IG Metall-Chef Huber für Generalstreik – in Spanien
Aber warum?

Nun kann man sich ja fragen, warum IG Metall-Chef Berthold Huber den gegen das dortige Sparpaket (am 29.03.) generalstreikenden spanischen Gewerkschaften seine Solidarität erklärt hat, was er ja beispielsweise im Falle Griechenlands nie getan hat. Sicher, eine wirklich Solidarität sähe anders aus. Da würde hierzulande ein starker Arm alle Räder stillstehen lassen und die Eurorettungsschirme und alle daran geknüpften Bedingungen hinsichtlich einer Verelendung der Arbeiterklasse (insbesondere in den südeuropäischen Krisenstaaten) wäre schneller baden gegangen, als Frau Merkel sich dazu hätte äußern können. Aber daran hat er keine Sekunde gedacht. Ganz abgesehen davon, daß sich ein deutscher Gewerkschaftschef nie seiner Gefolgschaft sicher sein kann: Nicht umsonst belassen es die hiesigen Gewerkschaften längst im großen und ganzen bei der lächerlichsten Form von Streik, beim Warnstreik. Bei einem solchen kann nie von einem Schlag (strike) gegen die Gegenseite die Rede sein. Ein Warnstreik ist ja lediglich eine erfahrungsmäßig nicht ernst zu nehmende Drohung mit einem Streik. Einen solchen wollen deutsche Gewerkschaften nicht führen, weil der eine gewollte Schädigung der Gegenseite einschlösse. Und genau das will jemand nicht, der auf den Erfolg des Kapitals baut, deren Arbeitnehmer er in Eigenregie verwalten darf und nach Belieben an der Nase herumführen kann.
Dennoch: Was hat Herrn Huber nun aufgrund dessen, daß bekannt ist, was die IG Metall von internationaler Solidarität hält (nämlich nicht einmal ein Lippenbekenntnis), dazu gebracht, sich mit den spanischen Arbeitervertretungen vehement solidarisch zu erklären. Bei einer solchen Erklärung ist es auch zu kurz gegriffen zu sagen, die Sozialdemokraten (unter José Luis Rodríguez Zapatero) seien ja nicht mehr an der Macht. Schließlich sind die hierzulande oder in Italien ja auch nicht mehr an der Macht. Und die Lage der Arbeiter sieht bzw. sah selbst unter sozialdemokratischen/sozialistischen Regierungschefs nicht einen Deut rosiger als unter einem anderer Parteifarbe aus, nirgendwo, weder in Griechenland unter Papandhréu, in Spanien unter Zapatero oder hierzulande unter dem Agenda-2010-Supermann Schröder. Die Arbeitnehmerrechte wurden überall beschnitten, der Sozialsstaat überall abgebaut.
Nein, die Haltung Hubers ist viel konstruktiver. Und zwar im Sinne der Ideologie, die der Gegenseite, die das Urheberrecht darauf beanspruchen kann und sich auf diese Ideologie nicht gerade weniger gut versteht als die IG Metall oder sonst eine der DGB-Gewerkschaften: Wirtschaftswachstum  – muß sein! Wenn  Huber sagt, man könne sich nicht einfach "aus der Krise hinaussparen" (IG Metall online, 27.03.12), dann trifft er aufs Wort genau die Tonlage des Manager Magazins (z.B. 12.11.11): "Gefangen in der Todesspirale"). Sicher ist es nicht besonders erhellend, darauf hinzuweisen, daß ein DGB-Funktionär dort und nicht etwa aus der Zeitschrift GegenStandpunkt seine Anregungen holt. Aber dann sollte man auch nicht verblüfft sein darüber, daß er sich auf einmal auf die geschilderte Weise mit dem Generalstreik in Spanien solidarisch erklärt. Das, was ihm im Falle Griechenland noch als Ausnahme erschien, scheint ihm und eben nicht nur ihm eine Strategie zu sein, die das ganze kapitalistische System tangiert, dem er sich ja so wahnsinnig qua (Gewerkschafts-)Amt verpflichtet fühlt.
Es ist völlig klar, daß mit Huber und Co. an der Spitze Europa viel besser, reibungsloser, krisenfreier, sozialer etc. wäre. Aus ihrer Sicht müßte ein Manager Magazin ja sowieso Mißmanager Magazin heißen. Aber so mies ist es ja dann auch wieder nicht, daß es Huber und Co. nicht gewinnheischend studieren würden...
(01.04.12)