Dario Fo Franca Rame Offene ZweierbeziehungDario Fo + Franca RameLiteraturtip des Monats Mai

Offene Zweierbeziehung

von Dario Fo und Franca Rame

In der derzeit laufenden, famosen Aufführung des Stücks im s'ensemble-Theater zu Augsburg wird nicht nur die geniale Umsetzung des Stückes deutlich, sondern, wie man am Foto [KoKa-Archiv] rechts sieht,  hat sich das Theater auch im Outfit an der originalen Besetzung, an den Autoren selber, orientiert. Das Stück selber macht die Schwierigkeit vorstellig, eingefahrene Moralvorstellungen zu durchbrechen. Doch wenn man es versucht, wird das Leben oft nur allzu grotesk und man kann jeden Nachahmer bzw. jeder Nachahmerin nur frohes Gelingen wünschen. 
Das Werk wurde übrigens erstmals im November 1983 in Bologna uraufgeführt. Franca Rame stellte 1985 auf dem Festival des Freien Theaters in München allerdings nicht dieses Stück, sondern "Nur Kinder, Küche, Kirche" vor, während Dario Fo mit "Mistero Buffo" und "Gechichte einer Tigerin" vertreten war. Gerade auch derjenige, der die Autoren kennt, sollte sich die Augsburger Aufführung nicht entgehen lassen, die, die jene nicht kennen, sowieso genauso wenig.
Franca Rame zum Stück: "Wo Du politisch stehst ist ablesbar an deinen Beziehungen zu deiner Mutter, deiner Frau, deiner Tochter, deiner Schwester. Hier manifestiert sich die Ideologie, die du im Kopf hast! Ich kenne einen Haufen Männer, die hervorragende Politiker sind [gemeint sind natürlich (ML-)Politiker der Kommunistischen Partei Italiens, die damals in Italien ja eine einflußreiche Größe war], echte Genossen, und sich zu Hause, in den eigenen vier Wänden schlimmer aufführen als der letzte bürgerliche Faschist. So sieht die Realität aus! Und deshalb ist jemand, der diesen Text als Spektakel, als bloße Unterhaltung begreift, ein Schwachkopf. Davon bin ich überzeugt. Wie dieser Mann in dem Stück sich verhält ist wirklich faschistoid. So als ob einer ankommt und sagt: Ich mache, was ich will, ich bin ein guter Genosse, hab sämtliche Schwarten intus, angefangen bei Lenin, aber im Privatleben benehme ich mich wie ein echter Scheißkerl! - denn einer, der seine Frau derart behandelt, ist ein Scheißkerl. Denk nur an deinen Mann... und manchmal ist meiner nicht besser... warum lachst du?"