Begriffe, die Marxisten nicht benutzen:

 

Neoliberal: Benutzer dieses Begriffes gehen davon aus, daß es auch eine andere Art von Marktwirtschaft gibt, eine soziale. Genauer: Als Verfechter dieser Vorstellung kennen sie zwei Seiten des gleichen Kapitalismus, eine gute und eine schlechte. Sie wollen als gestandene Moralisten nicht wahrhaben, daß der Kapitalismus immer nur in die eine, unsoziale Richtung tendiert (und zwar, hätten sie Marx' Kapital begriffen, notwendigerweise) und nicht in die andere. Und weil ihnen diese Tendenz – über den Kapitalismus selber wollen sie ja gar nicht groß räsonieren - keineswegs scheißegal ist, werden sie mit ihrer falschen, weil unsachlichen Diagnose auch noch politisch vorstellig: Das falsche Personal vergehe sich am Klassenstaat, der unparteiisch über den Klassen zu stehen habe. Sie geben damit einer praktisch durchgesetzten Ideologie des Klassenstaates recht, nicht wissend wollend, was der Standpunkt des kapitalistischen Klassenstaates impliziert. Sie mögen gar wähnen, daß der Klassenstaat, erfülle er nicht seine ureigentlichen Aufgaben - die in ihrer Fantasie einer klassenlosen Gesellschaft schon annähernd gleichkommen mögen -, er sich selber in die Krise reiten möge, was er doch beim besten Willen nicht wollen könne.
Kurzum, bescheuerter als mit dem Begriff "neoliberal" kann man sich kaum zum Anwalt der politischen Gewalt des Kapitalismus bekennen. Und wer meint, mit diesem frasenhaften Begriff endlich eine gemeinsame theoretische Grundlage gefunden zu haben, der sich kein Linker entziehen könne, sei darauf hingewiesen, daß, wer nach einem Kritikersatz sucht, das Bemühen um richtige Kritik schon aufgegeben hat. Freilich, dem Ziel, Parlamanentssitze und Regierungsbeteiligungen zu erhalten, können theoretische Überlegungen sehr abhold sein. Und als Anknüpfungspunkt an die nationale Gesinnung der lohnabhängigen Bevölkerung taugen solche schon gleich nicht. 
Die Not der Archäoliberalen scheint sich mit diesem Begriff - das ist aus seiner Beliebtheit zu schließen - jedenfalls aufgelöst zu haben...

Asozial: Dieser Begriff bezeichnet Leute, die selbstverschuldet (demokratischer Gebrauch) oder von Natur aus (faschistischer Gebrauch) "dem Staat zur Last fallen". Das Verhältnis von Subjekt (Staat) und Objekt (Individuum) wird auf den Kopf gestellt. Es wird ein Ideal der Anpassung und Unterwerfung in Anschlag gebracht, an dem der einzelne versagen muß, wenn er nicht über das einzige Mittel verfügt, das in der kapitalistischen Gesellschaft wirklich zählt: Geld. Der Kapitalismus macht eben ernst mit der Devise: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen! Im Kapitalismus wird nicht gearbeitet, um zu leben, sondern gelebt, um zu arbeiten, sofern man sich nicht dahingehend "emanzipiert" hat, über genügend Geld zu verfügen, um andere für sich arbeiten lassen zu können. Erst und nur dann ist man auch wirklich anerkannt; das drückt sich dann darin aus, daß nur der, der es "zu etwas gebracht hat", auch befugt ist, die Klappe aufzureißen. Andere sollen gefälligst die Klappe halten und, tun sie es nicht, müssen sie sich "Sozialneid" (u.a.) vorwerfen lassen. Und manche dieser anderen versuchen sich auf ihre (oft illegale) Weise Anerkennung zu verschaffen. "Asoziale" eben.
Rassismus will hier niemand erkennen – und dabei liegt er hier auf der Hand inklusive der nahtlosen Übergangsmöglichkeit vom "bloß" ökonomischen zum sozialdarwinistischen. So demokratisch Faschisten sein können, so faschistisch können Demokraten sein...
Wie war das noch gleich, mit dem "Waschen & Rasieren"? (Könnte Kurt Beck nicht genauso gut in der NPD oder in der FDP sein, oder ist er deshalb in der SPD, weil die deren ideologische Synthese in Sachen Rassismus ist? Und ist die BLÖDzeitung nicht die gelungenste journalistische Synthese des nationalen & marktwirtschaftlichen Rassismus, die man sich denken kann, und der deshalb sämtliche Politiker ein Interview nicht abschlagen können?)