Argentinien 10 Jahre nach der Pleite
Der Sonderweg – eine Konfrontation mit der Freiheit des (internationalen) Kapitals
es sei an dieser Stelle der Übersicht halber der taz-Artikel (06.01.12) dokumentiert:
Diese Konfrontation ist noch nicht ausgestanden. Es kommt darauf an,
wieviel politische Gewalt, hauptsächlich natürlich US-Gewalt,
sich dahinter versammelt. Argentinien ist deshalb nach wie vor unter
strengster Beobachtung hinsichtlich von »Fehltritten«, d.h.
staatlichen Maßnahmen die vor allem im weiteren politischen Sinne
den USA nicht in den Kram passen. Und dabei ist das Sanierungsprogramm
per se überhaupt nicht auf Konfrontation ausgelegt. Sein Inhalt
ist die Wiederherstellung staatlicher Handlungsfreiheit. Das das von
interessierten Kreisen gleich als Anschlag auf die Freiheit des
Kapitals genommen wird, das allein die Souveränität eines
Staates einen Sozialismusvorwurf beinhaltet, das ist dem Fortschritt
imperialistischer Ansprüche und deren weltweiten Erfolge,
nämlich der Unterordnung von Ländern und Leuten unter seine
Ansprüche geschuldet. Es ist schön zu lesen, daß sich
ein IWF-Chef (und sicher nicht nur der) gar nichts anderes vorstellen
mag, als eben diese Unterordnung als Selbstverständlichkeit
schlechthin.
Auf der anderen Seite ist auch klar: So konstruktiv im kapitalistische
Sinne es auch ist, sich um eine prinzipielle Aufkündigung der
ganzen kapitalistischen Prinzipien im eigenen Land herumdrücken zu
wollen, so ist doch eine va banque-Kalkulation, weil es dem Staat
Argentinien eben nicht mehr als eine Schnaufpause, die ihm der
Imperialismus auf Widerruf gewährt, verschafft.
Selbst diese Schnaufpause muß die Bevölkerung sehr teuer bezahlen. Das
kann Argentinien dem Imperialismus gegenüber allerdings als
Pluspunkt einbringen: Es hat die Wirtschaft überhaupt wieder ins
Rollen gebracht. Ob der es ihm anrechnet bzw. wann der es Argentinien
nicht mehr als ausreichend anrechnet, liegt nicht in Händen einer
argentinischen Regierung. Da kann die als Präsidentin
wiedergewählte Cristina Kirchner ganz schnell von der starken
Figur zur tragischen werden.... [Man kann sich ja die
Überschriften imperialistischer Magazine unschwer im voraus
vorstellen.]
(12.01.2012)
