Linke Zusammenschlüsse und Zerwürfnisse
In der Zeitschrift sozialismus.info, magazin für marxistische theorie und praxis,
die von der Sozialistischen Alternative um Sascha Stanicic und Lucy
Redler herausgegeben wird, widmet sich in der neuen Ausgabe (Nr. 12)
u.a. ein Artikel der Geschichte des Trotzkismus, in
dem auf die Auseinandersetzung verschiedener linker Organisationen
eingegangen wird. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den
Positionen als konkurrierenden Organisationen empfundener und auch
tatsächlich konkurrierender Organisationen ist nämlich nicht
die Regel. Bei den Stalinisten von MLPD und DKP schon gleich nicht, ein
Blick auf die Linkspartei genügt allerdings auch schon, um
den Prototyp linker Ignoranz zu vor sich zu haben. Schon deren
Bezeichnung als
»DIE Linke« ist eine anmaßende Unverschämtheit
gegen all die,
die sich um Gesellschaftskritik sozialer Art kümmern. Einen
Vorwurf, den man seitens dieser Partei von drüben, aus der
Ostzone,
immer wieder hört, ist der, der beklagt, daß Linke in
Westdeutschland immer so zerstritten seien. Deshalb sei es quasi
nötig oder zumindest vorteilhaft, einen Deckel daraufzusetzen
unter
den alle schlüpfen können, die guten Willens sind, d.h.
endlich richtigen Erfolg haben wollen und das heißt wiederum mit
einer Fraktion in einem Parlament abhocken zu können, ja
womöglich noch in Koalitionsverhandlungen zu gelangen,
ausgerechnet mit der SPD beispielsweise, über deren
reaktionären Charakter man sich insbesondere in der Ostzone nach
wie vor gerne hinwegtäuscht. Parlamentarisches Herumgeeiere ist
denn auch schon der Hauptinhalt, für den die Linkspartei agitiert.
Der reaktionäre Charakter von Parlamentsfraktionen
sozialdemokratischer Art ist der SAV nicht verborgen geblieben, wenn
sie der »Gruppe Arbeitermacht« vorwirft, die SPD als
Koalitionspartner - ganz abgesehen davon, daß diese Frage eh so
fiktiv ist, wie eine Parteigründung auf dem Mond - nicht
ausschließen zu wollen, weil sie die nach wie vor als
Arbeiterpartei betrachtet, wobei jene Arbeitermacht nicht die einzige
ist.
Der Artikel der SAV macht klar, wie wenig Trotzki zu heutigen Fragen
beitragen kann, war er doch mit den nötigsten Fragen der damaligen
Sowjetunion befaßt, für ihn war die politische Revolution
der Verteidigung der Sowjetunion untergeordnet: "Ein Sturz des
Stalinismus mit dem Ergebnis der Restauration des Kapitalismus war
nicht erstrebenswert. Allerdings wurde die Bürokratie immer mehr
zur Fessel für die Planwirtschaft und vergrößerte damit
die Gefahr der Restauration des Kapitalismus." (sozialismus.info,
S.33) Inwiefern? Die Staatsräson hat ihre eigenen
Erfolgskriterien, die emanzipiert von den Interessen der
Arbeiterklasse existieren. Aufgrund dessen hat sich die Gefahr einer
grundsätzlichen Änderung der Staatsräson als
begründet erwiesen. Insofern verbietet es sich einer
Staatskritik weniger Aufmerksamkeit zu widmen als der der
(bloßen) Ökonomie
kapitalistischer Sorte. Da der Realsozialismus sich mittlerweile selber
erledigt hat, ist es müßig, über die Strategie Trotzkis
oder eine andere, möglicherweise erfolgreichere zu spekulieren.
Man braucht der UdSSR nicht nachzutrauern, weil Stalin, Chrustschow und
alle weiteren ihrer Staatsführer prinzipiellen Fragen ignorant
gegenübergestanden
haben. Wie ein demokratischer Staat betrachteten sie ihre Gewalt als
schlagendes Argument, das jedes weitere so gut wie erübrigt. Damit
schafften
sie es freilich kaum, den Imperialismus zu beeindrucken, geschweige
denn, ihre Arbeitermassen zu Einsichten marxscher Art zu bringen.
Letzteres
hielten sie sowieso für das Überflüssigste der Welt,
weil das Proletariat mit seinen Wunschvorstellungen hinsichtlich gerechter Herrschaft in
seiner ihm nicht zu Unrecht unterstellten moralischen Integrität jeder Kritik
enthoben war.
Über das Ende der Sowjetunion entstanden freilich Kontroversen.
Diese und andere Spekulationen über Perspektiven des Sozialismus
machen zugleich den Fehler dieser Art Auseinandersetzungen klar, die
zwangsläufig zu Zerwürfnissen führen müssen. Denn
über nicht beweisbare, auf die Zukunft bezogene Interpretationen
des (Welt-)Geschehens läßt sich prima streiten und sich
darüber zerstreiten. Sie berühren aber nicht den Kern der
Sache. So erwähnt die Zeitschrift beispielsweise das CWI
(committee for a workers' international), welches 1988 eine
Restauration des Kapitalismus für möglich hielt (S. 34).
Angesichts der marktwirtschaftlichen Reformen, die in der Sowjetunion
damals schon unterwegs waren, ist dies einigermaßen seltsam,
weil unterstellt wird, daß die Sowjetunion doch noch bestrebt war bzw. hätte sein sollen,
quasi in Richtung Sozialismus zu gehen, doch irgendwie »unwirkliche«
Kräfte sie zum Verlassen des richtigen Weges geführt hätten. Man mag so etwas leicht überlesen,
wenn man der Meinung anhängt, recht hat, wem »die
Geschichte« recht gibt. Nun ist »die Geschichte« keinerlei Subjekt,
welches Interessen kennt oder sich an Interessen orientiert, deren Zeit
sie gekommen beziehungsweise gegangen sieht. Die Geschichte ist nichts als ein
(höherer) Rechtfertigungstitel bürgerlicher Herkunft.
Der nächste Fehler besteht dann darin, an die irgendwie
schicksalshaft hereinbrechenden Ereignisse (wieder) anzuknüpfen -
mit einer richtigen Interpretation. Zu welch willkürlichen und
widersprüchlichen Schlußfolgerungen man dabei gelangen zeigt
folgendes Beispiel: "Zum Beispiel lehnte die deutsche Organisation der
Internationalen Sozialistischen Tendenz (IST), die Sozialistische
Arbeitergruppe (SAG, die Vorläuferorganisation von Linksruck und
Marx21), im Winter 1989/90 die Wiedervereinigung ab, weil diese eine
Stärkung des deutschen Imperialismus bedeutete. Wenige Monate
später befürwortete sie sie, weil sie die DDR als
(staats)kapitalistisch betrachtete und eine Vereinigung dadurch nicht
als Mittel zur Restauration des Kapitalismus. Für die IST/SAG
waren die Ereignisse 1989 bis 1991 kein historischer Rückschritt,
sondern ein Schritt zur Seite." (S.34) Wäre es ein wirklicher
Rückschritt gewesen, wäre ja nichts geringeres als das
Weltbild der Vereinigung, der HISTOMAT (historischer Materialismus) in
Frage gestanden, nach dem sich die Geschichte positiv, also letzlich immer im
Sinne der unterdrückten Klassen entwickelt. Diesen der Geschichte
innewohnenden Automatismus – trotz dem Ableben des Realsoz hochgehalten, als wäre er nicht dessen
Ideologie gewesen, zu deren Verbreitung er dummerweise seinen
zeitweiligen Erfolg auf dem Felde durchgesetzter Staatsgewalt ins Feld
geführt hatte – diesen Automatismus also wollte man sich vom
imperialistischen
Kapitalismus nicht einfach nehmen und durch die reale Entwicklung
widerlegen lassen. Soviel Dogmatik mußte einfach sein, um sich
als sozialistische Organisation selbstzuvergewissern. Der vorgetragene
Standpunkt wird zwar von der Zeitschrift zurückgewiesen,
bloß wie! Er stellt der Spekulation, die Massenbewegung in der
DDR hätte mit der BRD-Regierung etwas für sie Positives, also
gleichsam etwas wirklich Sozialistisches aushandeln sollen, eine andere
Spekulation gegenüber, nach der die Massen ja erst einmal einer
sozialistischen Perspektive bedurft hätten (mit der sie die
irgendwie blöde DDR einfach nicht ausgestattet hatte). Bei
soviel Konjunktiv stellt sich doch die Frage, was war die Wahrheit der
Vorkommnisse? Darüber zu fantasieren, was sie alles nicht wahr,
ist doch wirklich müßig!
Wie eine linke Organisation in aller ihrer ML-Dogmatik tickt, kann
man auch im nächsten Schritt verfolgen: "Hinter den
Kontroversen innerhalb des CWI zur Wiedervereinigung steckte, daß
ein Teil der Mitglieder sich an alte Formeln klammerte und nicht auf
die grundlegend geänderte Lage einstellte. Daher war die
Auseinandersetzung ein Vorspiel für den Fraktionskampf 1991/1992,
der zur Abspaltung der Minderheitsgruppe um Ted Grant und Alan Woods
(der heutigen Internationalen Marxistischen Tendenz, IMT, in
Deutschland und Österreich der »Funke«) führte."
Der Erfolg des Imperialismus ist freilich nicht der Grund für die
Spaltung der (dieser) Linken. Es ist die eigene Blödheit,
einerseits, daß die einen meinen, die Wirklichkeit müsse
sich (langfristig oder irgendwie mysteriös) an ihren Formeln
orientieren, und andrerseits, die anderen meinen, der Wirklichkeit
einen Fortschritt in ihrem Sinne abgewinnen können unbedingt zu
wollen. Während letztere sich unbedingt auf den Boden der
Realität stellen wollen, wollen die anderen die Wirklichkeit auf
den Boden ihrer Realität stellen. Dabei sehen beide
Fraktionen geflissentlich darüber hinweg, daß »die Realität«
auf sie und ihre Stellung einfach scheißt. Das die Realität – das sind die kapitalistischen Verhältnisse –
auch keine
Beurteilung ihrerseits erwartet. Daß es also völlig piepegal
ist, ob sie die Ergebnisse kapitalistischer Weltordnung samt ihren
offiziellen Deutungen als solche zur
Kenntnis nehmen und was sie in sie hineininterpretieren. Praktisch
muß man übrigens die sowieso zur Kenntnis nehmen. Aber
theoretisch sich ihnen als solchen verweigern, diesen Luxus freien
Geistes wollen
sich diverse Linke schon leisten, zumindest gerade die, welche die
Positionen des Realsoz und anderer Leninisten für Firlefanz
halten, die nicht weiterhelfen. Wobei sie natürlich die
Frage, warum die nicht weiterhelfen, gekonnt umschiffen. Sie
frönen ja selber permanent ihrer eigenen Rechtfertigung, wodurch
es ihnen verschlossen bleiben muß, daß es auch bei anderen
Standpunkten in aller Regel um Ideologien von und zu (jeweils eigener)
Rechtfertigung
handelt.
In dieser Art Selbstbefassung befangen werden die wirklichen Ereignisse
der Weltpolitik zum bloßen Mittel der Auseinandersetzung, einer
Auseinandersetzung, der sich der Frage widmet, wer recht hat. Aber eben
nicht in der Weise, einer Sache auf den Grund zu gehen, sondern in der,
diese in sein Weltbild einzuordnen und ihm unterzuordnen. Da ist dann selbst Marx als Profet gefragt:
Hat der nicht schon dem Gang der Dinge die richtige Richtung, die
richtige Tendenz abgelauscht? Insofern sind sie profetische Marxisten.
Ein wahrer Profet wie Marx zu sein, das wäre es wohl! Dann
müßte sich der Kapitalismus wie man selber daran halten, so, wie er sich ja
auch an Marx gehalten hat. Oder war es umgekehrt?
Man sieht, die Linken machen es sich keineswegs leicht, an Marx zu glauben
und glauben zu können. Dazu muß man Dinge einschätzen
lernen, über die Marx heute freilich nur den Kopf geschüttelt
hätte. Es geht hier an einem Beispiel um die Einschätzung der
Sozialdemokratie. "Die Mehrheit [des CWI] stellte fest, daß sich
die Sozialdemokratie nach rechts bewegte und sich entleerte. ... Dieser
Prozeß begann Ende der 1980er Jahre unter dem Einfluß des
damaligen relativ langen Wirtschaftsaufschwungs und verstärkte
sich nach dem Zusammenbruch des Stalinismus." (S. 35) Hätte man
sich mal mit der Wirklichkeit näher befaßt, anstatt sie aus
bürgerlich-demokratischen Lehrbüchern zu übernehmen,
müßte man die Rechtsentwicklung der Sozialdemokratie um 100
Jahre zurückverlegen. Wieso sie sich also mit dem Zusammenbruch
des Stalinismus verstärkt haben sollte, ist ein Rätsel. Diese
»Argumentation« diente freilich, wie der Text weiter
ausführt, bloß dazu, einen »taktischen Schritt« zu begehen:
Bis dato hatten nämlich besagte Leute unter vorsätzlicher
Selbstverleugnung innerhalb der Sozialdemokratie ein Refugium gesehen,
welches sie nun aufgeben wollten. Sie hielten es nun für opportun,
selbstständig, ohne Deckmäntelchen für ihre Position zu
werben, während andere nach wie vor in den verbliebenen
»Organisationen der Arbeiterklasse« (das waren alle
größeren Wahlvereine, in Frankreich auch die Kommunistische
Partei) verblieben. Was die Ausscheider wollen ist, jetzt als
Selbständige ein Wörtchen mitreden. Also zum Beispiel dabei,
ob DIE LINKE mit der SPD koalieren soll oder nicht. Darüber kann
man gerade als Selbstständiger geteilter Meinung sein und sich
einmal mehr spalten. Was natürlich auch wiederum von Nachteil
ist, weil man so nicht an die Macht kommt, an die man will.
Das allerblödeste für eine solche Gruppierung wäre
freilich, wenn ihr eigenes Selbstbewußtsein darunter litte, so
sich ihr Standpunkt nicht durchsetzt. Denn dieser ist ein taktischer
und als solcher dementiert er inhaltliche Gegensätze im Hinblick
auf den Erfolg der Arbeiterklasse auf ihrem Weg zur Erringung der
Macht. Prinzipiell ausgeschlossen wird ja nur, wer sich nicht mehr als
Arbeiterorganisation versteht. Also von einen die Sozialdemokratie,
während von anderen die Sozialdemokratie gerade nach wie vor
nicht. Von denen, die das größte
gemeinsame Bündnis als das aller Arbeiterbewegten fassen, werden natürlich
all die, die nichts als »spalten wollen«, ausgeschlossen. So schreitet man
getrennt oder vereint, aber jedenfalls nach eigener Auffassung zuversichtlich
voran. Der Kapitalismus jedenfalls muß sich warm anziehen, denn,
wie auch immer, die Klärungsprozesse der Opposition zeitigen
sicherlich ihre automatischen Rückwirkungen auf das allen
gemeinsam verhaßte System, dessen Unmoral für alle
außer Frage steht und für keinen Menschen guten Willens mehr zu übersehen
sein kann.
Man kann, ja man muß nach Ansicht des Artikels um eine
grundlegende Frage nicht herumdrücken: "Der Restauration des
Kapitalismus in Osteuropa und der Sowjetunion und ihre Folgen stellten
einen schweren Rückschlag für die internationale
Arbeiterbewegung dar. War unter diesen Umständen der Aufbau
revolutionärer Organisationen möglich?" (S.37)
Es ist unterstellt, daß sich eine solche Organisation als
Vorkämpfer der Arbeiterbewegung verstehen muß. Doch wenn es
keine solche mehr gibt, wie kann dann eine Organisation entstehen, die
sich auf sie beruft, zurecht berufen kann? Wer das für reichlich
abgehoben und filosofisch hält, weiß nicht, wie
Arbeiterbewegte ticken. Sie ticken schwer moralisch. Erst wenn sie sich
als moralisch in Ordnung er- und bewiesen haben, glauben sie,
können sie fortschreiten tätig zu werden. Tätig
natürlich in einem ganz praktischen Sinne, als Hilfsleistung
für die Arbeiterklasse, indem sie ihr eine Organisation
gründen und mit ihr die Macht - strategisch und taktisch geschickt
natürlich - anpeilen. Ihr Erfolg oder Mißerfolg
läßt dann wieder Schlüsse auf ihre moralische
Integrität sowie auf die Richtigkeit ihrer Taktik und ihrer
Einschätzung zu. Da der Erfolg so nicht so recht programmierbar
ist, eröffnen sich zwei Möglichkeiten des Mißerfolgs.
Die Negative wäre sich einfach aufzulösen, die Positive sich
"in breitere Organisationen aufzulösen" (S.37).
In diesen breiteren Organisationen ist es erfolgsnotwendig, von
Zeit zu Zeit auch Minderheiten auszuschließen, Minderheiten,
denen man vorwerfen kann, ihre Meinung nicht erfolgsorientiert genug
auszurichten. Man sieht: Je breiter die Organisation zu werden gedenkt,
desto mehr ist der Opportunismus, den der Erfolg erheischt, gefragt.
Zurück bleiben Dogmatiker, die meinen, ihnen, ausgerechnet ihnen
laufe die Wirklichkeit hinterher, der die anderen nachlaufen!
Was an der dann zu »verurteilen« ist und was nicht, ist
eine interessante Frage für all die, die daran ihre korrekte
Ausrichtung messen und messen lassen wollen. "Anders als SAV und CWI,
hat die IST es sogar für falsch erklärt, die Anschläge
vom 11. September zu »verurteilen«. Das vertraten ihre
damaligen Vertreter Rob Hoveman und John Rees in einem Rundschreiben
des britischen Bündnisses »Socialist Alliance«. Es war
umso absurder, weil sie erklärten, die Anschläge abzulehnen
– aber das Wort »verurteilen« zur Prinzipienfrage
erklärten." (S.36) Allem Anschein nach findet die Diskussion auf
einer reichlich filosofischen Ebene statt: Ist eine Verurteilung oder
eine explizite Nichtverurteilung irgendetwas, was zur Klärung des
Sachverhalts des Terrorismus im allgemeinen wie im besonderen dem von
al Qaida einerseits und ihres imperialistischen Gegners andererseits
irgend etwas beiträgt? Geht es auf dieser Ebene nicht vielmehr um
den Streit, ob sich irgendwelche moralische Qualitäten an den
Vorgängen entdecken lassen oder eben nicht? Und einmal ehrlich,
wer nichts von Moral hält, allein dem wird es nicht schwerfallen,
dem Terrorismus die moralischen Qualitäten zuzuerkennen, die ihm
seine Gegner absprechen. Wer hingegen darauf besteht, ihm diese
abzusprechen, der macht sich verdächtig, einer konkurrierenden Moral das Wort zu reden, weil er auf ein anderes Herrschaftsmodell setzt.
Und überhaupt, wer hat einen denn auf diese Fährte der Moral
gelockt? Es sind doch die imperialistischen Mächte, die
allenthalben, wenn ihnen auch nur eine Mücke auf den Kopf
scheißt, nach einer Verurteilung jaulen, als läge ihr ganzes
schönes globalkapitalistisches Glashaus in Scherben. Sollte man
darauf etwa etwas geben? Das wäre doch mehr als lächerlich.
(Juni 2011)