Die Betreuer des Balkankriegs und ihre alternativen Bedürfnisse nach Konsequenzen
Die NATO zwischen UNO-Abzug, wirksamer Einmischung und Kriegseintritt
Der Waffenstillstand, den der Ex-US-Präsident Carter Weihnachten
'94 zwischen der Moslemregierung in Sarajewo und den bosnischen
Serben ausgehandelt hat, wurde in der deutschen Öffentlichkeit arg
abgeklärt registriert: Der dreiunddreißigste nach
zweiunddreißig Vorläufern, von denen jeder nach kurzem
gebrochen wurde; man kennt das. Die Deutschen winkten ab, sie zeigten
sich genervt von den Balkanvölkern insgesamt. Die Empörung
über die bösen Serben ist längst zur rassistischen
Verachtung aller dortigen Volksstämme fortentwickelt: Die sind
eben allesamt politischer Vernunft nicht recht zugänglich! Die
Umfrage einer Fernsehstation, was "wir" für den
Frieden im ehemaligen Jugoslawien tun sollten, förderte Antworten
zutage, die von "Atombombe drauf, dann ist Ruh'!" bis "Grenzen dicht
machen und die Verrückten sich abschlachten
lassen!" reichten.
Wer sich so auskennt und alle Fragen schon beantwortet hat, wundert
sich dann allerdings auch nicht mehr darüber, daß es wieder
einmal gelungen ist, die Kriegsparteien zum vorläufigen
Stillhalten zu bewegen: Alles wieder bloß taktische Spielchen!
Dabei haben sich die bosnischen Serben mit ihrer Zustimmung immerhin
darauf eingelassen, beim Siegen innezuhalten; kurz vor dem
endgültigen Fall von Bihać und der Zerschlagung des 5. Korps der
moslemischen Streitkräfte, das im Herbst in Westbosnien einiges
zurückerobert hatte, haben Karadžićs Truppen Halt gemacht und dem
Feind erlaubt, sich zu erholen und zu reorganisieren. Der Grund
für diese militärische Selbstbeschränkung war weder der
gerne angeführte Winter noch ein orthodoxer Respekt vor dem
katholischen Weihnachtstermin, sondern wie auch früher schon
– vor dem Fall von Goražde und Sarajewo – ein Ultimatum der
Weltmächte. Diesmal mit einem ungewöhnlichen Inhalt: Diesmal
wurde nicht die Bombardierung von serbischen Stellungen
angekündigt, sondern der Abzug der Blauhelme aus Bosnien. Die UNO
drohte, sie werde das Scheitern ihrer Mission feststellen, und die
NATO, sie werde den Abzug der UN-Verbände militärisch
absichern. Karadžić begriff diese Ankündigung zu Recht nicht als
Angebot – etwa daß die enttäuschten Friedensstifter
sich abwenden und der stärksten Kriegspartei freie Hand lassen
würden –, sondern als bisher ernsteste Drohung, und er
demonstrierte Konzessionsbereitschaft. Um diplomatische
Reputierlichkeit zurückzugewinnen, lud er Jimmy Carter ein und
verschaffte ihm einen diplomatischen Erfolg. Dafür verzichtete er
auf die endgültige militärische Klärung der Lage um Bihać, ließ die als Geiseln gehaltenen "Gäste"
aus den Reihen der Blauhelme frei, garantierte vorher blockierte
UN-Versorgungsrouten und akzeptierte den bis dahin abgelehnten
Friedensplan der internationalen Bosnien-Kontaktgruppe als "Verhandlungsgrundlage". Die Moslempartei, die einen
Waffenstillstand um Bihać nötig hatte, den viermonatigen im ganzen
Land aber nicht wollte, weil er in ihren Augen nur den Frontverlauf
festzuschreiben und die serbischen Kriegserfolge immer mehr zu einem
fait accompli zu machen drohte, beugte sich dann doch auch – und
das, obwohl das an die Serben ergangene Angebot der Kontaktgruppe, sie
könnten sich mit Restjugoslawien konföderieren, dem
Hauptkriegsziel von Izetbegović, Bosnien unter eigener Hoheit
zusammenzuhalten, die internationale Rückendeckung entzog. Auch
die Moslems kapierten die Ankündigung eines möglichen Abzugs
der UNO als Drohung – aber anders als die Serben. Sie, die vorher
immerzu die UNO beschuldigt hatten, ihren Krieg nicht genug zu
unterstützen, entdeckten plötzlich die Dienste, die die
UN-Beschränkungen des Krieges der schwächeren Kriegspartei
leisten. Beide Parteien bemerkten also eine gegen sie gerichtete
Drohung. Zu Recht.
Die NATO holt die UNO raus!
Die angekündigte Feststellung eines Scheiterns der
UNO-Friedensbemühungen ist eine Willenserklärung und keine
Tatsachenfeststellung. Natürlich könnte die UNO die auf
Genehmigung durch die Kriegsparteien beruhenden Hilfs- und
Vermittlungsleistungen auch weiterhin erbringen. Es sind im
wesentlichen dieselben Weltmächte, die als UNO-Mandatare die
Mission tragen, welche nun als NATO-Partner beschließen,
daß es so wie bisher nicht weitergehen kann. Sie
beschließen aber nicht einfach das Ende ihrer Einmischung,
sondern einen durchschlagenden Militäreinsatz, mit dem sie die
Blauhelme herausholen wollen. Die NATO-Stäbe konstruieren dazu ein
Szenario, nach dem sie die UN-Soldaten regelrecht befreien müssen
– aus serbischer Geiselhaft. Das ist ziemlich gewollt; denn
anders als im Fall der moslemische Bevölkerung, die sich schon
öfter mehr moralisch als wirklich erpresserisch dem Abzug von
UN-Kontingenten aus belagerten Städten in den Weg gestellt hat und
sich deren Schutz sichern wollte, ist bei den bosnischen Serben nicht
einzusehen, warum ausgerechnet sie sich einem Abzug der UNO mit Gewalt
widersetzen sollten. Immerhin würden sie als die stärkste
Kriegspartei die Fessel ihrer kriegerischen Handlungsfreiheit los. Es
ist genau umgekehrt: Wenn die NATO-Planung unbesehen von serbischen
Versuchen ausgeht, die Blauhelme gewaltsam am Abzug zu hindern, dann
läßt sie für die Serben keinen Zweifel offen, daß
nicht einfach ein Abzug, sondern eine Eskalation, eine umfangreiche
Militärintervention geplant wird, die sich gegen sie richtet und
eventuell nur das Vorspiel zu Bedrohlicherem ist.
Es ist ja auch gar nicht zu übersehen, daß die NATO-Staaten
unter dem Etikett "Abzug sichern" einen Einmarsch vorsehen,
zu dem bisher keiner bereit gewesen ist: Der Rückzug der ca. 23000
UN-Peacekeeper in Bosnien soll 3 Monate dauern, 42000 Mann
NATO-Kampftruppen, eine neue Stufe des Luftkriegs, geschützte
Korridore quer durch Bosnien, befestigte und verteidigbare Heerlager
erfordern. Die NATO-Staaten planen ausgerechnet zur Beendigung eines
von ihnen beschlossenen UN-Engagements einen regelrechten Krieg. Sie
wollen jetzt ganz anders militärisch einsteigen, die eigene
Schlagkraft unter Beweis stellen sowie eine zwar vorübergehende,
dafür aber definitive Unterwerfung der lokalen Kriegsparteien
durchsetzen. Man will den Frontverlauf ignorieren und Stellungen der
Kriegsparteien abräumen, wo diese der "Sicherung der
Abmarschrouten" im Weg stehen. Die NATO will sichtbar machen,
daß keine Kriegspartei mit ihr kalkulieren und ihr Eingreifen
funktionalisieren – "mit ihr Schlitten fahren"
– kann wie mit den Blauhelmen. Wenn es zum NATO-Einmarsch unter
dem genannten Etikett kommt, wird dieser die errungenen Positionen der
Kriegsparteien zerstören und das Kräfteverhältnis neu
aufmischen – ganz gleich, ob er das Vorspiel zur Aufrüstung
der Moslems und zu Flächenbombardements gegen strategische Objekte
der Serben sein wird, wie es der US-Kongreß vorsieht, oder nicht.
Jedenfalls zeigt die Planung des NATO-Krieges schon jetzt Wirkung; sie
funktioniert als Drohung, mit der die Kriegsparteien wieder einmal zur
Unterordnung unter die diplomatische Aufsicht der Weltmächte
gezwungen werden. Vorerst jedenfalls.
Wenn die NATO jetzt den Entsatz der UNO-Verbände durch ihr
entschiedenes Eingreifen plant, dann tritt sie damit an die Stelle
dieser als untauglich gescholtenen Kriegsaufsichtsmacht. Sie will nicht
einfach die UNO-Weltaufsichtsbehörde vor Schaden bewahren, sondern
sie setzt sich statt der UNO als Subjekt der internationalen Aufsicht
in Szene – und sei es auch erst einmal nur durch die
militärische Entsatzaktion. Das beweist nicht bloß der
Beschluß, sobald der Hilfsauftrag für die Blauhelme einmal
steht, keine Befehle von UN-Stäben mehr anzuerkennen. Das zeigen
auch die immer lauteren Forderungen, die NATO solle sich künftig
nicht mehr zum bloßen Befehlsempfänger der UNO degradieren
lassen, sondern müsse statt dessen auf eigene Verantwortung und
damit viel entschiedener zu Werke gehen. Das alles ungeachtet dessen,
daß die Nationen, die das Sagen haben, in beiden Gremien im
wesentlichen dieselben sind. Sie kritisieren die UNO als untaugliche,
nicht zuletzt durch die jugoslawische Intervention widerlegte Methode
ihrer Aufsicht über die Welt. So wurden im Vorfeld des
NATO-Beschlusses Zerwürfnisse zwischen den USA und der UNO,
zwischen den Kommandeuren der NATO-Kampfgeschwader und den
UN-Kommandeuren auf bosnischem Boden publik; umfassende Kritik an der
UNO, an ihrem Generalsekretär, ihren komplizierten Befehlsketten
usw. wurde allenthalben laut. Diverse NATO-Staaten warfen der
Blauhelmmission öffentlich Impotenz vor – als hätten
sie ihr den Auftrag zum veritablen Krieg erteilt, und müßten
jetzt enttäuscht feststellen, daß sie diesen Auftrag nicht
wahrnimmt – und beklagten einen "jede
Handlungsfähigkeit lähmenden Zwang zum Konsens im
Sicherheitsrat". Dieselben, die die UNO neu ins Spiel gebracht
haben als Instrument, um in Weltordnungsfragen für alle
verbindliche Linien durchzusetzen, ihre mächtigen Partner und
Konkurrenten so einzubinden und in ihrem imperialistischen Wirken zu
beschränken – dieselben fühlen sich jetzt also mehr und
mehr als Opfer dieser Institution und ihrer Repräsentanten, weil
Beschränkung und Bindung auch umgekehrt funktionieren. Sie geben
sich immer tiefer enttäuscht von der Uneinigkeit und
Handlungsunfähigkeit der Vereinten Nationen, als ob sie nicht
wüßten, daß die Einigkeit und Leistungskraft der UNO
in jeder westlichen Hauptstadt anders buchstabiert würde –
und als hätten sie vergessen, daß sie selbst es sind, die
die Handlungsfähigkeit der Weltgemeinschaft blockieren, sobald die
Partner mit anderen Vorstellungen vom UN-Mandat gemeinsame
Maßnahmen vorschlagen.
Tatsächlich verwerfen die UNO-Kritiker ihr eigenes Konzept der "kollektiven Sicherheit" und der "Neuen
Weltordnung". Die Ideale gemeinsamer Weltregierung waren eben nie
die Wahrheit über den Supranationalismus, den die Weltmächte
ein paar Jahre lang in Form einer immer weiter ausgreifenden
UNO-Weltaufsicht betrieben haben. Im Grund kritisieren die westlichen
Weltmächte ihre Konkurrenz untereinander, wenn sie der allseitigen
Kooperation aller großen Staaten in Aufsichtsfragen nun eine
Absage erteilen und es öffentlich unerträglich finden, sich
im Sicherheitsrat auch noch mit Russen und Chinesen einig werden zu
müssen.
Wie die UNO-Intervention in Gang und vorangekommen ist – und mit ihr die Unzufriedenheit ihrer Macher
1.
Sobald sich die jugoslawische Staatskrise abzeichnete, meldete sich in
den Hauptstädten Europas – und nicht nur dort – der
Eifer, Verantwortung für die Regelung der Verhältnisse in
diesem Staat zu übernehmen. Ganz besonders in Deutschland war man
schnell dabei, gegen einen autonomen Gang der Ereignisse eigene
Forderungen nach einer radikalen staatlichen Neuordnung zur Geltung zu
bringen: Man erklärte sich zum Hüter des
Selbstbestimmungsrechts der Völker und definierte auch gleich,
welche der vielen Volksgruppen im damaligen Jugoslawien als Volk
anzusehen sind und damit dieses Recht in Anspruch nehmen darf.
Mit dem Einmischungseifer kam die Eifersucht zwischen den Mächten,
von denen jede sich zur Aufsicht berufen fühlte. Sie
verdächtigten sich wechselseitig nationaler Interessen bei ihrer
Einmischung in die jugoslawischen Verhältnisse: Deutschland wolle
ein Viertes Reich schaffen und in Mitteleuropa Vasallenregimes nach
historischem Vorbild errichten; Frankreich und Großbritannien
wollten den deutschen Einfluß in Südosteuropa begrenzen und
seien nur deshalb für den Zusammenhalt Jugoslawiens bzw.
später für ein dominantes Serbien; Russen und Amerikanern
wären bloß darauf aus, Einfluß zu gewinnen, was es
– da waren sich die Europäer erst einmal einig – auf
jeden Fall zu verhindern gelte. Gleichgültig wieviel von diesen
Anschuldigungen dem nationalen Verfolgungswahn der Partner entsprang
und gar nicht die jeweiligen nationalen Kalkulationen derer traf, denen
sie zugeschrieben wurden – Resultat pur strategischen Denkens war
das allseitige Interesse an der jugoslawischen Krise auf jeden Fall:
Keine der europäischen Mächte hatte sich vorher am Staat
Jugoslawien gestört, keine hatte seine elementaren Interessen
durch diesen Staat verletzt oder beschränkt gesehen. Im Gegenteil:
Jugoslawien war längst ein weitgehend an die EU angegliedertes
Land. Allein die Chance, daß da ein Staat zerschlagen wird oder
werden könnte, schuf das "Machtvakuum", das zu
füllen sich die bedeutenden Staaten des Kontinents herausgefordert
sahen.
Die Partnernationen, die als EU-Mitglieder Europa bauen, die in etwas
anderer Zusammensetzung als Mitglieder der NATO eine konkurrenzlose
Vormachtstellung in der Welt beanspruchen, von denen wieder einige auch
noch im UNO-Sicherheitsrat sitzen und dort die Kriegsfragen des Globus
unter sich aushandeln – diese Partner versagten sich einseitige
nationale Einmischung. Diese hätte sie sofort gegeneinander
gestellt – und damit beim ersten größeren gemeinsamen
Ordnungsproblem die Wahrheit über die vielbeschworene "neue
Weltordnung" ans Licht gebracht: Daß nämlich die
Weltmächte bei ihren Aufsichts- und Ordnungsansprüchen sich
selbst wechselseitig im Wege stehen und an der Macht der lieben Partner
die Schranke ihrer Handlungsfreiheit finden. Stattdessen stellte jede
der auf Eingreifen erpichten Mächte das von ihr beabsichtigte
Vorgehen als einen gangbaren Weg auch für alle anderen dar, als
passendes Mittel, statt bloß nationalen Interessen höchsten
Prinzipien des Völkerrechts und der Stabilität in Europa zu
dienen und gemeinsamen Einfluß zu wahren. Alle Vorschläge
wurden begleitet von Treueschwüren zu den überkommenen
Bündnissen – aber eben auch von Mißtrauen in das "Wir", das da angerufen wurde. Das gemeinsame Eingreifen,
zu dem sich die Weltmächte dann entschlossen, war das Produkt
nicht nur eines eifersüchtigen, sondern auch eines in den Rahmen
gemeinschaftlicher Weltbeaufsichtigung eingebannten nationalen
Kalkulierens.
2.
Das Ziel, auf das sich die zur gemeinsamen Aufsicht entschlossenen
Mächte einigen konnten, war so methodisch formuliert, daß
einerseits kein nationaler strategischer Erfolg dabei mehr herauskommen
konnte, andererseits aber auch keine bestimmte Ordnung definiert wurde,
die die gemeinsame Einmischung dem Balkan verpassen sollte: Die
unbestimmte "Wiederherstellung des Friedens", eine
Beschränkung des Krieges, wenigstens aber die Verhinderung seiner
Ausdehnung, das waren die Ziele, denen sich die Weltmächte
verschrieben. Und mit deren Durchsetzung beauftragten sie die
Institutionen ihrer Gemeinsamkeit; sie machten die UNO zum tätigen
Subjekt ihrer Einmischung.
Diese Methode ihres Eingreifens hat allerdings ziemlich schnell
aufgedeckt, daß die UNO keine Institution ist, die über den
Nationen steht und sie zur Vernunft zwingt, daß sie vielmehr nur
das Instrument ihrer wichtigsten Mitglieder ist – und nur so viel
gilt und kann, wie diese wollen und ihr an Machtmitteln zur
Verfügung stellen, soweit also ihre Einigkeit reicht. Die aber gab
es nicht, sondern um die wurde im Sicherheitsrat gestritten. Die
Konkurrenz, die sich die entscheidenden Mächte auf dem
Kriegsschauplatz versagten, trugen sie nun als Streit um die Bestimmung
der Ziele und Mittel ihres Eingreifens im Sicherheitsrat aus. So
bedienten sie sich der höchsten Instanz der "Weltgemeinschaft" als Instrument, um sich die
Führerschaft bei der gemeinsamen Intervention der Weltmächte
zu sichern und die anderen zu Mitmachern zu machen. Die Vorschläge
zur Kursbestimmung verdankten sich diesem Kalkül, sie ließen
und lassen keine klar definierten nationalen Entwürfe für
eine bestimmte Neuordnung des Balkan erkennen; schnelle
Positionswechsel und die Aufgabe von bis eben noch unverzichtbaren
Forderungen waren und sind immer noch an der Tagesordnung – wenn
derlei einer der beteiligten Mächte neue Handlungsfreiheiten
eröffnet und die Partner zum Nachziehen zwingt, dann ist das der
Erfolg, um den es geht. Dadurch, daß die Hauptmächte die
Vereinten Nationen mit ihrem Eingreifen in den jugoslawischen Krieg
betraut haben, haben sie diesen Konflikt zu einem Objekt der Konkurrenz
um ihre Hierarchie untereinander gemacht. Kriegsgeschehen und -resultat
waren von Anfang an Anlaß und Material für die Konkurrenz um
Führung und Gefolgschaft, um Einbinden der Partner – und
Verweigerung des Sich-Einbinden-Lassens; geführt mit dem Gewicht,
das eine Nation der UNO-Aktion zur Verfügung stellt, und
geführt darum, wieviel "Gewicht" aus dieser
Einsatzbereitschaft folgt.
In dieser Konkurrenz stellen Großbritannien und Frankreich die
größten UN-Kontingente in Jugoslawien. Sie haben sich am
konsequentesten zum Diener der UNO gemacht – und sich dafür
die militärische Führung der Aktion und ein entscheidendes
Gewicht bei ihrer Konzeption gesichert. Dieser von keiner anderen
Großmacht zu bestreitende auswärtige Gebrauch ihres
Militärs soll der Bestätigung und dem Ausbau ihrer
Weltmachtrolle dienen. Umso mehr, als die USA nach dem Ende der
Sowjetunion mit dem Krieg gegen den Irak exemplarisch ein Monopol auf
Waffengebrauch und Führerschaft in Kriegsfragen beansprucht haben.
Der Erfolg der beiden engagierten Träger des UNO-Mandats
fällt allerdings nach wie vor enttäuschend aus: Sie tragen
die Lasten – und ertragen die Zinksärge –, ohne
daß sich die USA oder wenigstens Deutschland in ihre
Aufsichtsaufgabe konstruktiv einbinden ließen. "Nur
Staaten, die Soldaten stellen, können mitreden!" – das
ist eben so ein Satz, um dessen Geltung gestritten wird.
Die verbliebene Supermacht stellt dagegen trotz fortgesetzter Anfragen
immer noch keinen einzigen Soldaten am Boden für die gemeinsame
Aktion. Die USA haben standhaft solche Beiträge und damit zugleich
ihre Einbindung verweigert: Sie halten sich nach wie vor distanziert zu
den Methoden und Resultaten der Aufsicht, die nach Pariser und Londoner
Konzept ausgeübt wird, und behalten sich Sondertouren vor.
Deutschland wiederum, der Euro-Partner, gegen dessen wirtschaftliche
und geopolitische Überlegenheit die beiden alten Weltmächte
auf ihrer militärischen Rolle in Europa beharren, hat erst den
Separatismus gefördert und sehr aktiv die Zerstörung
Jugoslawiens betrieben; dann hat es sich zurückgehalten und den
beiden Partnern die Hauptrolle bei der UN-Friedensmission
überlassen, um Europa nicht zu sprengen – ihrem
europäischen Friedenswerk zur Verfügung gestellt hat es sich
allerdings nicht. Die deutsche Regierung hat sich statt dessen immerzu
auf Hitlers Untaten berufen, um wie Amerika den geforderten Beitrag zu
verweigern, sich von den Mißerfolgen der UN-Intervention zu
distanzieren und zwischen Symapthie mit US-Vorschlägen und
Euro-Solidarität schwankend eine eigene Vermittler-Rolle in der
internationalen "Jugoslawien-Kontaktgruppe" zu suchen.
Die Schaffung dieser Kontaktgruppe, die neben den Sicherheitsrat
getreten ist und mit seiner Zustimmung den Frieden zu definieren sucht,
den die Weltgemeinschaft von den jugoslawischen Kriegsparteien sehen
will, ist im übrigen eine schöne Klarstellung, über die
Konkurrenzverhältnisse bei der internationalen
Jugoslawien-Aufsicht: Verglichen mit dem Sicherheitsrat ist der Kreis
der Kontaktgruppe einerseits enger – alle Staaten, die von sich
aus die jugoslawischen Dinge nicht beeinflussen, die
Friedensbemühungen also auch nicht hintertreiben können,
einschließlich der Veto-Macht China, sind außgeschlossen.
Andererseits ist er erweitert um Deutschland, das mit seiner
erfolgreichen Parteinahme für die Schaffung neuer Staaten aus der
jugoslawischen Erbmasse Einfluß bewiesen, also Mitsprache
verdient hat. Die Großmächte USA, Rußland, Frankreich,
England und Deutschland müssen sich nun immer erst gesondert
darüber einig werden, was aus Jugoslawien werden soll, ehe die "Weltgemeinschaft" handlungsfähig wird.
3.
Herausgekommen ist eine UN-Intervention, die keine der Mächte, die
ihr Aufsichtsrecht auf dem Balkan voranbringen wollen,
zufriedengestellt hat. Einig wurde man sich weder darüber, was die
internationale Intervention durchsetzen soll, noch über das Wie.
Der Entsendung von gar nicht kleinen Militärverbänden war die
Absicht der Großmächte, sich als Aufsicht und Hoheit
über diesen Krieg zu etablieren, schon zu entnehmen. Der Absicht
entsprach aber kein Wille, sich dann auch militärisch
durchzusetzen. Die versammelten Aufseher hatten anfangs wohl auch
gemeint, ihr bloßes Machtwort würde genug Respekt
genießen, um ihren Vorschriften Gehorsam zu sichern. Der Irrtum
wurde manifest, die Korrektur aber – d.h. der Kriegseintritt
unterblieb. Im Unterschied zum Krieg gegen den Irak, wo sich der
feststehende Kriegswille der USA das UN-Mandat beschafft hatte, wurde
in Bosnien die UNO zum Subjekt der Intervention gemacht, weil kein
gemeinsamer Wille der Interventionsmächte vorlag – weder
hinsichtlich eines Kriegsziels noch eines Eingreifens in den Krieg:
Mitten in einen laufenden Krieg intervenierten sie mit "friedenserhaltenden Maßnahmen", auf mehr konnten sie
sich nicht einigen. Sie wollten den Krieg begrenzen, eindämmen,
ersticken, ohne ihn militärisch zu entscheiden, d.h. ohne den
Kriegsparteien ihren Willen gewaltsam aufzuoktroyieren. Das Mittel der
Kontrolle sollte der Respekt sein, den die Kriegsparteien den
Weltmächten entgegenbringen, wenn diese sich als unparteiische
Kontrolleure und humanitäre Helfer in ihren Krieg einmischen.
Nicht, daß dieser Widerspruch jeden Erfolg der
Militärintervention verhindert hätte. Gerade jetzt, wo ihr
Abbruch projektiert wird, mehren sich die Stimmen, die ihr Erfolge und
Leistungen nachsagen, die mancher Partnerstaat nicht missen
möchte. Gelungen ist erstens die räumliche Eindämmung
des Krieges. Die Kämpfe in Kroatien wurden zumindest
vorläufig beendet, die Ausweitung des Krieges auf die
Anrainerstaaten bzw. deren Einmischung in Bosnien im besonderen und im
jugoslawischen Raum überhaupt verhindert. Durch die Einmischung
wurde ein Zerwürfnis zwischen den bosnischen Serben in Pale und
Serbien erreicht, so daß die bosnischen Serben inzwischen
diplomatisch ziemlich isoliert sind und mit militärischen
Nachschubproblemen zu kämpfen haben. Offenbar sind die
Nachbarstaaten, Restjugoslawien eingeschlossen, die ihre Stellung in
der Welt und ihre ökonomischen Lebensmittel kalkulieren
müssen, dem diplomatischen Druck etablierter Weltmächte
zugänglicher als die um ihr völkisches Lebensrecht
kämpfenden Kriegsparteien. Gelungen ist zweitens die
militärische Beschränkung der Kämpfe auf das Niveau
eines Bürgerkriegs – Waffenembargo und Flugverbot über
Bosnien haben ihre Wirkung gezeigt. Die dritte Leistung – die
Versorgung belagerter Städte, die Politik der Schutzzonen und der
Ultimaten, die den endgültigen Fall großer Städte stets
verhindert hat – geht weit über das "Humanitäre" hinaus. Diese Interventionen haben einen
klaren serbischen Sieg verhindert, den Krieg halbwegs offen und in Gang
gehalten. Die einseitige "humanitäre Hilfe" für
die unterlegene moslemische Kriegspartei hat ihr militärisches
Überleben gesichert.
Über soviel sind sich die Interventionsmächte also einig
geworden und haben es durchgesetzt: Es darf keinen totalen Sieg der
serbischen Seite und keine totale Niederlage der Gegenseite geben. Die
immer wieder vorgetragene Bekräftigung "Dieser Konflikt kann
nicht militärisch gelöst werden!" ist ja keine
Feststellung, sondern die Forderung nach der sogenannten politischen
Lösung, d.h. danach, daß sich die Parteien durch die
Aufsicht beschränken lassen. Die Weltmächte geben nach wie
vor keine bestimmte politische Lösung vor – sie würden
sich darüber so leicht auch gar nicht einig werden, wie der
unklare und immerzu umstrittene Friedensplan der Kontaktgruppe beweist
–, sondern bestehen darauf, daß keine der Kriegsparteien
untergehen darf und am Ende eine vertragliche Einigung zwischen ihnen
stehen muß, deren Notar und Garant die Aufsichtsmächte zu
sein beanspruchen. Wie diese Einigung genau aussehen soll, wird
innerhalb der gezogenen Grenzen den Kriegsparteien und ihren
kriegerischen Leistungen überlassen; an den Wirkungen der
Einmischung – gegen die Muslime das Waffenembargo, gegen die
stärkeren Serben die Politik der Schutzzonen und der Ultimaten
– aber sollen sie lernen, daß sie den Krieg nicht
endgültig gewinnen bzw. das Blatt nicht entscheidend wenden
können; daß sie eine Friedensregelung also nötig haben.
Damit sind die Berechnungen der Kriegsparteien nicht unterbunden, im
Gegenteil: Kriegserfolge sind für sie entscheidend, sind sie doch
die Grundlage der international überwachten Suche nach
Friedenslösungen.
4.
Die UNO hat also keinen Frieden gestiftet, sondern dafür gesorgt,
daß die "Weltgemeinschaft" als eine dritte Partei in
den Krieg eingemischt ist, ohne offizielle Kriegspartei zu sein.
Entsprechend ist der Krieg verlaufen: Die Aufsichtsbehörde
kämpfte selber nicht, verlangte aber, daß, wo sie ihre
Versorgungsrouten und Schutzzonen einrichtet, die gewaltsamen
Auseinandersetzungen aufzuhören haben; so versuchte sie dauernd,
den Kampfparteien wachsende Teile des umkämpften Territoriums und
zwar die vom Standpunkt des Kriegserfolgs interessantesten, zu
entziehen. Kein Wunder, daß beide Kriegsparteien die
UN-Interventionen als Behinderung ihrer gewaltsamen Durchsetzung und
als Parteinahme für die jeweils andere Seite auffassen. Die Serben
bezichtigen laufend die UNO, sie würde die Moslems
militärisch unterstützen; die Moslems genau umgekehrt, die
Weltorganisation würde ihren gerechten Verteidigungskrieg bremsen,
statt ihnen gegen die Aggressoren beizustehen. Beide Seiten paaren den
erzwungenen Respekt vor den vereinten Weltmächten immerzu mit
einer kalkulierten Mißachtung der Forderungen und Ausnutzung der
Präsenz der UN-Verbände, die sich zwischen ihren Fronten
aufbauen.
Auf diese Weise sind die Blauhelme eine feste Größe im Krieg
geworden, eine nicht unwesentliche Bedingung, mit der alle Parteien
rechnen müssen und die sie für ihre Kriegsführung zu
funktionalisieren versuchen. Entsprechend geht der Krieg seinen Gang.
Die Serben lassen Hilfskonvois durch oder nicht, behindern
UN-Kontingente in ihrer Bewegungsfreiheit und lassen sich manchmal
– nach Bombendrohungen – von einer Eroberung abbringen,
wenn es dafür die UN-Verbände übernehmen, Moslemtruppen,
die eigentlich kapitulieren müssen, zu entwaffnen. Die Moslems
benutzen die Schutzzonen – zuletzt Bihać – als
militärische Rückzugsräume, aus denen heraus sie
Ausfälle machen und in die sie sich bei Mißlingen
zurückziehen können. Die Serben mißachten daraufhin
ihrerseits immer wieder das Kriegsverbot für die in der Sprache
der Kriegsdiplomatie treffend "Ausschlußzonen"
genannten Gebiete – und demonstrieren, daß die Geltung der
UN-Diktate von ihrer Kooperationsbereitschaft abhängt.
Wenn die Kommandeure in Sarajewo dann auf die Vorwürfe der
Kriegsparteien eingehen und Beweise ihrer Neutralität abliefern,
um sich den Gehorsam der Kriegsparteien wieder zu verdienen, machen sie
in den Augen ihrer Auftraggeber in den westlichen Hauptstädten
alles nur noch schlimmer: Ihre Hoheit über einen europäischen
Kriegsschauplatz wird nicht nur nicht respektiert, ihre Vertreter
erniedrigen sich so weit, sich den Objekten ihrer angestrebten Aufsicht
anzudienen. "Wir werden zu Tölpeln der Serben!"
– darin sind sich dann wieder alle Aufsichtsmächte einig.
Das verrät, wie das mit ihrer Vermittlung und Friedensmission
gemeint war: Wenn der Respekt vor ihren Aufsichtsbegehren leidet, dann
sind alle sonst genannten humanitären und den Krieg begrenzenden
Leistungen der UNO nichts wert, ja kontraproduktiv. Die westlichen
Weltmächte sehen im mangelhaften Respekt der Kriegsparteien vor
der UNO den Respekt vor sich beschädigt. Sie halten es nicht aus,
daß die von ihnen beschlossene UN-Mission, die ihrer ganzen
Anlage nach kein Diktat ist, nicht wie ein solches wirkt.
5.
Auch wenn die Vereinten Nationen den Krieg nicht entscheiden wollen,
sie brauchen also doch militärische Gewalt – um sich in
ihrer Aufpasserrolle Respekt zu verschaffen. Das hat ihr
militärisches Bündnis, die NATO, auf den Plan gerufen. Die
NATO-Staaten, die seit längerem an der Durchsetzungsschwäche
der UNO gelitten haben, haben sich der Weltorganisation als deren
militärischer Arm aufgedrängt und versprochen, für den
nötigen Respekt vor ihren Entscheidungen zu sorgen. Die
Brüsseler NATO-Zentrale war im Frühjahr 1994 richtig
zufrieden, daß ihre Mitglieder sich nach dem Ende des Einheit
stiftenden Kalten Krieges überhaupt auf eine neue Aufgabe für
das überkommene Militärbündnis einigen konnten. Als
UNO-Mandatare haben sich die westlichen Waffenbrüder das legitime
Schießen reserviert, das unter dem Vorzeichen der "Neuen
Weltordnung" der UNO zustehen sollte. Seitdem fliegt die NATO die
ersten Kampfeinsätze ihrer Geschichte.
Daß diese unter dem Oberbefehl der UN und im Rahmen der nach wie
vor als Friedensmission definierten UN-Intervention stattfinden, machte
die Auftraggeber der NATO-Piloten auf Dauer allerdings gar nicht
glücklich. Ihr militärisches Eingreifen findet nach ihrem
Geschmack nämlich schon wieder zu wenig souverän statt: Die
NATO, die ein richtiggehendes Gewaltmonopol für sich beansprucht,
wirft Bomben nur dann, wenn der ganze UN-Sicherheitsrat, Boutros Ghali
und der britische General Rose es wünschen – und dann
ausdrücklich nur zu symbolischen Zwecken; Bombereinsätze wie
bei Goražde und Udbina sollen das militärische
Kräfteverhältnis zwischen den Kriegsparteien nicht
verändern und werden damit gerechtfertigt, daß sie das nicht
tun; sie sollen nur die Mißachtung von Schutzzonen oder von mit
der UNO geschlossenen Vereinbarungen bestrafen und ihre Respektierung
anmahnen, dürfen also nicht allzuviel bewirken; stets werden die
bedrohten Serben vorgewarnt und gar nicht wirklich angegriffen; am
Flughafen Udbina wird nur das Rollfeld für eine Weile unbrauchbar
gemacht, Jagdflugzeuge an seinem Rand werden bewußt geschont. Das
mächtigste Militärbündnis aller Zeiten unterwirft sich
der UNO und ihrem unklaren Auftrag; es bombt nur symbolisch – und
das nicht einmal dann, wenn seine Herren es für angebracht halten,
sondern nur auf Abruf. Statt über die UNO den Respekt vor den
kapitalistischen Hauptmächten in Europa und Amerika zu
befördern und dadurch auch den Zusammenhalt der Partner,
produziert der endlich gefundene neue Auftrag für die NATO so
lauter Schwächebeweise und macht den Nutzen des Bündnisses
für seine Mitglieder erst recht fraglich.
Die Politik der Ultimaten und Bomben ist also eine Eskalation –
aber eine, die die Frage der Durchsetzung auf dem Kriegsschauplatz mehr
aufmacht als beantwortet. Zunächst erfährt sie eine
Gegeneskalation von serbischer Seite – und die beweist die
Verletzlichkeit und Ohnmacht einer leichtbewaffneten Friedenstruppe,
die Diktate durchsetzen will: Wenn die UNO bomben läßt,
werden ihre Blauhelme zu Vertretern einer kämpfenden Partei, sie
machen sich die Serben zum Feind, ohne vom Auftrag her selbst Feinde
sein zu wollen oder es von der Ausrüstung her zu können.
Blauhelme werden von den Serben als Geiseln genommen und als lebende
Schutzschilde gegen die Bombendrohungen zum Einsatz gebraucht. Dies
treibt den Widerspruch der Aufsicht auf die Spitze. Die UNO ist, gerade
weil ihre großen westlichen Mitglieder auf Durchsetzung
drängen, mehr denn je gefesselt und gefährdet.
Die USA sprengen die NATO-Einheit und erzwingen neue Konzepte
Der Verschleiß, den das Wirken der NATO als Hilfstruppe der UNO
dauernd erlitten hat – ihre stumpfen Drohungen haben sich
zunehmend abgenutzt und den behaupteten gemeinsamen Durchsetzungswillen
blamiert –, hat alle imperialistischen Mächte
beschädigt: Betroffen und beschädigt ist der Anspruch der
europäischen Vormächte, die es nicht schaffen, in ihrem
Hinterhof für Ordnung zu sorgen; beschädigt sind vor allem
aber die USA, die sich als Führungsmacht der NATO und der UNO auf
dem Prüfstand sehen. Zur Verteidigung ihrer weltpolitischen
Position hat sich die amerikanische Regierung deshalb genötigt
gesehen, Führungskraft zu beweisen und die "Partner"
hinter sich zu scharen. Um der Demontage und Zerreißprobe
für das Bündnis ein Ende zu machen, hat sie eine neue Form
des Eingreifens in den bosnischen Krieg gefordert, die zwei Bedingungen
in Rechnung stellte. Erstens, daß die vereinten Mächte nicht
bereit sind, ein von den Kriegsparteien herausgekämpftes Ergebnis
anzuerkennen; "Aggression darf man nicht belohnen",
heißt ihr Motto, das führte ja dazu, "daß Krieg
in Europa wieder zum Mittel der Politik wird" – zum Mittel
anderer als der selbsternannten Vormächte, versteht sich, die
dagegen notfalls kriegerisch einschreiten müssen. Zweitens,
daß keine der Großmächte bereit ist, hinzugehen und
das ihr genehme Kriegsresultat selbst zu erkämpfen. Also, so die
amerikanische Schlußfolgerung, muß "der Westen"
eben das Ziel der Beschränkung und Eindämmung des Krieges
aufgeben und ihn in seinem Interesse schüren; er muß die
unterlegene Kriegspartei so weit aufrüsten, daß diese eine
besseres Kriegsergebnis für sich erkämpfen kann, das deswegen
dann auch dem Westen genehmer ist; Parteilichkeit darf die Einmischung
nicht mehr fürchten, die Ausweitung der Kämpfe auch nicht;
Friedensstiftung und Neutralität der Vermittlung sind aufzugeben.
Ein Jahr lang haben die USA deshalb die Aufhebung des Waffenembargos
gegen alle Parteien im ehemaligen Jugoslawien gefordert, das ohnehin
nur die Moslems treffe. Sie wollten den Kurs, den sie mitformuliert
haben, nicht mehr mittragen. [1]
Nachdem sich die Verbündeten auf diese neue Linie nicht einlassen
wollten, haben die USA schließlich Schritte unternommen, ihr
Programm einseitig in die Wege zu leiten, und sind praktisch aus der
gemeinsamen Linie ausgeschert: Sie haben offiziell verkündet, sich
nicht mehr an der Überwachung des Embargos zu beteiligen, und
beschlossen, ihre Schiffe und Flugzeuge in der Adria aus der
Überwachung des Embargos zurückzuziehen und
diesbezügliche Satellitenaufklärung nicht mehr weiterzugeben.
Darüberhinaus haben die Republikaner, inzwischen die Mehrheit im
Parlament, den Plan bekannt gegeben, den Moslems offizielle
Militärausbilder zu schicken, und wälzen unentwegt und immer
entschiedener Aufrüstungspläne für die Moslems. Das
alles hat zur – nach allgemeiner Auffassung – ersten
großen Krise des Bündnisses geführt. Mitte November '94
fürchteten die Kommentatoren das Auseinanderbrechen der
NATO und sprachen von der "schlechtesten Stimmung im Bündnis
seit der Suezkrise", in der die USA Briten und Franzosen bei der
Verteidigung ihrer Kolonialreiche gegen ein russisches Ultimatum nicht
unterstützt, sondern zum Nachgeben gezwungen haben.
Die mit diesen Schritten eingeleitete amerikanische Wende ist ein
Frontalangriff auf die anderen NATO-Partner, nicht etwa weil diese ein
überzeugendes Konzept der Einmischung in den Bosnienkrieg
hätten, das die USA nun kaputt machen, oder weil sie dort
identifizierbar andere Ziele als die USA verfolgen würden –
um Bosnien geht es überhaupt nicht –, sondern weil Briten
und Franzosen nun einmal ihre Aufsichtsansprüche über die UNO
verfolgen, deren Zuständigkeit gefordert, deren Eingreifen
eingeleitet sowie die ganze Zeit maßgeblich bestimmt und getragen
haben. Die Führung der UN-Mission in Bosnien begründet
wesentlich ihre Militärrolle in der Weltpolitik; die wird mit dem
amerikanischen Vorstoß ganz generell angegriffen. Daher
müssen sich vornehmlich diese beiden NATO-Partner fragen, ob das
Bündnis überhaupt noch ihr Mittel ist, wenn es sie auf eine
Disziplin verpflichtet, an die sich die USA selbst nicht halten. [2]
Gelingt es, auch die USA politisch zu binden? Oder versuchen die USA
nur, durch die supranationalen Institutionen den Rest der Welt zu
beherrschen?
Der Bruch der NATO soll durch realistische Kriegsplanung gekittet werden
Vor einem endgültigen Bruch und dem Bekenntnis zum Gegeneinander
in imperialistischen Machtfragen scheuten dann doch alle Parteien
zurück; nur Tage nach dem großen Krach rückten die
NATO-Gremien mit dem Plan heraus, den Rückzug der UN-Truppen
machtvoll zu decken. [3] Diese Planung, die weiterhin die
NATO-Stäbe beschäftigt, machte Ernst mit der von den USA
geforderten und insoweit von den Partnern übernommenen "Einsicht", daß es so nicht weitergehen kann und sich
die NATO nicht über ihren UN-Einsatz zerstören darf. [4] Sie
schaffte erst einmal wieder ein gemeinsames und – so die Absicht
der NATO-Macher – dem Militärbündnis angemessenes
Projekt. Der Beschluß einer Kriegsaktion übte den lange
vermißten Zwang zur Disziplin im Bündnis aus und
änderte die ganze Szene. Die USA rückten damit wieder ins
Zentrum des Geschehens und unterstrichen ihre Militärrolle in
Europa: Sie einten – zunächst – das Bündnis und
versprachen zur Betätigung ihrer Führerschaft über die
Partner/Konkurrenten auf einmal, eine große Zahl amerikanischer
Bodentruppen, die für den Balkan bisher immer zu schade gewesen
waren, für die Militäraktion zur Verfügung zu stellen.
Wie ernst dieses neue NATO-Programm genommen wurde, zeigten die
deutsche und die russische Reaktion. Deutschland hatte sich von
militärischen Beiträgen zu der französisch-britisch
bestimmten UN-Mission immer ferngehalten – für die
politischen Zieldefinitionen der Partner wollte man sich nicht
hergeben; der angestrebte deutsche Wiedereinstieg ins Kriegführen
sollte nationalen Zielen dienen, selbstbestimmt und erfolgversprechend
ausfallen. Nun aber wurden die neuen Einsatzplanungen insbesondere von
der NATO-Führungsmacht zur Gretchenfrage an Deutschland gemacht:
"Obwohl der Brief (Joulwans) an alle NATO-Mitglieder geschickt
wurde, richtete er sich 'politisch' insbesondere an
Deutschland. NATO-Generalsekretär Claes ließ dies erkennen
... er sagte, es sei wünschenswert, wenn bei dem Abzug der
UN-Truppen aus Bosnien die Solidarität 'aller'
Mitgliedsländer zum Tragen komme, falls die NATO die Operation
übernehme. ... Die Erwartungen in der NATO sind groß, so
daß die Entscheidung über eine Beteiligung als Aussage
über die künftige Rolle Deutschlands im Bündnis
angesehen wird. Insbesondere auf amerikanischer Seite zeigt sich
deutliches Interesse an der Teilnahme Deutschlands. So machte der
künftige Sprecher des Repräsentantenhauses, der
republikanische Abgeordnete Gingrich, eine Beteiligung Deutschlands an
dieser Militäraktion zu einer von drei Voraussetzungen für
eine amerikanische Beteiligung." (FAZ 14.12.1994)
Hatte die deutsche Regierung auf erste Anfragen der NATO im November
noch mit dem Spielchen von der gar nicht beantwortungsbedürftigen
Vor-Voranfrage reagiert, so änderte sich die Antwort jetzt, da die
Bonner den Eindruck gewannen, daß die Zukunft der NATO auf dem
Spiel steht und die anderen die Abzugsperspektive ernstmeinen. Noch
Tage zuvor hatten sogar CSU-Politiker einen deutschen Einsatz als "törichtes und tödliches Abenteuer, das nur zu einem
Massaker für alle Seiten führt", abgelehnt. Dann war
auf einmal von der notwendigen Solidarität mit den NATO-Partnern
die Rede: "Falls es zum Abzug der UNO-Truppen kommen sollte, kann
Deutschland sich nicht entziehen." (Kinkel). Rühe nannte die
Konsequenz: "Wer Briten und Franzosen Schutz verweigert, legt die
Axt an die NATO."
Wo die NATO als militärische Eingriffs- und Aufsichtsmacht
tätig wird und durch eine größere Militäraktion
ihre Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit zu beweisen
plant, da hört für Deutschland nämlich das Taktieren um
den geeignetsten deutschen Einstieg in die weltweite Ordnungsstiftung
auf; denn mit Deutschlands Rolle in der NATO, also auch dem Beweis
tatkräftiger Unterstützung des gemeinsamen
Militärbündnisses, steht und fällt auch der deutsche
Aufstieg zur gleichwertigen und gleichberechtigten Weltmacht. Deswegen
plant die Regierung, jetzt zum ersten Mal seit 1945 wieder in einen
Krieg einzusteigen – taktiert wird nun darum, wie die
beschlossene Beteiligung möglichst erfolgreich für
Deutschland ausgestaltet werden kann. Die Aussicht, daß Europas
Zentralmacht isoliert und im Kreis der Partner degradiert werden
könnte, hat auch bei der SPD den Schein von Opposition gegen eine
"Militarisierung der Außenpolitik" beendet: Scharping
hat seine Zustimmung auf Vorrat gegeben – "die Auswirkung
jedes Entscheids auf Deutschlands Einbettung in die atlantische Allianz
sei zu berücksichtigen" (NZZ, 17.12.1994) –, und das um
so leichter, als damit eine endgültige Entscheidung ja weder
getroffen noch aktuell gefordert sei.
Was die Russen angeht, so haben sie sehr wohl zur Kenntnis genommen,
daß der Wechsel der Aufsicht über Bosnien von der "Weltgemeinschaft" der UNO auf das Militärbündnis
des Westens gegen Rußland, seine Stellung in Europa und sein
beanspruchtes Recht auf Teilhabe an der Weltpolitik gerichtet ist. Das
Mitglied des UN-Sicherheitsrates und der "Jugoslawien-Kontaktgruppe der Großmächte"
klagte dagegen die vertraglich vereinbarte UNO-Zuständigkeit ein
und drohte mit eigener antiwestlicher Parteilichkeit und Einmischung:
"Außenminister Kosyrew sandte eine scharfe Note an den
UNO-Generalsekretär Boutros Ghali mit der Aufforderung, alles zu
tun, um die UNO-Truppen im früheren Jugoslawien aus den
Kämpfen herauszuhalten. Es sei nicht Aufgabe der UNO, einen Krieg
zu führen oder die Kampfparteien an den Verhandlungstisch zu
zwingen. Zahlreiche UNO-Resolutionen würden entweder nicht in die
Tat umgesetzt oder dann so, daß man Voreingenommenheit vermuten
müsse – ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr sich Moskau
vom etwas aktiveren Verhalten der UNO und der NATO unter Druck gesetzt
fühlt. Rußland ist über die jüngsten
Luftschläge gegen seine Protegés auf dem Balkan, die
Serben, äußerst ungehalten und hat klargemacht, daß
weitere Attacken des Nordatlantikpakts den Abzug des russischen
UNPROFOR-Kontingentes zur Folge haben könnten. Die Erklärung
Kosyrews hat einmal mehr deutlich gemacht, daß die oft
postulierte russisch-westliche Gemeinsamkeit in Sachen Bosnien ... nur
so lange tragfähig ist, wie die Lage einigermaßen unter
Kontrolle bleibt. Kommt es auf dem Balkan zu einer weiteren Eskalation
und einem verstärkten Engagement der NATO, dann bliebe Moskau wohl
nichts anderes übrig, als sich unter innenpolitischem Druck offen
zu den Serben zu bekennen." (NZZ, 28.11.1994)
Es fragt sich nur, was die Drohung mit der Kündigung der Mitarbeit
bei der gemeinsamen Aufsicht noch wert ist, wenn die Kollegen von der
Kontaktgruppe gerade dabei sind, die Russen aktiv aus dieser Teilhabe
hinauszudrängen, sie sogar als Störenfried ihrer westlichen
Friedensstiftung und als Hindernis ihrer Macht auf dem Balkan zu
behandeln. Die geplante NATO-Mission geht also weit über die
Konfrontation mit den Serben hinaus und betrifft das gesamte
Verhältnis "des Westens" zum neuen Rußland.
Die NATO übernimmt den UNO-Auftrag – samt seinen Widersprüchen
Um der Wiederherstellung ihrer beschädigten Rolle als
Vormächte willen treiben sich die NATO-Staaten jetzt zu einer
Disziplin und Einigkeit, die sie im Grunde gar nicht haben!
Schließlich wurde ja die UNO mit der Einmischung in Jugoslawien
betraut, weil kein gemeinsamer Kriegszweck und Kriegswille vorliegt.
Die UNO hat ihre Autorität wegen dieser paradoxen Aufgabenstellung
verschlissen, die NATO drängt auf militärische Durchsetzung
– und sei es nur, um dann wieder abzuziehen. Jetzt ist die Frage
auf dem Tisch, ob den beteiligten imperialistischen Nationen ein Beweis
gemeinsamer Durchsetzungsfähigkeit wichtig genug ist, daß
sie ihm auch ein gemeinsames militärisches und politisches Ziel
geben – und sich dann dieser Zielsetzung unterordnen. Immerhin
läßt sich diese Frage auch umgekehrt lesen: Was ist die NATO
eigentlich für eine deutsche, französische, britische,
amerikanische Weltmacht wert, wenn diese sich für den Beweis der
Handlungsfähigkeit der NATO einspannen lassen müssen, anstatt
sie für ihre jeweiligen Nationalinteressen zu funktionalisieren?
Jetzt steht die NATO auf dem Spiel – aber es ist keineswegs
ausgemacht, ob der Wille, sie nicht zu sprengen, zum projektierten
Kriegseinsatz und zu seiner einvernehmlichen Durchführung
ausreicht.
Immerhin ist der Beschluß zum machtvollen Entsatz der UNO erst
einmal nur unter der Bedingung zustande gekommen, daß er eine
Hypothese ist. Auch die USA, die darauf gedrängt haben, daß
es so nicht weitergehen darf, haben sich darauf eingelassen, daß
die Beendigung der UN-Mission in Bosnien und die Militäraktion der
NATO vorläufig noch als eine Eventualität gehandelt wird, die
keine Seite will. US-Verteidigungsminister Perry hat versprochen, das
Waffenembargo vorerst nicht einseitig zu brechen, er hat sich in
absurden Stellungnahmen dazu bekannt, daß der Bosnienkrieg
seitens der USA nicht neu aufgerollt werden soll – "Wir
müssen der Tatsache ins Auge sehen, daß die Serben den Krieg
gewonnen haben ...." –, und dazu, daß die Rolle der
Blauhelme nicht ohne Not aufgegeben werden soll – "Ohne die
UN-Verbände vor Ort hätten die Serben den Krieg schon
längst gewonnen ...". Die Briten haben sich auf die
Planungen, die sich mit dem Ende ihrer Rolle in Bosnien und mit dem
Abzug ihrer Truppen befassen, nur mit der entscheidenden Betonung
eingelassen, daß der Abzug sowieso nicht sein soll – und
sie ihm auch nicht zustimmen würden, wenn darüber definitv zu
entscheiden wäre. Und die Franzosen haben sich den
militärischen Aspekten des NATO-Einmarsches nur angeschlossen, um
ihm eine ganz andere Wendung zu geben: Sie haben die geplante Aktion
gleich gar nicht als Organisation des Abzugs, sondern als Verbesserung
und Effektivierung der Aufsicht ins Auge gefaßt, die Frankreich
durch die Führung der Unprofor-Verbände dort schon
ausübt. Mit den USA zusammen haben sie im Dezember dem NATO-Rat
vorgeschlagen, einen militärisch gesicherten dauerhaften
Versorgungs-Korridor von Split nach Sarajewo anzulegen, den Flughafen
von Sarajewo und seinen Umkreis so weit freizukämpfen, daß
serbische Artillerie und Raketen den Flugverkehr nicht mehr bedrohen
können, und die UN-Soldaten in größeren "militärisch gesicherten Brückenköpfen
zusammenzuziehen". Mit dem gemeinsamen Vorschlag beabsichtigte
Frankreich eine Militarisierung seiner UNO-Mission zur Fortsetzung
seiner bisherigen Balkanpolitik. Die USA dagegen zielten damit auf
einen machtvollen Beweis der Zuständigkeit und
Handlungsfähigkeit der NATO [5]; die anderen NATO-Staaten aber
"stehen dem französisch-amerikanischen Vorschlag skeptisch
gegenüber, weil sie für alle Kampfparteien den Druck des
Krieges mildert, eine Normalität ohne politische Lösung und
damit einen Dauereinsatz ihres Militärs ohne militärischen
Ertrag erwarten läßt." (FAZ 15.12.1994)
Der Beschluß zum militärischen Großeinsatz der NATO,
um die UNO-Truppen herauszuholen – falls nötig! –,
verknüpft also schon wieder lauter sich ausschließende
Absichten, ist also weit davon entfernt, endlich ein feststehendes, die
Bündnispartner einendes Vorhaben zu sein. Jeder Mitgliedstaat hat
in der neuen Perspektive ein Moment seiner Sicht untergebracht, ohne
gegen die anderen aufzutreten, aber um den sonstigen Inhalt, auf den
die anderen Wert legen, zu ignorieren. Dieser Beschluß ist gar
nicht fähig, über den einen Punkt scheinhafter
Übereinkunft hinauszukommen, ohne über das Interesse eines
oder mehrerer der NATO-Partner grundsätzlich hinwegzugehen. Dies
merkwürdige Konzept eines regelrechten Krieges für einen
Rückzug entspringt nämlich einem doppelten Bedürfnis der
westlichen Weltmächte, das nach wie vor ihr Eingreifen leitet.
Einerseits sind alle entschieden unzufrieden mit ihrer Aufsicht und
sind sich weitgehend einig, daß nur noch entschiedenes Eingreifen
in den Krieg ihre imperialistische Ehre wiederherstellen, Gemeinsamkeit
und Handlungsfähigkeit der Partner demonstrieren und dem Rest der
Staatenwelt den gebührenden Respekt abnötigen kann.
Andererseits verbindet die NATO-Partner kein positives gemeinsames
Kriegsziel, die Aktion muß aber von allen gebilligt werden, wenn
sie nicht die NATO spalten und so noch viel endgültiger
bloßstellen und beschädigen soll. [6]
Die NATO-Initiative wird diplomatisch verwertet – und stiftet neuen Kriegsbedarf
Vorerst steht der große Auftritt ja auch noch unter der
Bedingung, daß die UNO selbst ihn wünscht, also dieses
Gremium und nicht etwa die NATO das Scheitern der "Friedensbemühungen" feststellt. Erst wenn nicht nur
Briten und Franzosen, sondern auch die Russen der Beendigung ihrer
Rolle in Bosnien zustimmen, bekommt die NATO grünes Licht und kann
frei und ohne den Oberbefehl von Boutros Ghali operieren. Auf dem Weg
dahin geht es erstens darum, die erreichte Einigung als Drohung
gegenüber den Kriegsparteien und als Hebel einer neuen Runde
Diplomatie zu nutzen – und sich dabei doch noch als erfolgreiche
Aufsicht durchzusetzen, oder wenigstens mittels eigener
Vermittlungsbemühungen und Konzessionsbereitschaft die
Intransigenz der Kriegsparteien so eindrucksvoll unter Beweis zu
stellen, daß schließlich alle Protagonisten der
Kontaktgruppe das Scheitern zugestehen und Konsequenzen akzeptieren
müssen. Mit dem Abzugsbeschluß auf Vorrat verschafft sich
die NATO sozusagen Zeit, kann sich konsequent zeigen, ohne gleich die
umstrittenen Konsequenzen ziehen und damit die Gefahr neuerlicher,
fundamentalerer Uneinigkeit riskieren zu müssen.
Kaum war dieser Stand erreicht, ist er auch schon wieder Ausgangspunkt
für lauter neue Berechnungen und Gegensätze geworden:
– Einerseits zwischen den Aufsichtsmächten. Die Amerikaner
haben ja mit der von ihnen durchgesetzten neuen NATO-Drohung –
wenigstens zunächst – auch die diplomatische Initiative an
sich gerissen: Die Kriegsdrohung haben sie mit einer Konzession an die
bosnischen Serben verbunden, um vielleicht so doch in Bosnien zu einer
durchsetzbaren Regelung zu kommen, deren Makler Amerika ist. Abweichend
vom bisherigen Plan der Kontaktgruppe haben sie sich bereit gezeigt,
den Serben eines ihrer Kriegsziele zuzugestehen, wenn diese sich in die
49% zu 51% Landaufteilung schicken: Sie sollen nach einem
Friedensvertrag mit Restjugoslawien irgendeine Form von
Konföderation bilden dürfen. Dafür haben zuerst
Ex-Präsident Carter, dann ganz normale US-Emissäre die totale
diplomatische Isolierung der bosnischen Serben durchbrochen, die von
der Kontaktgruppe als Strafe für deren Ablehnung des Teilungsplans
verhängt worden war.
Damit haben sich die Amerikaner schlagartig die Eifersucht der anderen
Staaten der Kontaktgruppe zugezogen, die öffentlich
argwöhnten, die USA würden vom vereinbarten Friedensplan
abweichen. Seitdem sind allseits wieder Bekenntnisse an der
Tagesordnung, daß der ausgemachte Teilungsplan Grundlage der
Verhandlungen bleiben und die "territoriale Integrität des
international anerkannten Staates Bosnien-Herzegowina" erhalten
werden muß. Die Kontaktgruppe hat verlauten lassen, daß sie
noch nicht auseinandergefallen ist, und ist gemeinsam zu Verhandlungen
nach Pale gegangen, damit sich ihre Mitglieder gegenseitig
überwachen und von falschen Angeboten abhalten können. Als
die Amerikaner mit den bosnischen Serben verhandelt haben, ist Kinkel,
der "die Serben ins Boot holen" wollte, nach Sarajewo
gefahren und hat den Moslems, die sich von ihren Beschützern
verraten fühlten, versichert, daß sie sich weiterhin auf
Bonn verlassen könnten. Der niederländische
EU-Außenkommissar Van den Broek wiederum hat verlangt, daß
die Moslemregierung "flexibler werden muß", wenn es
zu einer Regelung kommen soll. Und die Franzosen – bisher eher
darauf aus, den Serben einen Friedensschluß durch gewisse
Zugeständnisse schmackhaft zu machen – haben sich auf einmal
gegen die Amerikaner dafür stark gemacht, daß "die
Kontaktgruppe keine neuen Zugeständnisse von der bosnischen
Regierung fordern dürfe" (FAZ 28.1.1995) – bis sich
schließlich wieder allseits wachsender Pessimismus bezüglich
einer für alle Seiten akzeptablen Friedensregelung breit gemacht
hat. [7]
– Andererseits hat die Aufsichtsoffensive auch vor Ort nicht mehr
Frieden gestiftet, sondern neue kriegerische und diplomatische
Bemühungen und Eigenmächtigkeiten unter den Kriegsparteien
hervorgerufen. Die zwischenzeitlichen offiziellen Verlautbarungen,
daß der Waffenstillstand weitgehend eingehalten werde und
ermutigende Zeichen von Verhandlungsbereitschaft aus Pale zu bemerken
seien, haben ja weniger Fakten registriert, sondern eher den
politischen Willen der Aufsichtsmächte zu einem neuen
diplomatischen Anlauf zum Ausdruck gebracht: Um Bihać herum wurde den
ganzen Winter über weitergekämpft – freilich nicht
direkt von den bosnischen Serben, sondern von den Truppen der
abtrünnigen Moslems unter Abdić und den kroatischen Serben, die
keine anerkannten Kriegsparteien und deshalb auch nicht vertraglich in
den Waffenstillstand eingebunden sind. Die wollen durch Kriegserfolge
nämlich selbst zum anerkannten Faktor des bosnischen Geschehens
aufsteigen, zur Kriegspartei, mit der die internationale Aufsicht auch
ins Geschäft kommen muß. Die offiziellen Kriegs- und
Verhandlungsparteien andererseits testen, seit die neue NATO-Drohung
und -Diplomatie auf der Tagesordnung steht, laufend die Spielräume
aus, die ihnen jetzt noch gelassen werden – Serben und Moslems
haben zum Beispiel die eingegangenen Waffenstillstandspflichten um
Sarajewo herum nicht bzw. nur nach langwierigem Hin und Her
erfüllt. Inzwischen stellt die Regierung in Sarajewo der UNO
Bedingungen für ihr Bleiben. Und die Aussicht, daß wegen der
neuen Lage überall die Kämpfe wieder aufflammen, hat auch die
serbischen Parteien wieder enger zusammengeschweißt.
Vor allem aber sieht sich Kroatien durch die neuerlichen
internationalen Bemühungen um Frieden ganz neu herausgefordert,
seine territorialen Ansprüche nachhaltig in Erinnerung und auf die
kriegerische Tagesordnung zu bringen, also jede noch so vage
Perspektive einer Einigung zwischen den Kriegsparteien zu
hintertreiben. Schon die amerikanische Aussage, wenn man die Moslems
nicht aufrüsten wolle, hätten die Serben wohl den Krieg
gewonnen, weil den Moslems eine entscheidende Revision der Lage nicht
mehr zuzutrauen sei, hat die von den USA vor etwa einem Jahr
geschmiedete kroatisch-moslemische Front in Bosnien zu sprengen
gedroht. Sie war den Beteiligten offenbar gegen ihren eigentlichen
Willen aufgezwungen und mit dem Versprechen schmackhaft gemacht worden,
die Amerikaner würden beim Rückerobern helfen. Sobald die
amerikanische Regierung dieses Versprechen in Zweifel gezogen hat, ist
die einzige Gemeinsamkeit der feindlichen Verbündeten verschwunden
– und die Kroaten haben ihre Bemühungen, sich mit den Serben
über eine Aufteilung Bosniens zu einigen und die Herzegowina gegen
die Moslems zu sichern, wieder verstärkt aufgenommen, so daß
auch die deutsche Verantwortung für die friedliche Entwicklung in
Mostar auf dem Spiel steht. [8] Darüberhinaus hat Tuđman die
UNO-Abzugsdrohung damit gekontert, daß er seinerseits für
die Krajina die Abmachung mit der UNO gekündigt hat, um den Abzug
der Blauhelme zu erzwingen, die in Kroatien den Krieg gestoppt und eine
Pufferzone zwischen die völkischen Feinde gelegt hatten. Schon
beim Kampf um Bihać hatte Tuđman nur widerwillig und unter
amerikanischem Druck auf eine kriegerische Eskalation von Seiten
Kroatiens verzichtet. Jetzt will er nachdrücklich die Freiheit zum
Kriegführen wieder haben, weil jede denkbare Friedensregelung
kroatische Souveränitäts- und Gebietsansprüche über
die Krajina gefährdet, die von kroatischen Serben gehalten wird:
"Die UNO stört uns. Sie beließ es beim Status quo,
statt den Serben einen Frieden aufzuzwingen. Ihre Mission war
kontraproduktiv. Die paramilitärischen Verbände wurden nicht
entwaffnet. ... Die Serben haben die UNO-Präsenz mißbraucht,
um ihre Okkupation zu festigen. Und wir wurden an militärischen
Aktionen gehindert. ...Frage: Werden Sie die Krajina mit Gewalt
zurückerobern? Tuđman: Wenn es nötig wird, werden wir davor
nicht zurückschrecken. Die Krajina-Serben und die Führung in
Belgrad wissen, daß wir in der Lage sind, unser Land mit
Waffengewalt zu befreien. In dieser Frage steht die ganze Welt hinter
uns." (Der Spiegel 4/1995)
Wo die Aufsichtsmächte auf Abmachungen drängen, dringt also
der von den Deutschen geförderte Kroatenführer darauf,
daß Kroatiens territoriale Ansprüche erst noch befriedigt
werden müssen, kündigt die mühsam von der UNO erreichte
Sistierung des Kampfs um die Krajina und setzt alte weiterreichende
Kriegsdrohungen neu in die Welt. Er macht damit nicht nur den
mühsam ausgearbeiteten Friedensplan der Aufsichtsmächte
für die Krajina zur Makulatur und bringt dort wieder Krieg auf die
Tagesordnung; er gefährdet damit im Grunde die gesamte
Präsenz der UNO, da sie sich ohne die Operationsbasis Kroatien
auch in Bosnien nicht halten kann.
So jedenfalls war die Abzugs-Drohung der UNO sicher nicht gemeint. Die
Aufsichtsmächte wollten genau umgekehrt die gewaltsamen
Auseinandersetzungen begrenzen und neuen Druck auf die streitenden
Parteien ausüben, sich zu einigen. Jetzt bekommen sie es statt
dessen damit zu tun, daß die Position der UNO erst recht
unhaltbar wird, daß eine neuerliche Ausweitung des
Kriegsgeschehens droht und daß man alle Parteien, auch die selbst
geschaffenen oder protegierten Kräfte vor Ort, erst wieder in den
Griff bekommen muß. Die nationalen Aufbruchspolitiker vor Ort
sorgen also dafür, daß für die Aufsichtsmächte,
die mehr Kontrolle erreichen wollten, die Lage unberechenbarer wird und
ganz neuer Kontrollbedarf entsteht. Es ist jetzt schon klar: Die
NATO-Mächte haben es noch mit ganz anderen Herausforderungen als
bloß mit dem machtvoll zu organisierenden Abzug der UNO zu tun.
_________
[1] "Wie lange kann die Kontaktgruppe noch zulassen,
daß die bosnischen Serben den vorgeschlagenen gerechten und
ehrenhaften Frieden ablehnen? Wie lange können wir noch zusehen,
wie die Streitkräfte der Vereinten Nationen von den Feinden des
Friedens zum Schutz für die durch den Krieg gemachten Profite
benutzt oder als Grund dafür angeführt werden, daß die
bosnischen Serben keinen hohen Preis für die Verletzung der
Sperrzonen zahlen müssen? Wie lange werden wir uns hier noch
treffen und zulassen, daß die grundsätzlichen und eloquenten
Forderungen des Vertreters von Bosnien-Herzegowina nach dem Recht
seines Volkes auf Selbstverteidigung auf taube Ohren
stoßen?" (US-Botschafterin Albright bei der UNO am
9.11.1994, Amerika Dienst 45/94)
[2] "Amerikas einseitiger Beschluß, sich nicht mehr
an der Überwachung des Waffenembargos gegen das ehemalige
Jugoslawien zu beteiligen, hat die Zukunft der NATO erneut infrage
gestellt. ... Wenn man sich nicht darauf verlassen kann, daß die
USA eine Politik des Bündnisses mittragen, fragen sich Offizielle,
was garantiert, daß sie es in anderen Fällen tun?"
(The Economist, 10.12.1994)
[3] "Der furiose transatlantische Krieg der Worte
darüber, wie tief die NATO in den bosnischen Krieg hineingezogen
werden sollte, ... könnte, wenn man ihn weiter eskalieren
läßt, sehr wohl die Allianz sprengen. Mit solchen Aussichten
scheint sich das westliche Denken befaßt zu haben ... Aus dem
Durcheinander um Bihać und Brüssel kam man zu einer qualvollen
Entscheidung und zu einem schmerzhaften Standpunktwechsel. Man hat
entschieden, daß letzten Endes die Rettung der NATO wichtiger ist
als die Rettung Bosniens. Man erwartet, daß Warren Christopher,
der amerikanische Außenminister in dieser Woche seine
europäischen Kollegen dessen versichern wird, daß Meldungen
über das Ende des Bündnisses verfrüht waren. Bob Dole,
der neue republikanische Mehrheitsführer im Senat hatte gesagt:
'Ich denke, wir haben einen vollständigen Zusammenbruch der
NATO'." (The Economist, 3.12.1994)
[4] Der neue Generalsekretär der NATO, Willy Claes,
formuliert den neuen Konsens so: "Er hoffe, die Vereinten
Nationen akzeptierten, daß die NATO keine Rolle spielen
könne, bei der sie ihre Glaubwürdigkeit verliere. Eine
Grundsatzdebatte über die Spielregeln werde unvermeidlich, wenn es
zu einem weiteren Einsatz der NATO im Auftrag der Vereinten Nationen
kommen sollte. 'Ich hoffe, daß insbesondere die
UN-Generale, die für die Blauhelmeinsätze zuständig
sind, einsehen, daß wir nicht länger bereit sind, Flugzeuge
und Piloten einzusetzen, um verlassene Panzer zu
bekämpfen.'" (FAZ, 2.2.1995)
[5] "Die überraschende Erklärung Clintons,
nunmehr Bodentruppen zur Verfügung stellen zu wollen, wird in der
NATO so ausgelegt, daß Clinton wolle, daß die Operation
unter dem Kommando der NATO stattfinde. Amerika besetzt mit dem
NATO-Oberbefehlshaber Europa und dem NATO-Befehlshaber Südeuropa
maßgebliche Positionen in der Kommandostruktur des
Bündnisses. Frankreich, das der Militärintegration der NATO
nicht angehört, möchte dagegen, daß die
Rückzugsoperation unter dem Kommando der Vereinten Nationen
stattfindet, was konkreter auf einen französischen Oberbefehl
hinausliefe, da der Befehlshaber der Unprofor-Kräfte im
früheren Jugoslawien der französische General de Lapresle
ist. Amerikas Interesse ist es daher, etwas mehr als die Hälfte
der Truppen dieser Aktion zu stellen, um den Anspruch auf
NATO-Unterstellung durchsetzen zu können." (FAZ, 14.12.1994)
[6] Mit dem Abzugsszenario versucht die "US-Regierung
– ohne das öffentlich auszusprechen – die Aufhebung
des Waffenembargos ebenfalls zu verhindern. Ihr Motiv ist nicht
Serbien, sondern der Wunsch, die NATO vor einer Spaltung zu bewahren.
Sie wäre unvermeidlich, wenn Großbritannien und Frankreich
im UN-Sicherheitsrat eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien
ablehnten und verhinderten, die Vereinigten Staaten sich aber
darüber hinwegsetzten und Bosnien Waffen lieferten." (FAZ
20.12.1994)
Mit ähnlichen Überlegungen findet die NATO-Herbsttagung die
Abzugsplanung ebenso wichtig wie die Fortsetzung der bisherigen "Friedensmission": "Weitere Hilfeleistung oder Abzug
aus Bosnien – über diese Alternative diskutierten die
NATO-Verteidigungsminister am ersten Tag ihrer Herbsttagung in
Brüssel. Die NATO entschied sich für beides. .... Nur der
englische Verteidigungsminister Rifkind sprach sich entschieden
für den Verbleib der UN-Truppen in Bosnien aus. Die übrigen
Verteidigungsminister gaben zu erkennen, daß sie zwar für
den vorläufigen Verbleib der UN-Truppen in Bosnien seien. Das
allerdings, weil sie fürchten, daß ein Abzug aller
UN-Truppen und der zu befürchtende Krieg angesichts der zu
erwartenden Fernsehberichterstattung für das Bündnis und sein
Ansehen sowie für die beteiligten Staaten noch weit verheerendere
politische Folgen hätte als ein Verbleib. ...
Saigon-Trauma..." (FAZ 15.12.1994)
[7] Auf der Münchener Konferenz für Sicherheitspolitik
Anfang Februar haben die NATO-Mitglieder dann auch prompt nur ihre nach
wie vor gegensätzlichen Standpunkte vorgetragen und sich
wechselseitig öffentlich beschuldigt, die gemeinsame NATO-Aufsicht
zu ruinieren und das Bündnis zu schädigen: "Die
Differenzen, die sich seit dem Ende des Kalten Krieges zwischen den
Vereinigten Staaten und einem Teil ihrer Verbündeten in Europa
entwickelt haben, zeigten sich in der Bosnien-Frage am deutlichsten.
Die Debatte hierüber führte sogar zu offenem Widerspruch
zwischen Teilnehmern der Konferenz. Der amerikanische Senator Cohen
forderte die Absetzung des UN-Flüchtlingsbeauftragen Akashi. Die
Glaubwürdigkeit der UN müsse durch die konsequente
Durchsetzung dessen hergestellt werden, was sie beschlossen habe, falls
nötig durch Bombardements, von denen kein Ziel in Bosnien mehr
ausgenommen werden dürfe... Der ehemalige Verteidigungsminister
Perle griff Frankreich und Großbritannien direkt an und warf
diesen beiden Staaten vor, durch das von ihnen durchgesetzte
Waffenembargo gegen Bosnien diesem Land das Recht auf
Selbstverteidigung zu verweigern. Er forderte den Abzug der UN-Truppen
aus Bosnien, die vor allem 'die Sicherung des von den Serben
eroberten Gebietes' bewirkten... man solle den Bosniaken
Waffenhilfe leisten und sie von der Türkei ausbilden lassen. Dem
widersprach der britische Verteidigungsminister Rifkind ebenso
entschieden wie andere europäische Teilnehmer. Frankreichs
Außenminister Juppé sagte, das Interesse seines Landes an
Bosnien bestehe darin, daß Frankreich einen Balkankrieg
verhindern wollen. Bundesaußenminister Kinkel lehnte eine
Aufhebung des Embargos ebenso ab wie der SPD-Vorsitzende Scharping.
Claes bekannte, er mache sich Sorgen über die Strömungen, die
sich in Schlüsselfragen der Allianz zwischen den Vereinigten
Staaten und Europa entwickelt hätten. Sie beschränkten sich
nicht auf Bosnien." (FAZ 6.2.95)
[8] Jetzt versucht die Kontaktgruppe die von ihr ins Leben
gerufene Konföderation trotz des Unwillens der Beteiligten zu
erhalten: Sie versucht, Kroaten und Moslems nach dem Muster von Mostar
einer internationalen Aufsicht zu unterstellen. Ein US-General ist
abgestellt, die militärische Zusammenarbeit von kroatischem
Verteidigungsrat und moslemischen Regierungstruppen zu koordinieren.
© 1992-2007 by GegenStandpunkt Verlag, München. Alle Rechte vorbehalten.
