Neu auf der deutschen Anklagebank: Namibia

 

Voriges Jahr jährte sich der Völkermord Deutschlands an den Hereros im Südwesten Afrikas zum 100. Male.
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer und die SPD-Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul plädierten dafür, die Namibia-Frage mit warmen Worten für erledigt zu halten.* Also begab man sich nach Windhuk, um sich nolens volens zu entschuldigen. Leicht ist den deutschen Staatsvertretern schon das nicht gefallen. Aber man nahm das Kreuz auf sich. Und wollte es damit bewenden lassen: Was jucken uns schließlich die unzufriedenen Reaktionen aus Namibia?

Nun gut, so ganz konnte man das dann doch nicht auf sich beruhen lassen, denn außer in Afrika stieß dieses Gebaren auch bei Drittweltvereinen und sonstigen Menschenfreunden hierzulande auf Kritik, Organisationen also, die insbesondere GRÜNE und SPD zu ihrem Klientel zählen. So machte man dann im Mai insgesamt 20 Millionen Euro locker, gestreckt auf 10 Jahre. Nicht nur, daß dieser Betrag überaus großzügig bemessen war - das kennt man ja vor allem von den Sozialdemokraten! - nein, der war natürlich auch an einen "Vorschlag" der SPD-Ministerin gekoppelt! Eine "deutsch-namibische Initiative für Versöhnung und Entwicklung" sollte die Gelder ein- und umsetzen! Offenbar hat die deutsche Regierung längst den ewigen Geschichtsrevisionisten - den sudetendeutschen und sonstigen Landsmannschaften - abgeschaut, wie man Vergangenheit zweckmäßig, zum eigenen Nutzen bewältigt. Versöhnung heißt demnach, nicht (mehr) zwischen Täter und Opfer unterscheiden zu wollen, Deutschland mit seinen imperialistischen Interessen der Anklage ein für allemal zu entheben. Für ein solches Vorhaben rechnet man zurecht mit dem "Mißtrauen" der Gegenseite, also versucht man es ihr aus der Hand zu nehmen. Und in der Tat: Namibias SWAPO-Regierung hat die neuerlichen Unverschämtheiten aus Berlin sehr wohl bemerkt; deshalb ging die Umsetzung kaum voran. Jetzt hat allerdings die namibische Opposition das Thema für sich entdeckt und leistet der BRD wie gerufen Schützenhilfe: Auf einmal steht nicht mehr Deutschland auf der Anklagebank, sondern unter dem Vorwand läppischer, nicht umgesetzter 20 Millionen Euro die SWAPO-Regierung in Windhuk unter Samuel Daniel Nujoma.

Und die taz ist sich nicht zu blöd, mit ihrem heutigen Artikel "Die SWAPO blockiert" (15.07.05) ins Horn des deutschen Imperialismus zu blasen...

*Siehe dazu: GSp 4/2003: Wie Fischer einmal unsere Freunde in Deutsch-Südwest besucht hat

© KoKa 15.08.2005