
Kongo – ein weiterer Ver- und Zerfall unter den Staaten Afrikas
Den politisch maßgeblichen
Anspruchstellern des globalisierten Kapitalismus ist es bekanntlich nur
schwer recht zu machen. Dabei sind Demokratie und rechtsstaatliche
Verhältnisse für sie entgegen all ihren Beteuerungen von untergeordneter
Bedeutung. Zum Beispiel im Kongo: Hauptsache, Kupfer, Kobalt und Coltan
kommen da an, wo sie gebraucht werden, d.h. wo sie zum Zwecke der
Schaffung abstrakten Reichtums in Form von Geld verwertet werden
können.
Es ist kaum verwunderlich, daß dort unten im Kongo – und das ist afrika- und weltweit gesehen kein Einzelfall –
an Bodenschätzen reiche Provinzen auf ihre Unabhängigkeit vom
Zentralstaat drängen. Schließlich beansprucht der die
Erträge aus den Ressourcen weitgehend für sich, seine
gesamtstaatliche Macht. Kurzum, es ist die ökonomische Grundlage
des gesamten Staates, an der sich die Parteien und Organisationen
zerstreiten. Eine Grundlage, die allerdings allein im Dienste an einem auswärtigen, an einem imperialistischen Interesse existiert.
Und da behauptet Dominic Johnson (siehe nebenstehenden Kommentar in der taz v. 12.07.12) unisono mit den imperialistischen Herrschaften, daß die Afrikaner – hier die des Kongo – für ihr Wohl selbst verantwortlich seien!
Wofür soll denn die ganze
»Afrika-Hilfe« getaugt haben, wenn nicht zur Effektivierung
der Ausbeutung von Land & Leuten? Sicherlich hätte der
»freie Westen« sich die Doppeldeutigkeit (des Begriffs) der
»Entwicklung« schenken können. Doch eben mit dem
schönen Schein seiner Mildtätigkeit, seiner
Uneigennützigkeit und dem Dementi seiner rassistischen
Gesinnung gelingt es den Glück verheißenden Staaten,
allüberall in der »Dritten Welt« auf offene Ohren zu
stoßen. So gestaltet sich die Inpflichtnahme afrikanischer und
anderer Staaten erst richtig effektvoll. Auf diese Weise sehen die es
nämlich selbst ein, welche Aufgaben sie zu bewältigen haben:
Sie können kaum anders, als die ihnen gestellten Aufgaben als
welche begreifen, die sie sich selber nicht besser stellen
könnten.
Das ganze hat denn
auch eine allzu schöne Kehrseite. Dann nämlich, wenn etwas
schief läuft, wenn ein Staat seine Schulden nicht begleichen kann,
wenn er im Krieg versinkt, wenn er zerfällt. Dann haben »die
Afrikaner« (mal wieder) versagt. Dann haben sie das
bestätigt, was »wir« über sie eigentlich schon
immer wußten, nämlich, daß sie zu einem zivilisierten
Staat, so einem à la Modell Deutschland, einfach nicht taugen.
Dann stellt sich die Frage, ob sie »unsere«
»Hilfe« überhaupt verdient haben. Oder ob man
»die Neger« nicht in ihrem ureigenen Elend verrecken lassen
muß. Nein, mit Auschwitz hat das alles nichts zu tun:
Um Rassismus handelt es sich nichtsdestotrotz keineswegs weniger.
(18.07.12)