Erich Maria Remarque
Scheltet
nicht, wenn ich einmal von den alten Zeiten rede. Die Welt liegt wieder
im fahlen Licht der Apokalypse, der Geruch des Blutes und der Staub der
letzten Zerstörung sind noch nicht verflogen, und schon arbeiten
Laboratorien und Fabriken aufs neue mit Hochduck daran, den Frieden zu
erhalten durch die Erfindung von Waffen, mit denen man den ganzen
Erdball sprengen kann.
Den Frieden der
Welt! Nie ist mehr darüber geredet und nie weniger
dafür getan worden als in unserer Zeit; nie hat es mehr
falsche Profeten gegeben, nie mehr Lügen, nie mehr Tod, nie mehr
Zerstörung und nie mehr Tränen als in unserem Jahrhundert,
dem zwanzigsten, dem des Fortschritts, der Technik, der Zivilisation
und des Massenmordens. -
Darum scheltet
nicht, wenn ich einmal zurückgehe zu den sagenhaften Jahren, als
die Hoffnung noch wie eine Flagge über uns wehte und wir an so
verdächtige Dinge glaubten wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit,
Toleranz - und auch daran, daß ein Weltkrieg genug sein
müsse für eine Generation. -
(1956, Vorrede zum Roman Der schwarze Obelisk)