Wie gerecht sind Managerbezüge?
Ob die Sachwalter des Kapitals nun von seinen
Eigentümern bei der Bemessung ihrer Einkommensbezüge mehr
oder weniger freie Hand haben, kann einem jeden, der vom Kapital
abgezockt wird, nun wirklich egal sein. Da Manager ganz sicher die
Ambition hegen, selber zum veritablen Eigentümer aufzusteigen
— was ja im Kapitalismus wirklich nicht verwerflich ist —
und nicht wenige das geschafft haben, indem sie die Erträge
erfolgreicher Ausbeutung von Arbeitskraft bzw. erfolgreicher
Dienstleistung eben dafür auf die eigenen Mühlen gelenkt
haben, gebührt ihnen der Respekt aller wirklichen wie bloß
virtuellen Verantwortlichen der Nation. Das Manager-Geschäft
besteht im Abzocken, und es ist somit grotesk, jenen Schlipsheinis
dieses vorzuwerfen.
Doch an dieser durch eine Volksabstimmung in der erzkapitalistischen
Schweiz hervorgerufenen Debatte, die einem Lohnarbeiter so
entrückt vorkommen muß, läßt sich immerhin eines
sehr leicht erkennen. Es ist die Verzichtspolitik national gesonnener
Gewerkschaften, die solche Diskussion überhaupt erst möglich
gemacht hat. Nun fordert zum Beispiel die deutsche IG Metall für
die nächsten 2 Jahre ganze 5,5 % mehr Lohn, was im Ergebnis
— das hat selbst ein Kommentator des Münchener
Intelligenzblattes sogleich erkannt (SZ, 16.03.13) —
ungefähr 2 % mehr Lohn gestreckt auf 2 Jahre ergibt, womit er
sowohl unter den offiziellen wie erst recht unter den wirklichen
Preissteigerungsraten liegt. Und das geht ja schon Jahre und Jahrzehnte
so. Da braucht man nicht zu jammern, wenn sich jede Menge Freiraum
für satte Kapital-Renditen und daneben für nicht minder satte
Manager-Gehälter und -Boni ergibt. Das ist im übrigen auch
der einzige Grund, warum der Arbeiterklasse und ihren, sie so
offenkundig gern verarschenden Anwälten, den Gewerkschaften, ein
ums andere Mal »Lohnzurückhaltung« empfohlen wird. Die
Gewerkschaften jedenfalls kommen solchen Appellen stets gerne nach:
Nichts fürchten sie bekanntlich so sehr, als von den Unternehmern
zu Arbeitskämpfen getrieben zu werden.
Wer hingegen — Achtung! Jetzt folgt der Gipfel eines
»kommunistischen« Einwands! — wie zum Beispiel Sahra
Wagenknecht in aufrichtiger Sorge um die deutsche Wirtschaft und einen
reibungslos funktionierenden deutschen Klassenstaat samt seines
Europrojekts klagt, die Inlandsnachfrage lasse zu wünschen
übrig und überhaupt sei das deutsche Lohndumping die Ursache
der Eurokrise (SZ, 16.02.13), der muß konsequenterweise
auch den Gewerkschaften in den Arsch treten — Gewerkschaften,
denen — so nationalistisch denken ihre Funktionäre alle
— der Erfolg der Nation, des Standorts D, Entschädigung
genug sein muß. Was nicht ausschließt, daß sich
ebendiese Funktionäre nichtsdestotrotz obendrein oft genug vom
Kapital schmieren lassen. Aber genau das, diesbezügliche Kritik
erheben weder Wagenknecht noch andere Linke: Sie halten über diese
vor Nationalismus zum Himmel stinkenden deutschen Gewerkschaften den
Schild dogmatischen Kritikverbots.
Womit haben sie sich das verdient?
(03.04.13)