automation, IT, Umwelt und Logistik; ebenso wie die Verkehrsinfrastruktur, den Einzelhandel, das Messewesen und die Gewerbeflächen.
Da weiß man doch, wofür man hierzulande verplant ist, wo man sich einbringen und wie toll man sich fühlen kann & soll, an einem so wahnsinnsgeilen Standort zu leben, auch wenn das Leben für Geldbeutel und Gesundheit des kleinen Mannes ganz schön kostspielig ist. Übrigens ist es schön zu sehen, daß Bildung bei all dem doch keine so große Rolle zu spielen scheint, denn die ist glatt vergessen worden. Was natürlich auch irgendwie seine Berechtigung hat, denn wie so ziemlich alles im Kapitalismus sind die nötigen Bildungsinhaber ja käuflich!
(09.12.10)