Gefährdet Springer die Demokratie?

 

Für 4,2 Milliarden Euro kauft die Springer AG die ProSiebenSat.1-Fernsehfamilie. Die taz (6./7.08.) wittert darin eine mögliche Gefährdung der Demokratie. Wie das?

Ist die Springer-Publizistik etwa undemokratisch? Liegt der Maßstab demokratisch/undemokratisch nicht in den Inhalten — oder macht er sich bloß in der Beherrschung von Marktanteilen geltend? Ist die deutsche Fernsehwelt, sei es die private, sei es die öffentlich-rechtliche, nicht längst mehr oder weniger auf BILD-Niveau gekommen — oder machen nicht alle Beteiligten sich zumindest die Maßstäbe des Hauses Springer zu eigen, um gegen die Konkurrenz zu punkten? Ist das verehrte Publikum nicht längst auf einem Stand intellektueller Verwahrlosung angekommen, dem alle — erfolgsgeil wie sie sind — entsprechen wollen, ja müssen?

Und wenn es um die Inhalte geht, muß man dann nicht vom Nationalismus, vom nationalen Erfolg reden, dem sich auch jede seriöse Feder und jedes studierte Mundwerk hierzulande selbstverständlich verpflichtet weiß? Der Maßstab nationalen Erfolgs und die dafür nötige nationale Agitation — das soll undemokratisch sein?

Ist ein national-demokratisch gleichgeschaltetes Publikum nicht längst Ideal wie Ausgangspunkt von Politik und Öffentlichkeit? Wie sonst könnten sie verfangen? Und: Braucht es hierfür noch groß unterschiedliche Angebote? Wofür noch verklausulierte Sätze etwa in der "Zeit", wenn mit Springer das gleiche viel einfacher und erfolgreicher möglich ist?

Wofür dann auch noch eine "intellektuelle" taz, die auch angesichts des neuen Coups der Konkurrenz, der Demokratie partout nicht überdrüssig zu werden gedenkt? Ist die Einsicht, daß es sich beim "Pluralismus" um eine Ideologie handelt — deren Inhalt darin besteht, Gleiches unterschiedlich darzubieten —, denn so schwer?

Und noch ein Wort zu der mehr als lächerlichen demokratischen Anstalt namens "Kartellamt": Offenbar hat es unsere schöne Republik nötig, sich zwecks Glaubwürdigkeit auch (noch) diese Mühle zu halten...

© KoKa 06.08.2005