Ausbeutung zum Weihnachtsfest
Der
Weihnachtsstern wird in Bau- und Supermärkten zur Weihnachtszeit
massenweise feilgeboten. Zu günstigsten Preisen, ab Euro 1,99. Und
diese Blume trifft das festlich gestimmte Herz umso mehr, als sie ein Naturprodukt ist, also sauber, appetitlich und einfach hübsch.
Soviel Natur an ihr auch ist, so ist sie zum anderen eben auch Produkt, Produkt menschlicher Arbeit - oder anders ausgedrückt: der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft.
Nachdem der Kaffeepreis auf dem Weltmarkt abgesackt war, bot sich die
Pflanze als Profit-Alternative an, und zwar hauptsächlich in
Mittelamerika und dort vor allem in Guatemala. Die US-Firma Paul Ecke
Ranch hat Geschäftssinn bewiesen und sich rechtzeitig drei Viertel
der Patente an allen Weihnachssternsorten gesichert. Über die
Hälfte ihrer Produktionsfläche liegt in Guatemala auf dessen
besonders fruchtbaren Hochlandflächen.
In den Gewächshäusern sind so neue Arbeitsplätze
entstanden und wie sie aussehen, läßt sich leicht
beschreiben: Da die Arbeitsverträge meist nicht mehr als zwei
Monate gelten, brauchen die Unternehmer keine Sozialabgaben zu
entrichten. Das ist insbesondere deshalb irre, weil die Arbeiter und
Arbeiterinnen der Besprühung der Pflanzen mit giftigen Pestiziden
nicht ausweichen können. Sie dürfen nämlich den
Arbeitsplatz während der Arbeitszeit auch unmittelbar nach einer
Besprühung nicht verlassen. Alle tragen überdies luftige
Kleidung, weil die Luft in den Gewächshäusern stickig ist.
Die Kosten für die Behandlung der entstehenden Hautprobleme und
der davon hervorgerufenen Schmerzen - nebst den anderen
arbeitsbedingten Beschwerden durch das viele Bücken z.B. -
müssen sie also selber von ihrem, eh nur aufs pure Überleben
berechneten Lohn tragen. Sie erhalten einen staatlichen Mindestlohn von
umgerechnet etwa 3,75 Euro pro Tag, der dem Kapital alle Freiheit,
ihnen aber nicht die geringste läßt. In aller Regel
hängen mehrere Münder an einem Einkommen. Aus diesen
Gründen sind viele auf Überstunden angewiesen, die sie
natürlich ohne Zuschläge leisten müssen; von vier
Überstunden über die täglich normalen 10 Arbeitsstunden
hinaus, werden ihnen ohnehin nur zwei entlohnt. Am Ende ihrer
täglichen Arbeitszeit werden regelmäßig ihre Taschen
kontrolliert, ob sie nicht das Unternehmen um einen Setzling betrogen
haben. Zusammenschlüsse der Arbeiter sind selbstverständlich
von Seiten der Firmen untersagt.
Der Marktwirtschaft gilt unser Dank, gerade auch an Weihnachten unter der roten Pracht der Weihnachssterne!
Und der Dank der Arbeiter Guatemalas gilt dem Internationalen
Freihandelsabkommen mit den USA, CAFTA genannt, welches ihrem Land
gewährt, am Welthandel Anteil zu haben.
(16.12.07)