Theater ums Theater:
Als Ersatzspielstätte für die sich im desolaten Zustand befindliche Komödie wurde ein - provisorischer - »Container« mit Kosten von über Millionen Euro vom Stadtrat 2010 beschlossen, die Ausschreibung ging über die Bühne. Nun hat sich herausgestellt, daß Mehrkosten von über 2,5 Millionen anfallen, weil etliche Posten - darunter der Rückbau - gar nicht veranschlagt worden sind (Gesamtkosten nun 6,9 Millionen). Somit wurde die gesamte Ausschreibung fragwürdig und kann so nicht aufrechterhalten werden. Daraus ergibt sich die Frage, ob ein solch wesentlich teurerer Container überhaupt vom Stadtrat gebilligt worden? Oder wurden die Kosten bewußt untertrieben, um das Projekt durch den Stadtrat zu jagen? Oder wollte der sattsam bekannte Baureferent einmal mehr ihm verpflichtete Leute mit einem Auftrag beglücken, den sie anderweitig schwerlich zu erwerben imstande gewesen wären? Offensichtlich ist es ja wirklich so, daß Herr Merkle die Ausschreibung vorgenommen hat. Darauf hat Architekt Schafitel (neue sonntagspresse v. 13.02.) hingewiesen. Der AZ-Artikel "Grab soll Projekt an Merkle abgeben" (11.02.11) ist also eine gezielte Irreführung der Öffentlichkeit. Allerdings muß der in der neuen sonnntagspresse erhobene Vorwurf zurückgewiesen werden, das Baureferat würde mangelns Kompetenz etwas verbocken. Wie im Falle CF-Stadion hat man die Eindruck, daß hier gezielt und vorsätzlich Dinge so bewegt werden, wie sie zur Bereicherung beteiligter Seilschaften am besten beitragen. Und es muß vor allem die AZ zurückgewiesen werden, die so tut, als sei mit der Aufdeckung der Mehrkosten keine neue Situation entstanden, die eine nochmalige Diskussion und Beschlußfassung benötige. Soll hier einmal mehr eine Riesensauerei der CSU unter den Teppich gekehrt werden?
Auf alle Fälle steht der Container wieder zur Debatte. Es ist völlig klar, daß im Grunde niemand einen solchen braucht, nicht einmal das Theater selber, welches sich längst andere Ersatzspielstätten gesucht hat. Ob die gefundenen Unterkünfte unglücklicher machen als ein Container es würde, ist eine reine Spekluation. Nichtsdestotrotz bläst sich die Intendantin Juliane Votteler auf, als wäre sie mit ihren Wünschen der Nabel Augsburgs. Sie, die eine namhafte Regisseurin vergrault hat (bei Brechts Mahagonny), weil sie vorzugsweise vor der römisch-katholischen Kirche auf die Knie fälllt, unentgeltlich versteht sich! Dann hat sie eine Rede geschwungen beim Jahresempfang des Handelsverband Bayern (Bezirk Schwaben): Hatte sie da nicht den Mut, um eine Privatfinanzierung des Containers zu bitten? Das Theater kriegt - auch das muß einmal gesagt werden - nun wirklich mehr als genug Gelder aus dem öffentlichen Haushalt und, wenn man an die bevorstehende Sanierung des Großen Hauses denkt: Wofür taugen die bereits anvisierten horrenden Kosten von über 50 Millionen Euro? Wenn Votteler Intendantin bleibt, sind sie jedenfalls verpulvertes Geld, weil sie dem Standort Augsburg abträglicher ist, als daß es ein historisches Gebäude aufwiegen könnte.
Noch etwas muß angefügt werden: Die »Opposition«. Daß die AZ möglichst wenig Licht in die Machenschaften ihrer CSU dringen lassen möchte, ist nichts Neues. Daß sie sich damit selber diskreditiert, indem sie den Journalismus der Politik unterordnet, ist ihre Sache als überparteiliche Parteizeitung. Der Leser erwartet ja schon gar nichts anderes mehr. Bei der politischen »Opposition« sieht es so aus, daß sie keine sein will: Die SPD möchte wieder in die Stadtregierung, anstelle von Pro Augsburg dienert sie sich der CSU an, verzichtet auf so gut wie jede Kritik an ihr und schiebt alles, aber auch alles dem Sport- und Kulturreferenten Peter Grab in die Schuhe, um so Pro Augsburg aus der Verantwortung zu boxen [Schön dokumentiert übrigens in der bereits genannten Ausgabe der neuen sonntagspresse, in der ein Bericht über die Container-Affäre die Anzeige ihres Fraktionschefs Dr. Kiefer so schön ad absurdum führt!]. Nicht daß Peter Grab nicht kritikwürdig wäre, nur so wie es die SPD handhabt, ist es keineswegs. Der »Fehler« Grabs besteht ja darin, es allen recht machen zu wollen, sich mit niemanden anlegen zu wollen, was nicht unmaßgeblich an dem Ressort liegt, das kein letztlich entscheidendes ist, anders eben als das Finanz- und das Bauressort. Aber, wie gesagt, die SPD will nicht ans Eingemachte, weil sie selber an die Pfründe will und sie macht der vakanten Stadtratsmehrheit der CSU ein Angebot, nämlich mit ihr stabiler zu regieren als mit Pro Augsburg. Die CSU hingegen sieht gar nicht ein, warum sie ihre Pfründe mir der SPD teilen sollte, wo doch Pro Augsburg viel handsamer zu haben ist. Von einer anderweitig ernstzunehmenden Opposition ist nichts zu sehen - weder Freie Wähler noch Grüne noch Die Linke bringen irgendetwas auf den Punkt. Nein, um das Theater braucht man sich doch keine Sorgen machen, liebe grüne Verena von Mutius!: Selbst wenn das Theater den Bach runter gehen sollte - was nun wirklich nicht abzusehen ist, nur weil das Schaupiel weder im Großen Haus noch in der Komödie stattfindet -, dann ist doch für jede Menge Ersatz schon gesorgt: Ist das demokratische Schmierentheater nicht mehr als ein Ersatz???
(18.02.11)