Der Standort Augsburg profitiert vom Rüstungskonzern EADS - das heißt für die SPD: Kritik unerwünscht - also gefälligst Klappe halten!
Der
Global Player EADS (European Aeronautic Defence and Space Company)
– Übernehmer der früheren weltbekannten
Messerschmitt-Flugzeugwerke, später DASA in Augsburg –
produziert nach wie vor Kampfflugzeuge, ist also schwer im
Rüstungsgeschäft tätig.
Und wie jede Kommune es wäre, ist die Stadt Augsburg sehr froh,
einen solchen Betrieb auf ihrer Fläche angesiedelt zu haben. Denn
vom Reichtum, der dort produziert wird, fällt auch etwas für
die Stadt ab.
Von diesem "Dienst", den EADS der Stadt erweist, ist die
Rüstungsschmiede Augsburg schon aus Tradition schwer beeindruckt.
Wer möchte es dem Unternehmen da verwehren, eine Ausstellung im
historischen Rathaus zu präsentieren? Eine Ausstellung mit dem
Titel "90 Jahre Flugzeugbau in Augsburg".
Denn soviel verharmlosende Ideologie muß sein, um
Friedensidealisten nicht vor den Kopf zu stoßen (immerhin gibt es
ja auch einen extrigen kommunalen Feiertag, das hohe Friedensfest!).
Diese Ausstellung hat den durchaus erwünschten
Effekt, daß der Bürger in Zivil über die
Faszination an High-Tech sich mit der Truppe und mit den Zielen,
für die Bürger in Uniform von der Politik allenthalben
längst wieder in die halbe Welt geschickt werden, möglichst
umstandslos identifiziert. Daß "wir"
den anderen überlegen sind, u.a. eben auch auf militärischem
Gebiet, bei welcherm national bewußten Untertan schlägt
da nicht das Herz höher?
Nun haben einige Friedens- und Demokratieidealisten nichtsdestotrotz daran Anstoß genommen. Ihnen ist die Verherrlichung des Militärwesens, so sehen sie die Ausstellung, schwer aufgestoßen. Allen voran der engagierte Nachwuchsliterat Gerald Fiebig
warf sich in die Bresche, schrieb einen erzürnten offenen Brief an
Augsburgs SPD-OB Wengert. Gerald Fiebig scheint darin fast irre zu
werden an seinen idealen Vorstellungen, wie Demokratie eigentlich
aussehen sollte und Frieden obendrein. (Fiebig gehörte
übrigens zu den wenigen Kritikern, die seinerzeit den
NATO-Krieg gegen Serbien vehement kritisierten.) Er gehört zu
denjenigen, die sich Demokratie immerzu ganz anders vorstellen wollen
als die real existierende mit ihren dazugehörigen, eben (nicht
bloß: auch) kriegerischen Notwendigkeiten.
Und wer vermutet hätte, etwa die GRÜNEN würden sich dem
Protest anschließen, sah sich getäuscht (da ist schon
Claudia Roth vor!). Dagegen versuchte der neu gekürte
CSU-OB-Kandidat Gribl mit einer Breitseite gegen den amtierenden OB zu
punkten, indem er dem Protest Fiebigs, der auf der Internetseite des Forums solidarisches und friedliches Augsburg veröffentlicht wurde, recht gab.
Das wiederum brachte die Augsburger SPD auf die Palme: Als nationalistische Kampftruppe wußte
sie sogleich, woher der Wind wehte: Sie warf dem CSUler
vor, dem Forum solidarisches und friedliches Augsburg auf den Leim
gegangen zu
sein. Und in der Tat, mit ihrer antikommunistischen Spürnase
liegen die Sozis nicht ganz falsch: Unter den Betreibern des Forums ist
auch Peter Feininger, in den 70er Jahren OB-Kandidat des KBW
(Kommunistischer Bund Westdeutschland) und damals ziemlicher Kritiker
der SPD und mittlerweile bei der PDS. Klar, wenn man das dann
soweit mal
entlarvt hat, dann braucht man zu den eigentlichen Vorwürfen nicht
mehr Stellung zu nehmen. Damit ist nämlich die eigene Position
bestätigt! Auf den Antikommunismus der Bürgerschaft
muß, so die SPD, doch wohl Verlaß sein! Und der
CSU-Kandidat würde sich geradezu aus der verantwortungsvollen
Kampffront der Demokraten
ausgrenzen, wenn er sich da nicht kritiklos einreihen würde.