Grit Porsch
Zimbabwe: Tabak bringt das schnelle Geld
In Zimbabwe wechseln immer mehr Kleinbauern,
die auf
enteigneten Großfarmen ein Stück Land
bewirtschaften, vom
Mais- zum Tabakanbau. Großabnehmer der Blätter
bezahlen
ihnen den Ernteerlös bar auf die Hand. Die
Vermarktungsbehörde für Getreide dagegen, bei der die
Bauern
ihre Maisernte abliefern müssen, läßt sich
mit dem
Bezahlen monatelang Zeit.
Das Frühwarnsystem der US-Entwicklungshilfebehörde
FEWSNET,
das drohende Hungersnöte ankündigt, stellte in seinem
Septemberbericht fest, daß in den Monaten vor der
nächsten
Ernte von Januar bis April in Simbabwe 1,68 Millionen Menschen auf
importierte Nahrungsmittel aus den Hilfsprogrammen angewiesen sein
werden. Ihre Zahl ist im Vergleich zum letzten Jahr um zwölf
Prozent gesunken.
Auch wenn die amtlichen Statistiken der jüngsten Zeit eine
durchschnittlich verbesserte Nahrungsmittelversorgung in dem von
politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten gebeutelten Simbabwe
anzeigen, schätzt die nationale Notversorgungsbehörde
(ZimVAC), daß es immer noch für 13 Prozent der
städtischen Bevölkerung keine
Nahrungsmittelsicherheit gibt.
Vor der von Präsident Robert Mugabe und seiner Regierung als
Landreform deklarierten umfassenden Enteignung der
Großgrundbesitzer, die auch große Tabakplantagen
bewirtschafteten, gehörte das Land im südlichen
Afrika zu den
wichtigsten Tabakexporteuren. Nach 2000 stürzte die Produktion
von
237 Millionen Kilogramm auf 49 Millionen Kilogramm (2008) ab. Dank der
vielen kleinen Tabakfarmer hat sich die Produktion nach Angaben des
simbabwischen Tabakverbandes inzwischen erholt. 2011 wurden auf den
Tabakbörsen 132 Millionen Kilo versteigert.
Im Gespräch mit dem UN-Nachrichtendienst IRIN betonte der
28-jährige Tabakpflanzer Thomas Gwata aus dem östlich
der
Hauptstadt Harare gelegenen Nyazura: "Der Anbau von Tabak hat unser
Leben verändert." Gemeinsam mit 65 anderen Kleinbauern pflanzt
er
seit 2008 auf der ehemaligen Farm eines weißen
Großbauern
Tabak. Die diesjährige Ernte brachte ihm etliche tausend
Dollar
ein.
Auch der Kleinbauer Samuel Chizemo, der 150 Kilometer nördlich
von
Harare mit 36 Kollegen auf seiner sechs Hektar großen
Parzelle
Tabak anbaut, ist mit dem diesjährigen Umsatz zufrieden. Er
kassierte umgerechnet 8.000 US-Dollar, "sofort und bar auf die Hand",
betonte er.
In diesem Jahr liegt der durchschnittliche Kilopreis für Tabak
bei
2,73 Dollar (2010: 2,89 Dollar). Der staatlich kontrollierte Festpreis
für eine Tonne Mais beträgt 285 Dollar. Doch
Kleinbauern, die
die Monopolbehörde umgehen und ihre Maisernte an
Zwischenhändler verkaufen, um schneller an Geld zu kommen,
erhalten nicht den vollen Preis. "Aufkäufer, die es sich
leisten
können, auf die Bezahlung durch die Getreidebörse zu
warten,
stecken einen Teil unseres Verdienstes in die eigene Tasche", klagte
Chizemo.
Rodney Ambrose, Chef des Verbandes der Tabakpflanzer, berichtete,
daß sich auf den enteigneten Plantagen inzwischen 67.000
Tabakerzeuger angesiedelt hätten. Nur etwa 1.700, darunter 300
weiße Plantagenbesitzer, die geblieben sind,
verfügten
über große Anbauflächen. "Doch im
Großen und
Ganzen ist die Qualität des an die Auktionshallen gelieferten
Tabaks sehr gut", versicherte er.
Der Chef der Wirtschafts- und Vermarktungsbehörde für
Tabak,
Andrew Matibiri, verweist auf die Bedeutung des wieder erstandenen
Tabakanbaus. "Er bringt dem Land dringend benötigte Devisen
und
verhilft vielen tausend Familien zu einem eigenen Einkommen", sagte er
gegenüber IRIN. "Früher kam der Tabakanbau nur einer
kleinen
Minderheit zugute."
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