Flüchtlinge streiken, weil ihnen zu verstehen gegeben wird, daß sie unerwünscht sind:
"Weggesperrt in maroden Unterkünften, isoliert von der Gesellschaft, zusammengepfercht mit fremden Menschen, ohne Privatsfäre, ohne Bewegungsfreiheit, zur Untätigkeit verdammt, selbst bei einem so elementaren Thema wie dem Einkauf des eigenen Essens – es ist ein Vegetieren, aber kein Leben." (Kommentar von Manuela Mayr, AZ, 02.12.10)
Und warum ist das so? Weil der deutsche Staat die Flüchtlinge schnellstmöglichst wieder rausekeln will und weil er andere, potenzielle abschrecken will. Dafür pfercht er sie in Unterkünften zusammen, die aller Beschreibung spotten, deswegen enthält er ihnen natürlich Geld vor - den Gegenstand gesellschaftlicher Anerkennung schlechthin -, dafür füttert er sie mit Billigfraß von Aldi, von einem Lebensmitteldiscounter der an der Ausbeutung der »Dritten Welt« - wie erst neulich hier auf KoKa berichtet - überhaupt nicht unbeteiligt ist! Ja, Deutschland hat mit den Zuständen dort wirklich nichts zu tun, das möchte es den Asylbewerbern schon mal klarmachen: Wenn es diesen Leuten aus Elendsgebieten dort so schlecht geht, daß sie meinen, hierher kommen zu müssen, dann müssen sie schon darauf hin gedeutet werden, daß ihnen das Elend dort ihr Elend hier begreiflich, weil angepaßt sein muß. Für das dortige - so der durch und durch rassistische Gedanke - ist nämlich der dortige Menschenschlag, also sie verantwortlich und nicht etwa »wir«. Deshalb muß auch erst überprüft werden, ob die Flüchtlinge überhaupt einen berechtigten Flüchtlingsgrund vorweisen können - pures Elend wird als solcher nicht akzeptiert, es wird nicht als Resultat politischer, imperialistischer Verhältnisse gesehen, also nicht als das, was es de facto ist! -, wenn sie es irgendwie tatsächlich geschafft haben, von den EU-Außengrenzen sich ins »Schlaraffenland« - dieser Gedanke über die BRD wird ihnen einfach unterstellt - durchzuschlagen. Der zynische Umgang mit dem Menschenmaterial aus dem Irak, Afghanistan, dem Kongo, Sierrra Leone, Somalia und vielen anderen Drittweltstaaten ist also vorsätzlich. Und deshalb soll man auch nicht als deutscher Flüchtlingssympathisant ausgerechnet an den deutschen Staat appellieren, er möge sein Verhalten ändern, als wäre es ein unabasichtliches!

Manch guter deutsche Demokrat weist darauf hin, daß die BRD genügend eigenen sozialen Schrott habe, die »Volksgemeinschaft« also schon damit genug aufgeweioht wäre und nicht noch auch noch von Asylanten zusätzlich beeinträchtigt werden solle. Besonders kraß geiferte die CSU-Sozialministerin Haderthauer gegen die Asylanten, die meinte (in der Passauer Neuen Presse), wer nicht zufrieden sei, könne ja jederzeit zurück ins Heimatland. Leute, die kein Geld mitbringen, können »uns« als »Gäste« ja gestohlen bleiben und als Ingenieure sind sie auch nicht zu gebrauchen, weil sie keine sind! Diese sarkastische Einpeitscherin gibt der in CSU-Kreisen - und nicht nur dort - vorherrschenden Mentalität, ihrem Verständnis des Begriffs »sozial«, beredt Ausdruck: CSU - näher am Menschen!

(03.12.10)