Es
ist der Sache, sich mittels Gemeinsamkeiten und Unterscheiden einen
Begriff von Demokratie und Faschismus zu machen, nicht dienlich, die
beiden Standard-Formen bürgerlicher Herrschaft zu verquicken, etwa
in der Weise, wie es manche Linke sich zum fast ausschließlichen
Betätigungsfeld auserkoren haben: Sie stellen Demokraten gerne in
die faschistische Ecke, um sie so zu kritisieren, als wären sie
tatsächlich welche. Dabei können und wollen sie den
fließenden Übergang von der einen in den andere Form
staatlicher Gewalt gar nicht als zu Erklärendes aufgreifen. Ihr
Ansinnen ist es, die Demokratie gegen den Faschismus hochzuhalten,
indem sie Demokraten vorwerfen, sie seien gar keine richtigen
Demokraten wie z.B. sie, die sich Tag für Tag vom Faschismus
distanzieren, als hätten sie es schwer nötig (am Stalinismus
orientierte Leute wie diverse ML-Gruppierungen haben das ja auch
tatsächlich). Demokraten selber haben ein solches Problem in aller
Regel nicht: Für sie spricht der politische Erfolg, den sie
hierzulande in ihren Augen hinterletzt zurückgebliebenen
Faschisten immer vor Augen halten können: Wie kläglich nimmt
sich die Macht des 3. Reiches gegen die des neuen Deutschland aus!
Daß der Faschismus eine Option jeder Nation ist, ergibt sich
daraus, daß eine Nation ihre Räson immerzu nach Erfolg und
Erfolgswegen überprüft. Demokratische Parteien streiten
über den Erfolgsweg ihrer Nation. Wird der Erfolg fraglich, bleibt
er gar aus, bringen auch sie grundlegendere Alternativen ins Spiel und
da ist kein großer Unterschied unter ihnen zu sehen, allenfalls
der, wie diese dann wiederum sich mit ihrem Einfluß und ihren
parteipolitischen Machtambitionen in Koalitionen etc. umsetzen lassen;
kein großer Unterschied, ganz im Gegenteil, sie befeuern sich
gegenseitig. Und wenn man die letzten Wochen zurückschaut, war es
auch gar nicht die so weit rechts außen stehende CSU, die sich
diesbezüglich aus dem Fenster gelehnt hätte: Es waren FDP und
SPD, die sich wechselseitig mit rassistischen Überlegungen zu
übertreffen versucht haben, um die Nation mit diesen
Überlegungen unter sich zu vereinen, indem sie für den Staat
mehr Freiheit in seinen, hauptsächlich wirtschaftspolitischen
Richtlinien eingefordert haben, welche ihrerseits ein entsprechendes
Vorgehen gegen die Leute einzuschließen hätte, die den
fortgeschrittenen kapitalistischen "Sachzwängen" sich zu
verweigern auch nur den Anschein erweckten.
Die SPD freilich tut alles, von sich aus den kleinen, aber feinen
Trennungsstrich zwischen Demokratie und Faschismus zu verwischen. Warum
kann man mit Fug & Recht behaupten, die SPD steige in die
Fußstapfen der NSDAP, ohne oben erwähnte Unsachlichkeit
fürchten zu müssen?
Mit folgender Begründung hat das Schiedsgericht der SPD den
Nicht-Ausschluß ihres rassistischen Oberhetzers Sarrazin
begründet: "Sarrazin sei auch deshalb nicht rassistisch, weil er nicht alle [!] Migrantengruppen gleichermaßen [!] abgewertet
habe. Sarrazin hatte gesagt, Vietnamesen und Osteuropäer seien
integrationswillig und hätten in der zweiten Generation
überdurchschnittliche Erfolge. Juden hätten einen um 30
Punkte höheren Intelligenzquotienten. Nur bei Arabern und
Türken gebe es einen geringeren Integrationswillen." (taz,
16.03.10) Als ob nicht gerade auch Faschisten feine Unterschiede
unter den "Untermenschen" ausgemacht hätten: Slawen, Neger,
Araber, Asiaten, Zigeuner und Juden waren ihnen als solche nicht
durchweg dasselbe. Daß es allein einem deutschen
Übermenschen zukommt darüber zu urteilen, da ist das
SPD-Gericht sich mit den Faschisten ebenfalls völlig einig. Das
"Menschenbild" Sarrazins hält das Gericht für lediglich
"pessimistisch": "Seine Äußerungen zeugten 'von einem
sehr pessimistischen Menschenbild'. Er gebe 20 Prozent der
Bevölkerung verloren und sei der Meinung, diese müßten
sich 'auswachsen'." (ebenda) Daß man dabei
staatlicherseits etwas nachhelfen muß, versteht sich ja für
einen SPD-Vor und Nachdenker von selber, für das Gericht wäre
das - hier präzisiert es gar noch den vorgetragenen Rassismus! -
nur die Spitze des Eisbergs, wenn alle anderen Möglichkeiten -
Arbeitsdienst! wie damals unentgeltlich und per Zwang, was ja
ergänzenderweise die SPD-Vorsitzende in NRW, Hannelore Kraft, ins
Spiel gebracht hat! - ausgeschöpft seien. "Sarrazins
Äußerungen über Einwanderer seien nicht im klassischen
Sinne rassistisch, also biologisch begründet gewesen, befand die
Schiedskommission. Immerhin [!] habe sich die Häme des Bundesbank-Aufsichtsrats auch gegen Teile der deutschen Bevölkerung [!]
gerichtet. Ach was. Das genau war doch der Skandal: daß Sarrazin
seine Ressentiments gegen Hartz-IV-Bezieher nun mit Seitenhieben gegen
türkische und arabische Einwanderer rassistisch aufgeladen hatte.
Daß er von biologistischem Denken nicht frei ist, zeigte sein
peinlicher Vergleich mit osteuropäischen Juden, denen er einen
höheren IQ attestierte." (taz-Kommentar, 16.03.10)
Klar, die Schmarotzer am deutschen Volkskörper, die
Hartz-IV-Bezieher, da muß ein SPDler schon den Vorreiter machen
dürfen und darf die Agitation nicht den Nazis überlassen; ein
wenig aufregen darf man sich allenthalben, wenn es um das deutsche
Ansehen im Ausland geht, was ja immer dann berührt
ist, wenn gegen ausländische Staatsangehörige gehetzt wird!
Völlig in Ordnung geht es offenbar mittlerweile, auch unter den
Deutschen Volksschädlinge [der Begriff "arbeitsscheu" ist
faschistischer Prägung und wird deshalb kaum noch benutzt, die
Ideologie wird wie man sieht, nichtsdestotrotz aufrechterhalten]
auszumachen, die eigentlich und so
betrachtet gar keine richtigen Deutschen sind! Unter den
Tonangebenden in der SPD ist man sich also völlig einig, die
NS-Rassenideologie mit ihren beiden Seiten - den in- wie
ausländischen Parasiten an der deutschen Nation - wieder zum
staatstragenden Weiß-Warum zu machen. Mit der NSDAP sollte man
sie aber um Himmels willen deshalb nicht gleich verwechseln! Doch warum
eigentlich nicht? Diese Partei hat sich eine neue Räson
verpaßt. Die NPD kann einpacken, sie ist überflüssig!
Es ist geradezu symptomatisch, daß, wie die dpa am 09.03.
meldet, gegen den Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Will
ermittelt wird, weil er laut mehreren Zeugen in der Öffentlichkeit
den Hitler-Gruß gezeigt und angetrunken "Heil Hitler!" gerufen habe. In der SPD-Pressestelle hieß es, Will sei trotz der Ermittlungen nicht beurlaubt.
Übrigens: Kann jetzt bei den Linken endlich mal Schluß sein,
diese Rassistenpartei in das "linke Spektrum" hineinzuinterpretieren???
Wahrscheinlich nicht, ihr sind ja wohl noch bessere Deutsche, so gut,
daß für jeden ein Platz sein muß, auch eben für
Bundesbanker und Parteivorsitzende zutiefst rassistischer Gesinnung.
Links und rechts könnt ihr inhaltlich sowieso nicht unterscheiden
und wollt dies auch nicht. Hoffnungsvolle Interpretationen
hoffnungsloser Zustände, das ist euer Ding! Hoffentlich bereut ihr
nochmal eure grenzenlose Dummheit! (19.03.10)
Das Lumpenproletariat