Korruption bleibt eine Hypothek - aber "wir" haben damit nichts zu tun!
Im Februar 2007, also ein knappes Jahr vor den Wahlen, die Auslöser von Massaker wurden, zieht die Zeitschrift Außenwirtschaft folgendes Fazit in ihrem Länderporträt über Kenia:
"Mit den Neuwahlen im Dezember stehen
Kenia unruhige Monate bevor. Die Chancen der Regierung
wiedergewählt zu werden, sind durch Korruptionsaffären
belastet. Als Aktivposten kann die Regierung jedoch auf ein hohes
Wirtschaftswachstum von rund 5 Prozent verweisen, vor allem der
Tourismus floriert."
An dieser Stelle sei auf den Abschnitt III des Artikels Korruption in der Politik in GegenStandpunkt 1-2000 verwiesen:
Korruption als Gesichtspunkt imperialistischer Politik.
Die Außenwirtschaft
stellt des weiteren folgendes fest und dementiert damit gleichzeitig,
daß die "Korruption" mit "uns", also der imperialistischen
Staatenwelt, nichts zu tun hätte:
"Auslöser der Krise ist der bis
auf das Jahr 2002 zurückreichenden 'Anglo Leasing Skandal', als es
im Zusammenhang mit einem hoch entwickelten, modernen Druckverfahren
für Reisepässe und Laboreinrichtungen für die Polizei zu
irregulären Zahlungen von 49 Millionen Pfund an die britische
Firma Anglo Leasing & Finance Co Ltd gekommen war, ohne daß
es ein öffentliches Angebot gegeben hätte und eine Lieferung
erfolgt wäre. Der diesen Fall untersuchende 'Permanent Secretary
for Ethics and Governance', John Githongo, war aus Angst um sein Leben
und das seiner Familie bereits vor knapp zwei Jahren nach
Großbritannien geflohen, sein Büro wurde danach geschlossen.
Ende Januar 2006 veröffentlichte der britische Daily Telegraph weitere Einzelheiten des 91-seitigen 'Githongo Reports', wonach auch Präsident Kibaki in den Skandal verwickelt gewesen sein soll."
Und was die Hilfe der "Weltgemeinschaft" in Sachen "Armutsbekämpfung" anbelangt:
"Im Kontext der 2003 beschlossenen
und bis 2007 angelegten Economic Recovery Strategy for Wealth and
Employment Creation (ERSWEC) unternimmt die Regierung Kibaki
Anstrengungen, das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, den
Arbeitsmarkt zu entlasten und – vor allem – die Armut zu
verringern. Der Internationale Währungsfonds (IWF)
unterstützt ERSWEC im Rahmen seines im November 2003 für
Kenia gebilligten Armutsbekämpfungs- und Wachstumsprogramms,
kritisierte in seinem Mitte 2006 vorgelegten Bericht allerdings erneut
die unzureichende Durchsetzung der Gesetze. Dabei signalisierte der IWF
auch Enttäuschung über die Zusammenarbeit mit der Regierung
in Nairobi." Gleichzeitig weist die Zeitschrift darauf
hin, daß 75 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft
abhängig sind und im Jahre 2006 mehr als 3,5 Millionen Menschen
von einer Dürrekatastrofe betroffen waren. An dieser agrarischen
Abhängigkeit ändert auch der geförderte Boom in der
Telekommunikation und im Tourismus - durch abgeschottete Hotelreservate
für Urlauber aus imperialistischen Ländern - nichts. Die
kenianische Regierung laviert also zwischen einem
Durchfütterungsprogramm für ihre Bevölkerung und einem
imperialistischen Anspruch nach Wirtschaftentwicklung, für den
unter dem Strich der allergrößte Bevölkerungsteil nur
lästige "Überbevölkerung" ist.
Soweit also nichts großartig Neues, was ein "Entwicklungsland" angeht.
Bloß, dabei bleibt es nicht mehr, wenn es um die
"Demokratisierung" eines Landes zu gehen hat. Was einem
imperialistischen Kampfblatt wie der Süddeutschen Zeitung dazu an im Grunde völlig unsachgemäßer Betrachtungsweise einfällt, erfodert schon ein paar Anmerkungen.
(07.03.08)