Die strategische Partnerschaft der USA im NAFTA-Bündnis mit Mexiko eröffnet ihnen einzigartige Freiheiten,

und so einzigartig sie sind, so schützenswert sind sie auch.

In Kolumbien lassen die USA die dortige Regierung einen (Stellvertreter-)Krieg gegen die linken Guerilleros von FARC und ELN führen - unter dem Vorwand, jene steckten hinter der Drogenmafia. Daher bezeichnen die USA und ihr Vasall vor Ort, Uribe, diesen Krieg als einen Kampf gegen den Drogenhandel. Zwar sind längst die Verbindungen der kolumbianischen Regierung zum Drogenmilieu nachgewiesen, zwar ist längst bekannt, daß die Guerilla mit der Drogenmafia nicht die Bohne an gemeinsamen Interessen hat - die Paramilitärs der Barone kämpften stets gegen die Guerillas (ihrer Meinung nach tue die Regierung ja nicht genügend gegen die) -, aber sei es drum: In den Zentren des Imperialismus trommelt eine Millionen Dollar- und Euro-schwere Propaganda Tag für Tag interessierte Lügen über die Realität in alle Welt.
(Anbei: Nachdem das Uribe-Regime Verhandlungen in den Geiselfragen systematisch torpediert, die FARC dann aber kürzlich einseitig zwei Geiseln freiließ, war der Imageschaden perfekt. Mit einem Riesen-Tamtam versuchte es, Massenaufmärsche zu organisieren, mit ziemlich kümmerlichen Erfolg - was die propagandistische Korrektur der Teilnehmerzahlen nach oben nötig machte.)

In Mexiko konnte bei den letzten Wahlen 2006 teils mittels masiver Propaganda, teils mit massivem Wahlbetrug [3 Millionen verschwundene Stimmzettel - bei zwei Millionen davon wurde ihre Fälschung im nachhinein eingeräumt! - und kein OECD-Staat schrie laut Wahlbetrug, von einer Forderung nach Repressalien ganz zu schweigen] - beides US-gefördert - ein den USA genehmer Präsident installiert werden.
Das ökonomische Interesse der USA an einem freien Marktzugang erstreckt sich auf sämtliche Geschäftsfelder und hat im landwirtschaftlichen Bereich starke Schneisen geschlagen, insbesondere durch den zollfreien Import von Mais. Die US-amerikanischen Multis (Cargill, Archer Daniel Midland, Maseca, Minsa, Bachoco, Pilgrim's Pride, Tyson) diktieren so, nachdem sie die mexikanische Produktion zur Unrentabiltät verdammt hatten, die Preise. So kam es vor einem Jahr zu einem regelrechten Tortilla(= mexikanisches Maisbrot)-Aufstand, nachdem sich die Brotpreise um mehr als versiebenfacht hatten. Die sozialen Gegensätze haben sich erheblich verschärft.

Nicht gelitten durch die NAFTA hat der Drogenanbau und der Drogenhandel, der ganz im Gegenteil zum mexikanischen Exportschlager avanciert. Hauptabnehmerland sind natürlich die USA. Und für ein Recycling der Drogengelder ist ebenso gesorgt: Es ist der Waffenhandel in umgekehrter Richtung. Mit dem Anwachsen der sozialen Gegensätze ist der Waffenhandel explodiert. Das trifft sich nicht schlecht, für den Geschmack des Weißen Hauses in Washington sogar vortrefflich.

So schreibt Diego Cevallos von der Nachrichtenagentur ips im ips-Weltblick vom 18.02.2008 folgendes:

"Täglich gelangen rund 2.000 Waffen und Tausende Stück Munition illegal nach Mexiko. Wichtigste Abnehmer der zu 90 Prozent aus den USA stammenden Waffen sind die immer mächtiger werdenden Drogenbarone. Sie verfügen mittlerweile über Arsenale, die einer modern ausgestatteten Armee würdig wären.
Unter den Schmuggelwaffen sind Panzerabwehrakten vom Typ M72 und AT4, MGL-Granatwerfer, RPG-7-Raketenwerfer und Herstal-Maschinengewehre. [...]
Der Verteidigungsausschuß des mexikanischen Abgeordnetenhauses geht davon aus, daß in den Amtsjahren von Staatspräsident Vicente Fox von 2000 bis 2006 4,3 Millionen Waffen illegal ins Land kamen. Konfisziert werden konnten nicht mehr als 29.360 der Geschosse. Auch 2007, nach Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Felipe Calderön, wurden gerade einmal 4.205 Sturmgewehre, 4.433 kleinere Waffen und 518 Granaten aus dem Verkehr gezogen.
Für die Sicherheitsexpertin Georgina Sänchez von der staatlichen autonomen Metropolitan-Universität in Mexiko-Stadt ist die Verbreitung der illegalen Waffen in Mexiko ein Problem, dessen Ausmaß von den Behörden kaschiert und von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird.

Auch der US-Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten räumt ein, daß der Waffenschmuggel nach Mexiko trotz aller Bemühungen von US-amerikanischer Seite in den letzten Monaten massiv angezogen hat und sich die Drogenkartelle längst einen Rüstungswettlauf liefern. Bereits im Januar hatte der US-amerikanische Justizminister und Generalstaatsanwalt Michael Mukasey bei einem Besuch in Mexiko bestätigt, daß die meisten Waffen im Besitz der mexikanischen Drogenmafia aus den USA stammen.
Das Problem hat bereits den mexikanischen Staatschef Calderön auf den Plan gerufen. 'Wir brauchen Unterstützung von den USA, der Drogenhandel ist kein ausschließlich mexikanisches Problem', bekräftigte vor wenigen Tagen bei einem Aufenthalt in den USA. Die USA seien der größte Drogenmarkt der Welt, und Mexiko zahle dafür den Preis.
Allein in diesem Jahr starben 343 Mexikaner bei Schußwechseln zwischen Drogengangs und der Polizei oder Armee oder wurden im Drogenmilieu ermordet. Bei 2.800 liegt die Zahl der Toten, die im letzten Jahr in dem lateinamerikanischen Land im Zusammenhang mit Drogenverbrechen starben, bei fast 12.000 in den letzten sieben Jahren. Jetzt haben Mexiko und die USA ein Programm aufgelegt, das den Waffenschmuggel eindämmen soll. Ähnliche Bemühungen der letzten Jahre waren offenkundig vergebens."

Warum sollten die USA den Waffenhandel - "obwohl" er ihnen bekannt ist - wirklich "eindämmen" wollen? (Worin bestehen denn die angeblichen "Bemühungen"? In gleichzeitig höchst offiziellen Rüstungsgeschäften mit der mexikanischen Regierung? Mit dem Ausbau des Grenzzauns, der zugegebenerweise flüchtenden mexikanischen Hungerleidern gilt und nicht us-amerikanischen Waffen(händlern)?)

Der Waffenhandel nützt garantiert nicht den Falschen, wie auch!
Muß man nicht  einer Regierung, so wohl gesonnen sie einem auch sein mag, nicht gerade auch deshalb eine gewisse Naivität über ihren Zustand unterstellen? Ist es nicht deshalb besonders vorteilhaft, wenn die Regierung auch Kräfte an die Seite gestellt bekommt, die auch in den Bereichen für Ordnung sorgen, in denen die Regierung nicht bzw. zuwenig eingreift, weil sie irgendwelche schier unbegreiflichen Skrupel gegenüber dem eigenen Volk kennt, das sich blöderweise gegen die Segnungen des Freihandels wehrt oder aber auch nur in seiner elenden Existenz ein unpassender Schönheitsfehler ist? So einen Gedanken braucht man nicht unbedingt aussprechen, um ihn zu haben, schließlich sollen "Irritationen" allenthalben vermieden werden. Als Geschäft ist Waffenhandel sowieso schwer erwünscht. Die "Neben"wirkungen sind politisch höchst verantwortbar.
So wird weiter geheuchelt, was das Zeug hält, denn eins ist auch völlig klar: Daß der US-Staat nicht die Möglichkeiten hätte, den Waffenhandel ein für allemal zu unterbinden, das glaubt ja wohl niemand im Ernst.
Ist es nicht so, daß Mexiko ohne die Hand - und zu jeder richtig helfenden Hand gehört nach US-Vorstellung ein Gewehr -, ohne die Hand der USA nach links abdriften würde? Ist es nicht so, daß, wo (helfend) gehobelt wird, (Kollateral-)Späne fallen? Soll man deshalb das Helfen einstellen?

Nun wird jedenfalls verhandelt, weil der Partner Mexiko dies wünscht. Wenn Mexiko, was bei einem Schergen zu erwarten steht, davon zu überzeugen ist, daß es nicht nur einen Wunsch, sondern auch eine Bestelliste hat, werden die Gespräche bestimmt erfolgreich verlaufen.

Die USA bringen Mexiko Schritt für Schritt in die Lage, die der Kolumbiens verdammt ähnlich ist..
(23.02.08)