Werk Augsburg: EADS-Verkauf gescheitert -
die Belegschaft soll auch in diesem Falle die Zeche zahlen!

Eigentlich war alles auf bestem, d.h. auf deutschem Wege. Der Bremer OHB-Konzern, zu dem auch die Augsburger Tochter MT-Aerospace gehört, sollte das Werk - nebst den kleineren in Varel und Nordenham - übernehmen, damit das Unternehmen mit militärischer Hochtechnolgie in deutscher Hand bleibt. Die dafür nötigen Gelder sollten allerdings vom US-Finanzinvestor Cerberus kommen. 
Angesichts des US-Großauftrags für EADS mit der Bestellung von 179 Tankflugzeugen KC-45A, die in den USA keineswegs unumstritten ist - ist er doch ein Affront gegen den heimischen Boeing-Konzern -, ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob die USA nicht zumindest Vorbehalte gegen die Cerberus-Finanzhilfe hatten. Der Hinweis, Cerberus - bekannt vor allem durch die Chrysler-Übernahme - litte unter der Finanzkrise, wurde von EADS-Seite lanciert - als ob so ein Finanz-Unternehmen nicht gerade gerne als Krisengewinnler, 
sich lukrative Perlen einverleibend, auftreten würde. Bloß als Mittel zum Zweck zu fungieren, schien Cerberus selber wohl zu wenig lukrativ.
Grund für den geplanten Verkauf, so die Geschäftsleitung, war jedenfalls der Finanzbedarf des Unternehmens, das etliche zukunftsträchtige Projekte auf der Agenda stehen hat. Eben nicht nur das Militärtransportflugzeug A400M, dessen Entwicklung bis zum Erstflug sich dem Konzern zufolge von Juli auf September verzögert, aufgrund von technischen Problemen, welche zu beheben, es weiteren Kapitalvorschusses bedarf. Freilich konnte davon zu Beginn der Verkaufsabsichten noch gar nicht gesprochen werden, jene Probleme machten den Verkauf allenfalls dringlicher. Grund für den Kapitalbedarf war nach Firmenangaben die Entwicklung des Langstreckenfliegers A350XWB, bei dem man keinerlei Verzögerung dulden will, will man doch gegenüber der internationalen Konkurrenz die Nase unbedingt vorn haben.
Das Scheitern des Verkaufs ist jedoch nicht bloß Pech für den ambitionierten Konzern. Auch für die Belegschaft ist es kein Glück. Denn umso angestrengter überlegt der Betrieb jetzt, Kosten zu sparen: Es heißt, das Augsburger Werk soll zusammen mit den beiden niedersächsischen ausgelagert werden. Auf diese Art und Weise sollen nun Lohnkosten gespart werden.
Auf welcher Seite die IG Metall steht, machte dann sogleich einmal mehr ihr Augsburger Chef, der Herr Kerner, deutlich, der dieses Modell billigt - nicht unter Beibehaltung der Tarife, nein, sondern unter der Bedingung, daß die neue EADS-Tochterfirma unter Augsburger Regie steht!
So verraten und verkauft ist man als Arbeiter - nicht nur vom Kapital, dessen Manövriermasse man ist, sondern eben auch von Gewerkschaftsführern, die beim Kapital reüssieren wollen, indem sie sich als dessen Vor- und Nachdenker aufspielen. (28.03.08)