Die erste politische Frauenversammlung fand im Frühling 1850 im US-Bundesstaat Ohio statt, am 23. und 24 Oktober gab es dann Zusammenkünfte in Worcester, Massachusetts, die unter dem Titel »Versammlungen für die Rechte der Frauen« stattfanden (nach Harriet Taylor: Über Frauenemanzipation, 1851). Der Streik der Textilarbeiter 1857 in New York wurde von den Arbeiterinnen dominiert. Karl Marx nahm in einem am 12.12.1868 geschriebenen Brief auf die Entwicklung in den USA Bezug:
"..., zeigt sich sehr großer Fortschritt in dem letzten Kongreß der American »Labor Union« darin, daß er die weiblichen Arbeiter mit völliger Parität behandelt, während ein engherziger Geist in dieser Beziehung den Engländern, noch viel mehr aber den galanten Franzosen zur Last fällt. Jeder, der etwas von der Geschichte weiß, weiß auch, daß große gesellschaftliche Umwälzungen ohne das weibliche Ferment unmöglich sind. Der gesellschaftliche Fortschritt läßt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts (die Häßlichen eingeschlossen)." (MEW 32, S. 582f)
Marx ist allerdings nicht der Auffassung, daß mit einer rechtlichen Gleichstellung Emanzipation erreicht wäre: Gegen einen gewissen Rudolph, der Verbrechen gegen in einem Dienstverhältnis stehende Kindermädchen unter Strafe gestellt sehen möchte, polemisiert Marx, Charles Fourier zitierend:

»"Ehebruch, Verführung macht den Verführern Ehre, ist guter Ton ... Aber, armes Mädchen! der Kindermord, welch ein Verbrechen! Wenn sie auf Ehre hält, muß sie die Spuren der Unehre auslöschen, und wenn sie den Vorurteilen der Welt ihr Kind aufopfert, so ist sie noch mehr geschändet und verfällt den Vorurteilen des Gesetzes ... Das ist der fehlerhafte Kreislauf, welchen aller zivilisierte Mechanismus beschreibt."
"Die junge Tochter, ist sie nicht eine Ware, zum Verkauf ausgeboten für den ersten besten, der das exklusive Eigentum dieses Mädchens erhandeln will? ... De même qu'en grammaire deux négations valent une affirmation, l'on peut dire qu'en négoce conjugal deux prostitutions valent une vertu."
[Wie in der Grammatik zwei Verneinungen gleich einer Bejahung sind, so, kann man sagen, sind im Ehehandel zwei Prostitutionen gleich einer Tugend.]
"Die Veränderung einer geschichtlichen Epoche läßt sich immer aus dem Verhältnis des Fortschritts der Frauen zur Freiheit bestimmen, weil hier im Verhältnis des Weibes zum Mann, des Schwachen zum Starken, der Sieg der menschlichen Natur über die Brutalität am evidentesten erscheint. Der Grad der weiblichen Emanzipation ist das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation."
"Die Erniedrigung des weiblichen Geschlechts ist ein wesentlicher Charakterzug der Zivilisation wie der Barbarei, nur mit dem Unterschied, daß die zivilisierte Ordnung jedes Laster, welches die Barbarei auf eine einfache Weise ausübt, zu einer zusammengesetzten, doppelsinnigen, zweideutigen, heuchlerischen Daseinsweise erhebt ... Keinen trifft die Strafe, das Weib in der Sklaverei zu erhalten, tiefer als den Mann selbst."«

[MEW 2, S. 207f,
Marx zitiert hier aus folgenden Schriften Charles Fouriers: »Théorie des quatre mouvements et des destinées générales« (Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen), 1. Ausgabe, 1808; »Le nouveau monde industriel et sociétaire« (Die neue Welt der Industrie und der Genossenschaften), 1. Ausgabe, 1829, sowie »Théorie de L'unité universelle« [Theorie der universellen Einheit], 1822.]

Sieht man einmal von Fouriers Spekulationen - die sie schöne Seite einer materialistischen Basis haben, nichtsdestoweniger Spekulationen sind - ab, wie eine ideale Gesellschaft, - er nennt sie »Harmonie« - aussehen könnte, war er ein Gesellschaftsanalytiker, der in seinen Analysen nicht immer, so doch nicht selten richtig, manchmal freilich - sich nicht der Systemimmanenz seiner Argumente bewußt - nur fast richtig lag. Man denke nur an die »Mängel«, die er vor fast 200 Jahren bezüglich der Zivisation festgestellt hat:
"1. Eine Minorität, die Herrschenden, bewaffnet Sklaven, die eine Majorität unbewaffneter Sklaven im Zaum halten.
2. Mangel an Solidarität der Massen und dadurch erzwungener Egoismus.
3. Zweideutigkeit aller Handlungen der Gesellschaft und seiner sozialen Elemente.
4. Innerer Kampf des Menschen mit sich selbst.
5. Die Unvernunft zum Prinzip erhoben.
6. In der Politik wird die Ausnahme als Grundlage für die Regel.
7. Das knorrigste und hartnäckigste Genie wird gebeugt und kleinmütig gemacht.
8. Erzwungene Begeisterung für das Schlechte.
9. Stetige Verschlimmerung, indem man zu verbessern glaubt.
10. Vielseitiges Unglück für die ungeheure Mehrheit.
11. Fehlen einer wissenschaftlichen Opposition gegen die herrschenden Theorien.
12. Verschlechterung der Klimate. Letzteres, durch die Zerstörung der Wälder und daraus folgendes Austrocknen der Quellen herbeigeführt, müsse nothwendig und sicher bis gegen Ende des Jahrhunderts klimatische Exzesse erzeugen." (zusammengefaßt - in der Abstraktion Mißverständnisse nicht ausschließend - von: August Bebel
: Charles Fourier - Sein Leben und seine Theorien, Stuttgart 1890, S.246) -
Fourier setzt Barbarei und Zivilisation in Beziehung und stellt fest, daß das Urteil gar nicht so eindeutig ausfallen kann, wie gesellschaftliche Vorurteile es verlangen. Um den Zusammenhang letzteren Zitats deutlicher zu machen, hier nochmal die ganze Passage über die Erniedrigung der Frauen in der Zivilisation:

"Kann man in dem Los, das ihnen zugefallen ist, auch nur den Schimmer von Gerechtigkeit erblicken? Ist das junge Mädchen nicht eine Ware, jedem feilgeboten, der ihren Erwerb und Alleinbesitz erhandeln will? Ist ihre Zustimmung zu dem ehelichen Band nicht ein Hohn: da sie doch durch die Tyrannei der Vorurteile, der sie seit ihrer Kindheit ausgesetzt ist, dazu gezwungen wird. Man will ihr einreden, die Fesseln, die sie trägt, seien aus Blumen gewunden. Aber kann sie sich über ihre Erniedrigung selbst in jenen, von Philosophie aufgeblasenen Ländern wie England, täuschen, wo die Männer das Recht haben, ihre Frauen am Strick zu Markte zu führen und sie wie Vieh dem Meistbietenden zu verkaufen? Ist unsere öffentliche Meinung etwa fortgeschrittener als in den dunklen Jahrhunderten, in denen auf einem Konzil von Burgund, einem wahren Konzil von Vandalen, darüber gestritten wurde, ob die Frau eine Seele habe? Die Frage wurde nur mit einer Mehrheit von drei Stimmen bejaht. Die englischen Gesetze, welche die Moralisten preisen, gestehen den Männern verschiedene Rechte zu, die für ihr Geschlecht nicht weniger entehrend sind, zum Beispiel das Recht des Mannes, sich von dem anerkannten Liebhaber seiner Frau eine finanzielle Entschädigung zahlen zu lassen. In Frankreich sind die äußeren Formen weniger roh, aber die Sklaverei bleibt die gleiche. Hier sieht man, wie überall junge Mädchen dahin welken, erkranken und sterben, weil sie die Vereinigung nicht eingehen dürfen, nach der die Natur unerbittlich verlangt, eine Vereinigung, die ihnen das Vorurteil unter Drohung der Entehrung so lange verweigert, bis sie rechtmäßig verkauft sind. Diese Fälle kommen, wenn auch nicht häufig, so doch oft genug vor, um die Sklaverei des schwachen Geschlechts, die Mißachtung der Natur und das Fehlen jeder Gerechtigkeit den Frauen gegenüber zu bezeugen.
Die Erfahrung in allen Ländern liefert Beispiele dafür, daß die Erweiterung der weiblichen Rechte glückliche Resultate verspricht. Man hat immer beobachten können, daß gerade die vortrefflichsten Nationen den Frauen die meisten Freiheiten einräumten; das trifft für Wilde und Barbaren ebenso wie für Zivilisierte zu. Die Japaner, die fleißigsten, tapfersten und ehrenhaftesten unter den Barbaren, sind auch am wenigsten eifersüchtig und am nachsichtigsten gegen ihre Frauen, so sehr, daß die chinesischen Affenhorden nach Japan reisen, um dort die Liebe zu genießen, die ihre scheinheiligen Sitten verbieten.
Die Bewohner von Tahiti waren aus demselben Grund die besten unter den Wilden; bei geringem Reichtum des Landes hatte noch kein Stamm die menschliche Arbeit so weit entwickelt. Die Franzosen, die die Frauen weniger drangsalieren als die anderen, sind auch die besten Zivilisierten; da sie in jeder Hinsicht die wandlungsfähigste Nation sind, könnte ein geschickter Herrscher in kürzester Zeit den höchsten Nutzen aus ihnen ziehen. Trotz gewisser Fehler wie Leichtfertigkeit, individuellen [
(Fußnote Fouriers:) Den Vorwurf des Dünkels kann man nicht gegen die französische Nation erheben, sondern nur gegen den Einzelnen. [....]] Dünkels und Unreinlichkeit, sind sie dennoch die ersten unter den zivilisierten Nationen, allein durch ihre Wandlungsfähigkeit, eine Wesensart, die der der Barbaren am fernsten steht. 

Ebenso kann man beobachten, daß es die lasterhaftesten Nationen sind, die ihre Frauen am tiefsten erniedrigen, was das Beispiel der Chinesen belegt, diese Hefe der Welt, das schurkischeste, feigste und gierigste unter allen arbeitsamen Völkern, die denn auch in der Liebe am eifersüchtigsten und intolerantesten sind. Unter den modernen Zivilisierten sind die Spanier am wenigsten nachsichtig mit dem anderen Geschlecht; so sind sie denn auch hinter allen europäischen Nationen zurückgeblieben und haben sich weder in den Wissenschaften noch in den Künsten ausgezeichnet. Was die wilden Stämme anlangt, so würde die Nachforschung erweisen, daß die lasterhaftesten wieder diejenigen sind, die die geringste Rücksicht auf das schwache Geschlecht nehmen und bei denen die Lebensbedingungen der
Frauen die unglücklichsten sind.
Allgemein läßt sich die These aufstellen: Der soziale Fortschritt und der Übergang von einer Periode zur anderen erfolgt auf Grund der Fortschritte in der Befreiung der Frau, und der Niedergang der Gesellschaftsordnung wird durch die Abnahme der Freiheit für die Frau bewirkt.
Andere Einflüsse wirken auf' die politischen Wechselfälle, aber es gibt keine Ursache, die so rasch zu sozialem Fortschritt oder Niedergang führt, wie der Wechsel im Los der Frauen. Ich habe schon gesagt, daß, sollten wir die Institution des Harems übernehmen, wir bald Barbaren wären, und daß die Abschaffung des Harems die Barbaren zu Zivilisierten machen würde. Zusammenfassung: die Erweiterung der Privilegien der Frauen ist die allgemeine Grundlage allen sozialen Fortschritts." 
Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen«, dt. 1966, (Europ. Verlagsanstalt, herausgegeben von Theodor W. Adorno)]

Auf einen entscheidenden Fehler Fouriers weist , nein, nicht Marx, sondern August Bebel hin:

"Fourier beurtheilt den Kulturgrad einer Gesellschaft nach der Stellung, welche die Frau in derselben einnimmt, ein heute allgemein getheilter Standpunkt. Er geht aber weiter und macht die Gesellschaftsentwicklung überhaupt von der Stellung der Frau abhängig; nach ihm geht die Veränderung in der Stellung der Frau einem neuen Kulturzustand voraus, was nicht richtig ist, sondern diese Veränderung ist Folge. Wohl hat die bürgerliche Gesellschaft scheinbar Recht, und so urtheilt Fourier, daß die monogamische Ehe mit ihren legitimen Kindern Grundlage ihrer Gesellschaft ist, aber dieser monogamischen Ehe voraus geht das bürgerliche Eigenthum, der Privatbesitz an Grund und Boden und an den Produktionsmitteln. Der Privateigentümer ist bestrebt, sein Eigenthum zusammenzuhalten, auch über seinen Tod hinaus; er will in seinem Eigenthum gewissermaßen fortleben. Er sucht also einen Erben, der seinen Intentionen gemäß sein Eigenthum verwaltet und wo möglich vermehrt. Wo kann er diesen seinen Intentionen entsprechenden Erben besser finden, als in dem von ihm selbst gezeugten Kinde, das vielleicht auch der Erbe seiner Charaktereigenschaften ist und das er vor allen Dingen durch die Gewalt, die er über es ausüben kann, seinen Absichten gemäß zu bilden und zu erziehen suchen wird? Damit aber der Erbe auch sein wirklich legitimer Erbe sei, muß er möglichst sich vor der Gefahr sichern, die Kinder eines Fremden als die seinen ansehen zu müssen, und deshalb umgiebt er die Ehe mit all den gesetzlichen Zwangseigenschaften, die sie heute besitzt.

Die bürgerliche Ehe ist also mit dem bürgerlichen Eigenthum innig verwachsen, sie geht daraus hervor, und es ist ein ganz falscher Schluß, den Fourier macht, wenn er glaubt, in der bürgerlichen Ehe das Hauptübel sehen zu müssen, das der Umwandlung des bürgerlichen Zustandes in seinen sozietären sich entgegenstellt. Er ist von seiner Ueberzeugung, daß nur die Einehe das Hinderniß für den Ausgang aus der Zivilisation bilde, so durchdrungen, daß er dem Konvent vorwirft, dadurch die Revolution in ihrer Wirkung beschränkt zu haben, daß er vor der Ehe stehen geblieben sei. Wie konnte er nur eine halbe Maßregel, wie die Ehescheidung, gutheißen? Es waren die Philosophen, durch welche der Konvent sich gefangen nehmen ließ, sonst hätte nach seiner Meinung es geschehen können, daß die Revolution von 1793 eine zweite gebar, die eben so wunderbar gewesen wäre, als die erste entsetzlich war.

An sich ist es vollkommen richtig, wenn Fourier die Höhe eines Kulturzustandes bemißt nach der Stellung, welche die Frau in ihm einnimmt, es ist aber falsch, wenn er die Stellung der Frau als das Primäre, die Eigenthumsverhältnisse als das Sekundäre ansieht. Das Umgekehrte ist die Wahrheit. Im gesellschaftlichen Urzustand herrscht der Kommunismus an Grund und Boden, und wo dieser herrschte oder noch herrscht, existirt auch überall die freie Liebe, eingeschränkt durch gewisse Grenzen, die der allzunahen Blutsverwandtschaft gezogen werden. In diesem Zustand herrscht auch das Mutterrecht; wohl läßt sich die Mutter, aber nicht der Vater des Kindes nachweisen. In dem Maße, wie die Eigenthumsverhältnisse sich ändern, ändern sich auch die Beziehungen der Geschlechter. Mit der Entstehung von persönlichem Eigenthum wird auch die Frau persönliches Eigenthum, und da sie zugleich Arbeitsmittel wird, entsteht die Polygamie. Es giebt jetzt viele Mütter, aber einen Vater. Aber der Vater, der Töchter besitzt, wünscht seinen Töchtern, wenn er sie verheirathet, eine bevorzugte Stellung unter den anderen Frauen. Dieser Wunsch ist der Wunsch aller Eigenthümer, ihre Wünsche begegnen sich und man sucht durch größere Mitgift die Befriedigung dieser Wünsche zu erleichtern. Das Heirathsgut ist der Preis. Noch aber sind die Töchter im Gegensatz zu den Söhnen des Erbrechts beraubt. Allmälig erlangen sie auch dieses, sei es als Kaufpreis neben dem Heirathsgut, sei es als Tochter, die keine konkurrirenden Brüder hat. Damit kommt die Frau in die Lage, wo sie, statt der bevorzugten Frau, die einzige Frau wird. Aus der Polygamie wird allmälig die Monogamie. Eigenthum und Erbrecht in ihrer weiteren Entwicklung sind die Klammern, welche die Einehe zusammenhalten, und da die Eigenthümer auch die Gesetzgeber sind, wird die Einehe, ganz abgesehen von dem Mangel an materiellen Mitteln, der bei Privateigenthum den meisten Männern es unmöglich macht, mehrere Frauen ernähren zu können, Zwangsordnung auch für Jene, die kein Eigenthum und folglich nichts zu vererben haben. Die hierarchische Ordnung und die Gesetze, d. h. der Zwang, kommen stets von Oben, sie sind die in Paragraphen formulirten Interessen der herrschenden Klassen. Der Kampf gegen diese Ordnung geht stets von Unten aus, und aus diesem Kampf, der selbst wieder auf der Entwicklung der sozialen und materiellen Lebensbedingungen der Masse beruht, entsteht der gesellschaftliche Fortschritt. Mußten also hiernach Fourier's positive Vorschläge, weil sie auf einer falschen Grundanschauung beruhten, negativ bleiben, so hat hingegen seine negative Kritik an den bestehenden Zuständen sehr positiv gewirkt." (August Bebel: Charles Fourier - Sein Leben und seine Theorien, Stuttgart 1890, S.172ff - (Orthografie im Original belassen))

Dies sei vor allem der deutschen Sozialdemokratie, die ihre Theoretiker von einst nicht kennt (und längst keine mehr hat), ins Stammbuch geschrieben. Auf sie geht die Einführung des »Tags der Frau« vor nun genau 100 Jahren zurück:
"Ein sozialdemokratischer Frauentag, der für das Frauenwahlrecht Stimmung machen sollte, fand gestern in Deutschland, Oesterreich und in der Schweiz statt. Die Sozialdemokratie hat in allen Orten dieser drei Staaten, in denen sie eine nennenswerte Organisation verfügt, Versammlungen mit der Tagesordnung »Her mit dem Frauenwahlrecht!« veranstaltet. In Berlin allein waren 41 solche Versammlungen anberaumt worden. Die Redner erklärten das politische Frauenwahlrecht als eine Hauptforderung des sozialdemokratischen Programms. ..." (Augsburger Abendzeitung, 20.03.1911)
Die Augsburger Neuesten Nachrichten berichten unter der Überschrift »Sozialdemokratische Demonstrationen für die politische Gleichberechtigung der Frau«: "Am Sonntag nachmittag fand im »Kohlergarten« eine stark und zwar durchweg von Frauen besuchte sozialdemokratische Versammlung statt. Nach zwei Referaten, die Frau Emilie Maurer aus München und Herr Landtagsabgeordneter Rollwagen erstatteten, wurde eine Resolution angenommen, die das Wahlrecht für die Frau fordert, und die Frauen auffordert, sich auf den Boden der Sozialdemokratie zu stellen. Eine gleichzeitig in der »Sonne« in Lechhausen tagende gut besuchte sozialdemokratische Versammlung nahm nach einem Referat der Frau Greifenberg die gleiche Resolution an." (ANN, 21.03.1911)

Zur Erläuterung: Der erste Frauentag fand am 19.03. statt, er wurde erst 1921 auf den 8. März verlegt, von der 2. kommunistischen Frauenkonferenz in Erinnerung an den Streik der Textilarbeiterinnen in Petersburg 1917 nämlichen Tags. Auch nicht gerade ein Bravourstück, daß die Revolution es für nötig erachtet hat, den Frauen einen extrigen Gedenktag einzuräumen: Ihr Setzen auf eine - nun wirklich vollzogene - Gleichberechtigung macht ihren, Emanzipation revidierende Eigenart deutlich.

Grund für die Vorkriegskampagne war die nunmehr völlig durchgesetzte, opportunistische Haltung der SPD
- Einzelstimmen wie die Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs fielen nicht mehr ins Gewicht - , die ihr Heil in der Erringung der parlamentarischen Mehrheit suchte. (Die bürgerliche Presse damals wie z.B. die Augsburger Postzeitung und die Neue Augsburger Zeitung (NAZ) hatten alle Mühe, diesen Opportunismus als rein taktisch begründet darzustellen, um ihn nicht für bare Münze halten zu müssen, was sie ja nicht wollten, sie wollten in der SPD ja nach wie vor ihren revolutionären Feind sehen!) Diese Mehrheit zu erreichen schien allerdings schier unmöglich. Sollte sie jedoch den Frauen das Wahlrecht erstreiten, dann, so ihr Gedanke, würden die pflichtschuldigst auch für die Sozialdemokraten stimmen und ihnen so zur Mehrheit verhelfen. [Die NAZ agitierte die Frauen währenddessen mit unpolitischen Themen wie Der neue Sensationsrock - der Hosenrock (15.03.1911) oder Wieviel Schuhwerk braucht die moderne Frau? bzw. Was Frauen nicht tragen (Schleier und Handschuhe) (23.03.1911)] Schon damals konnte man also sehen, daß die Forderung der Sozialdemokratie nach einem Frauenstimmrecht nichts als blanker Hohn auf eine Emanzipation der Frauen war. Leider waren viele naiv genug, darauf hereinzufallen, interpretierten die Forderung gutmütig in den Einstieg zum Ausstieg aus dem System.

Nun sind 100 Jahre vergangen und das Frauenwahlrecht hat den Frauen keinerlei Vorteile gebracht, sei es in ihrer Stellung in der Arbeitswelt - immer wieder ist ja zu vernehmen, daß nicht einmal gleicher Lohn für gleiche Arbeit gang und gäbe sei - noch im Privatleben, insbesondere unter dem Joch der bürgerlichen Zwangsgemeinschaft namens Ehe, aus der auszubrechen bekanntlich in aller Regel mit nicht geringen Kosten verbunden ist.  All die »Mißstände« heute freilich werden nicht auf ihren wirklichen Grund zurückgeführt, sondern darauf, daß das Wahlrecht nicht ausreichend sei: Frauen müßten in Politik und Wirtschaft, insbesondere in den leitenden Positionen, in gleicher Anzahl vertreten sein, heißt die neue Devise. Ja, dann wäre der Kapitalismus endlich einer ohne Schattenseiten, denn selbstverständlich würden die Frauen dafür sorgen, daß sie gleichberechtigten »Sachzwänge« der Nation wie des Kapitals viel besser vertreten würden, indem die Lasten dieser Gesellschaftsordnung auf Mann und Frau (der Lohnarbeiterklasse) dann auch wirklich gleich verteilt werden würden! Oder auch nicht, siehe die Bundeskanzlerin und ihre Ministerinnen.

Der Internationale Frauentag ist also kein Grund zum Feiern, vielmehr ein Grund ehrliche Bilanz zu ziehen, mit der kapitalistischen Gesellschaft abzurechnen und die Gleichung Gleichberechtigung = Emanzipation der Lüge zu überführen.
(05.03.2011)