Die große Liebe der SPD (nicht nur) in den Zeiten der Krise
Die SPD ist verknallt. In Deutschland. Seit jeher. Und selten war die Liebe
größer als heute. Mit Hartz4 hat sie ihrer Liebe erneut Menschenfleisch
geopfert. Wer sich erinnert, die SPD hat ja schon immer kräftig mitgeschlachtet,
wenn es um Deutschland ging. Als Deutschland Krieg führte, dann zog man
mit ihm ins Felde (WK 1). Wenn im Inland sich es jemand herausnahm, ihre Göttin
Germania anzupinkeln, dann hetzte man Freikorps und Reichswehr auf ihn. Und
wenn (nach WK 2) jemand Kritik an der Republik übte, war man mit KPD-Verbot
und Berufsverboten zur Stelle. Heute werden abweichende Meinungen über
Deutschland und seine Protagonisten Nr. 1, die Sozialdemokraten, mit Verächtlichmachungen
abgekanzelt. Und Kriege führt man mittlerweile selbstbewußt in
Eigenregie, gerechtfertigt unter dem imperialistisch-ideologischen Mäntelchen
namens Menschenrechte.
Natürlich war und ist die SPD nicht die einzige Partei, die in Liebe zu Germania entbrannt ist. Seit je her hat sie es mit einer Konkurrenz zu tun, die ihr in Sachen Liebesbeweise in nichts nachzustehen gedenkt. Umso peinlicher für die Sozialdemokratie, ein ums andere mal der Konkurrenz den Vortritt lassen zu müssen. Was bleibt ihr da dann anderes übrig, als sich gentlemanlike in Pose zu werfen, so als mache ihr das gar nichts aus, als sei sie gerade mit dieser Pose der weit überlegene Galan der Germania!
Zweimal schon
hat die SPD in dieser Pose des zurückgewiesenen Liebhabers Geschichte
geschrieben. Am 23.3.1933 sagte der SPD-Abgeordnete Otto Wels,
der schon 1918 als Berliner Stadtkommandant gegen die Linken, die damals Spartakisten
hießen, kämpfte, zu Hitlers Ermächtigungsgesetz:
"Wir
Sozialdemokraten haben in schwerster Zeit Mitverantwortung getragen und sind
dafür mit Steinen beworfen worden."
Das hat der SPD also schon damals nicht eingeleuchtet. Am liebsten hätten
sie noch mit den Nazis in einer Regierung zusammengearbeitet, wenn die sie
nur gelassen hätten! Wels weiter:
"Der außenpolitischen Forderung deutscher Gleichberechtigung, die
der Herr Reichskanzler {Hitler} erhoben hat, stimmen wir Sozialdemokraten
um so nachdrücklicher zu, als wir sie bereits von jeher grundsätzlich
verfochten haben.
Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten,
daß ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der
Bremer Konferenz am 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld
Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges entgegengetreten bin. {Auf historische
Lügen verstehen sich die Sozialdemokraten offenbar auch bestens, wenn
es um Deutschland geht!}
Nie hat uns irgendein Grundsatz unserer Partei daran hindern können oder
gehindert, die gerechten Forderungen der deutschen Nation gegenüber den
anderen Völkern der Welt zu vertreten. Der Herr Reichskanzler hat auch
vorgestern in Potsdam einen Satz gesprochen, den wir unterschreiben. Er lautet:
»Aus dem Aberwitz der Theorie von ewigen Siegern und Besiegten kam der
Wahnwitz der Reparationen und in der Folge die Katastrophe der Weltwirtschaft.«
Dieser Satz gilt für die Außenpolitik; für die Innenpolitik
gilt er nicht minder. Auch hier ist die Theorie von ewigen Siegern und Besiegten,
wie der Herr Reichskanzler sagte, ein Aberwitz."
Soweit Wels.
Den Sozis ist, wie der amerikanische Historiker Val Lorwin treffend bemerkt,
nur eine Nationalisierung wirklich gelungen, die des Sozialismus (siehe
taz 20.05.2000).
Und kürzlich hat Bundeskanzler Gerhard Schröder sich in Pose geworfen, die parlamentarische Opposition der Mutlosigkeit geziehen, weil jene es nicht vermocht hätte, Deutschland rechtzeitig fit zu machen für dessen neue weltweite Herausforderungen und Ansprüche. Die SPD mußte also Deutschland buchstäblich aus dem Dreck ziehen, mit dem sie die Regierung Kohl zuvor 16 Jahre lang zugeschüttet hatte. Und sie hat es angepackt; einmal mehr keine Opfer unter der Lohnarbeiterklasse gekannt und gescheut - und ist damit leider, leider vom durchaus national gesonnenen Wähler einmal mehr mit Steinen beworfen worden. Dieses "Mißverständnis" kann und will die SPD nicht auf sich sitzen lassen! Für ihren Staatsfanatismus, für ihre großartigen Liebesdienste an ihrer Göttin Germania möchte sie jetzt endlich ordentlich entschädigt werden, und zwar an der Wahlurne! Eine schönere Stätte der Ehrerbietung kann sich die SPD in alter Tradition natürlich sowieso nicht vorstellen.
Aber es hilft alles nichts. Auch nicht, daß einer ihrer Altvorderen, Eppler, noch ein Büchlein zusammenschustert, dem der alte Sozi-Spleen zugrunde liegt, daß ohne die Sozialdemokratie der Staat in Gefahr gerät, zu zerfallen und unterzugehen. Das ist bekanntermaßen der größte anzunehmende Unfall, dessen Mythos Sozialdemokraten unermüdlich pflegen. Die Wahlen jedenfalls gehen satt verloren. Freilich: Noch immer ist Deutschland nicht verloren!
Schon bevor
sie den Linken ihre Niederlage in die Schuhe schieben können, halten
sie jetzt ihnen Demagogie vor, weil Demagogie immer das ist, was die anderen
machen, aber nie das, womit man selber auf Stimmenfang geht. Doch der Haß
auf echte wie vermeintliche Vaterlandsverräter kennt in der SPD keine
Grenzen. Siehe 1933, wie folgende Episode illustriert:
Als die KPD-Zeitung für Rheinland und Westfalen "Freiheit"
am Tag der Machtergreifung Hitlers, dem 31.01.33, zum Massenstreik aller sozialdemokratischen,
christlichen und kommunistischen Arbeiter aufrief, fiel dem sozialdemokratischen
Regierungspräsident von Düsseldorf, Bergemann, nichts Besseres ein,
als diese Zeitung zu verbieten! (siehe: Verfolgung und Widerstand
in Düsseldorf, 1933 - 1945, herausgegeben von der Stadt Düsseldorf,
Düsseldorf 1990)
Nach links schießen und rechts den Vortritt lassen, das ist er, der Galan der Germania. Bei dem braucht sich die Göttin nicht zu fürchten, daß er fremdgeht oder gar abfällt. Im Gegenteil, ein solcher Dummkopf kommt ihr gerade recht.
(09.08.05)