Demokratie, wie »wir« sie lieben!
Wer nicht gerade an Alzheimer leidet, dem fällt die Verlogenheit
auf, mit dem die SPD auf ihren Plakaten für ein »Alter ohne
Armut« wirbt, für »bezahlbare Mieten«, für
einen »Mindestlohn«, für »Bildung, die nicht vom
Geldbeutel der Eltern abhängt«: So gut wie jeder kann sich
an die SPD-Agenda 2010 erinnern, mit dem diese Partei die Armut zugunsten des großen »Wir«, zugunsten der Nation nämlich, grandios vorangetrieben hat. Einem alten Nazi von den REPs hat daran selbstredend nicht die Brutalität des Vorgehens staatlicher Gewalt gestört, sondern daß diese Politik so verlogen daherkommt: Er wirbt auf seinem Plakat schlicht für »richtig ehrliche Politik«; die Brutalität der Politik
gegen die, die nichts zu melden haben, die ist unterstellt, gegen die
hat solcher nichts, die betrachtet solcher als ebenso notwendig wie
selbstverständlich, also genau so wie alle anderen Parteien auch.
Ähnlich der Seehofer von der bayerischen CSU, der keineswegs die
geschröpften Autofahrer entlasten will, der daher keineswegs eine
Senkung der KFZ- und der Mineralölsteuer ins Spiel bringt, der
ebensowenig politischen Druck auf die Mineralöl- und
Versicherungskonzerne ausüben möchte: Nein, er appelliert an
die Laune von autofahrenden Nationalisten, wenn er eine Maut für Ausländer durchsetzen will. Bei aller Schröpfung der auf einen PKW angewiesenen
Berufstätigen sollen die gefälligst gute Miene zum bösen
Spiel machen können!
Nein, gegen die Brutalitäten staatlicherseits hat auch die Linkspartei nichts, wenn die jene abfedern
will, wenn die so tut, als ginge das unumstößliche,
große Ganze — selbst diese Partei vermeidet es generell von
Staat & Kapital zureden! — auch ein wenig weniger brutal, eben mit Mindestlohn, Mietbremsen etc.; ähnlich
die GRÜNEN, die ja einst die Agenda 2010 mitgetragen haben und
ihre damalige Politik im nachheinein als ein bißchen zu brutal
empfinden. Für diese beiden Parteien spricht nichts gegen ein Existenzminimum auf einem staatlich festgelegten untersten Niveau.
Damit will man die malträtierten Leute tatsächlich bei Laune
halten: Das ist angesichts einer vor Reichtum strotzenden Nation
ebenso zynisch, selbst wenn es ehrlich gemeint ist, ebenso zynisch wie
auf den Brutalitäten der demokratischen Klassengesellschaft ohne
Wenn & Aber zu bestehen, wie das die Regierungsparteien CDU und FDP
tun und die SPD mit ihrem staatskassenfanatischen Spitzenkandidaten nach der Wahl wieder
tun möchte. Die Leistungsträger der Nation übrigens
möchte keine der Parteien vergrämen, gerade wenn sie an ein Mehr an Gerechtigkeit appellieren und damit die paar Prozentpunkte mehr an Steuer rechtfertigen, mit denen sie die Einkommensstarken zum großen WIR
verpflichten möchten. Allzuoft wird ja eine »Spaltung der
Gesellschaft« beklagt, als fiele die — geradezu
unerklärbar — aus heiterem Himmel und wäre alles andere
als Ausgangspunkt und Resultat einer Gesellschaftsordnung, die die
Vermehrung von Geld zu ihrem allerhöchsten Zweck erkoren hat.
Wer so argumentiert, braucht sich im übrigen nicht über Leute
aufregen, die gleich eine fehlende Volksgemeinschaft
beklagen, auf Brüssel schimpfen (so als gäbe dort nicht
Berlin den Ton an!) und den Euro für des Teufels halten (als
würde von dem nicht der deutsche Staat samt seiner Ökonomie
am meisten profitieren): Für diese ihre faschistische Ideologie
rücken sie konjunkturgemäß die Ökonomie ins
Zentrum: Über eine wirklich nationale Währung soll diese
Gemeinschaft wieder entstehen: Alternative für Deutschland (AfD)
nennen sich diese modernen Faschisten.
Wahlkämpfer aller Parteien vereinigt Euch? Warum nicht? So
schwer kann das nicht sein. Oder: Getrennt marschieren, vereint
schlagen? Auch nicht schlecht. Dabei immer an die Nation denken! Das
große WIR! (Darin mag sich keine Partei von einer anderen
übertreffen lassen, am allerwenigsten ganz offensichtlich die SPD,
die diesbezüglich immer noch Komplexe zu haben scheint,
schließlich wurde sie einstmals — völlig zu Unrecht
— der Vaterlandslosigkeit geziehen.)
(06.09.13)