Unverständnis
über Arbeitsplatzabbau
Bezüglich des Abbaus von Arbeitsplätzen im GET (früher: LZM) der Firma Osram in Augsburg, war in der AZ heute folgendes zu lesen:
"Das Unternehmen wird versuchen, sie
durch Altersteilzeit-Regelungen und Abfindungsangebote abzubauen. 'Den
Mitarbeitern steht frei, ob sie diese Angebote annehmen wollen', sagte
Jürgen Kerner von der IG Metall gestern auf Anfrage.
Trotzdem sei der Druck enorm, denn
die Unternehmensführung werde in nächster Zeit auf
Mitarbeiter zugehen, die infrage kommen. 'Auch wenn jeder weiß,
dass er nicht gekündigt werden kann, ist dies eine ungute
Situation', heißt es aus Reihen der Angestellten. Zudem bleibe
die Unsicherheit, wie es nach 2010 weitergehe. Die Stimmung bei einer
Betriebsversammlung gestern Mittag in Augsburg war entsprechend
schlecht. 'Die Mitarbeiter können nicht verstehen, warum Stellen
abgebaut werden, obwohl die Auftragsbücher voll sind', sagt
Roberto Armellini von der IG Metall. Die Belegschaft befürchte
außerdem, dass sich der ohnehin hohe Arbeitsdruck durch den
Stellenabbau weiter verschärfen werde."
Sowohl AZ wie IGM bieten keine
Erklärung für die von seiten der Geschäftsleitung
apostrofierte Notwendigkeit an. Die Gewerkschaft legt den Mitarbeitern
nahe, sich gefälligst einen Ausweg zu suchen, weil sie nicht mehr
gebraucht werden, also gute Miene zum bösen Spiel zu machen. So
dreht sie Subjekt und Objekt der Verhältnisse um. Denn wenn die
Mitarbeiter freiwillig entscheiden, dann haben sie auch den ein oder anderen guten Grund und müssen nach dem Grund der Firma erst gar nicht fragen.
So sehr sie Verständnis für die Firma im allgemeinen gerne hat,
ist es eine Lüge, daß die Gewerkschaft einen guten und vor
allem richtigen Grund für die Maßnahme des
Arbeitsplatzabbaus gerne hätte: Ihre Frage nach der "Sinnhaftigkeit" ist Blabla:
"IG Metall und Betriebsräte sehen den Personalabbau bei OSRAM nach wie vor
skeptisch und in einigen Bereichen ist die Argumentation der
Unternehmensseite nicht überzeugend. Erste Zielsetzung war es die
Regelungen der Siemens AG auf Osram zu übertragen. Nun gilt es, so
Roberto Armellini von der IG Metall, die Sinnhaftigkeit eines jeden
Arbeitsplatzabbaues zu hinterfragen." (IG Metall Augsburg)
Kurzum: Eine Firma mit schwarzen
Zahlen - bei roten ginge der Arbeitsplatzabbau für eine deutsche
Gewerkschaft ohne Wimpernzucken sowieso okay - baut Arbeitsplätze
ab, das wirft allenthalben Kopfschütteln als Antwort
hervor, zumal es keine Frage ist, daß sich für die
verbliebenen Arbeitskräfte die Arbeitsintensität erhöht
und die Arbeitszeiten sich verlängern. Trotzdem mal die Frage
Warum?
Für die Erzielung des Profits werden immer höhere
Kapitalvorschüsse notwendig, sei es durch den Einkauf neuer
und/oder verbesserter Maschinerie, teurerer Rohstoffe etc., kurzum
Dinge, um die die Firma bei Beibehaltung ihrer Konkurrenzfähigkeit
nicht herumkommt. Daneben haben
höhere Renditeerwartungen, die für die Kreditfähigkeit
der Firma eine nicht unerhebliche Rolle spielen,
ihren interessanten Stellenwert in der Bilanzrechnung des
Kapitals. - Einzige
wirkliche Einsparmöglichkeit all dem gegenüber freilich ist -
wie es Marx ausdrückt - die Ware Arbeitskraft; sie ist erpreßbar
aufgrund der Notwendigkeit, sich auf Gedeih und Verderb verkaufen zu
müssen, und sie wird erpreßt. Natürlich wäre das
ein Argument für ganz (un)gewöhnlichen Klassenkampf, gerade
ja in Betrieben, die schwarze Zahlen schreiben (obwohl auch Firmen, die
im Niedergang stehen, damit zu beieindrucken wären). Kurzum, das
nicht nur geheuchelte, vielmehr interessierte Unverständnis der IG
Metall für die mittels Arbeitsplatzabbau vorgetragenen Belange des
Unternehmens hat seinen Grund darin, von der Konsequenz, die sich aus
einem wirklichen Verständnis der Dinge ergeben würden, nichts
wissen zu wollen.
Höchste Kunst
ist es allerdings, jene Erpressung in die Freiwilligkeit der
Lohnarbeiter, sich jener Erpressung zu fügen, zu
überführen... So windet sich die Gewerkschaft - einmal mehr - aus der Affäre. (11.09.08)