Lucy Redler: Mit Keckheit dem Kapitalismus ein Bein stellen!

 

Die kommunistische Säulenheilige Sahra Wagenknecht rechtfertigt ihre unverbrüchliche Zugehörigkeit zum Bisky-Ramelowschen-Volksvertretungsverein damit, daß es sich bei deren Frasen immerhin um sozialistische Frasen handelt. Und da deren Reichtum sich sowohl in den Grenzen des bundesrepublikanisch Staatsverträglichen hält wie überhaupt beschränkt ist, wird sie nicht müde, eigene hinzuzufügen - zum Beispiel mit dem Pamflet "Für eine antikapitalistische Linke". So altbacken und abgestanden stinkt dieser DDR-geborene Gemütssozialismus also vor sich hin.
Dem neuen shooting star am sozialistischen Popikonen-Himmel, Lucy Redler, gelingt es so überaus leicht, Akzente zu setzen. Keck blamiert sie die PDS an ihren politischen Resultaten in Berlin, spricht ihnen das Etikett sozial(istisch) - wirklich nicht zu Unrecht - ab, denn schließlich bekommen die Kosten jener Politik allenthalben die kleinen Leute* zu spüren. Nichts gegen Frasen also, aber diese sollten dann nicht als solche, sondern eben ganz anders ernstgenommen und auch durchgesetzt werden. Wie? Na, eben so: Eine ziemlich substanzlose, eher sozialdemokratische Wahl-Alternative okkupieren, diese als wirkliche und einzig senkrechte Alternative anpreisen und zum Wahl-Erfolg führen. Das ist so ziemlich das Höchste, was derzeit an revolutionärem Denken in der Republik so existiert (in Wien versucht das analog dazu die Sozialistische Linkspartei, die den KPÖ-Resten den Rest zu geben trachtet).
Kaum entlarvt eine sozialistische Partei ihre Frasen als solche mit ihrer praktischen Politik, schon steht die nächste sozialistische Partei da, die diese Frasen in ihrer Unschuld rein- und hochhält.
Marx hat dazu übrigens in seiner "Deutschen Ideologie - Die wahren Sozialisten" (MEW Band 3) seinerzeit ebenso Treffendes wie offenkundig Zeitloses bemerkt, z.B.:
*"Er (der wahre Sozialismus) wendet sich somit nicht an die Proletarier, sondern an die beiden zahlreichsten Menschenklassen Deutschlands, an die Kleinbürger und ihre filanthropischen Illusionen und an die Ideologen ebendieser Kleinbürger, die Filosofen und Filosofenschüler; er wendet sich überhaupt an das gegenwärtig in Deutschland herrschende 'gemeine' und ungemeine Bewußtsein." (S. 443)
(27.08.06)